Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Laura am 7. August 2025
Veröffentlicht von Carina am 24. September 2020
Das Wichtigste in Kürze
- Schnarchen entsteht, wenn Luft beim Atmen im Schlaf durch verengte Atemwege strömt und dabei weiches Gewebe vibriert.
- Etwa jeder dritte Erwachsene schnarcht regelmäßig. Männer häufiger als Frauen. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit.
- Nicht jedes Schnarchen ist gefährlich. Doch sobald Atempausen dazukommen, kann es ein Zeichen für die sogenannte Schlafapnoe sein, und die hat Folgen für Herz, Kreislauf und Leistungsfähigkeit.
Wohl alle von uns haben schon einmal mehr oder weniger mit dem Phänomen „Schnarchen“ zu tun gehabt. Häufigkeit und Belastung variieren dabei. Für die einen ist es eher randständig, andere nervt es bis hin zu der Entscheidung, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schauen wir uns also etwas genauer an, was es mit dem Schnarchen auf sich hat.
Was ist Schnarchen eigentlich?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) existiert eine fundierte Definition des Schnarchens nicht. Die Diagnose „Schnarchen“ kann dann gestellt werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
- Der Betroffene bzw. der Bettpartner berichtet über eine atmungsabhängige akustische Belästigung bzw. Geräuschentwicklung im Schlaf.
- Der Betroffene klagt nicht über eine übermäßige Schläfrigkeit bzw. Ein- und Durchschlafstörungen, die auf das Schnarchen zurückgeführt werden könnten.
- Die Geräusche gehen nicht einher mit Atempausen oder Phasen der Minderatmung. Es liegt also kein Hinweis vor, dass es sich um eine schlafbezogene Atmungsstörung (z.B. Schlafapnoe) handelt.
(Vgl. DGSM)
Schnarchen kann aus medizinischer Sicht also harmlos sein. Dazu muss allerdings ausgeschlossen werden, dass sich hinter den Atmungsgeräuschen eine schlafmedizinische Erkrankung verbirgt. Hinzu kommt der soziale Aspekt des Schnarchens. Hier geht es um den Grad der verursachten Belästigung. Entscheidend ist dabei die Wahrnehmung des Bettpartners. Selbst wenn das Schnarchen zunächst medizinisch harmlos erscheint, kann es zu Einschränkungen der Beziehungsqualität kommen. Auch wenn keine medizinische Notwendigkeit zur Behandlung besteht, kann daher eine Therapie sinnvoll sein. Doch dazu später mehr.
Was passiert beim Schnarchen?
Im Schlaf kommen wir zur Ruhe. Geist und Körper entspannen sich. Fast alle unsere Muskeln schlaffen ein wenig ab. Das betrifft auch die Muskulatur im Mund und Rachen. Der schlaffe Muskel hat eine andere Form als der straffe. Die Rachenöffnung, durch den die Atemluft in die Luftröhre ein- und ausfließt, kann kleiner werden, wenn die Muskelanspannung abnimmt. Die Zunge kann etwas nach hinten klappen, auch jetzt etwas schlaffere Hautfalten können den Durchgang im Rachen etwas schmaler machen. In der Tiefschlafphase entspannen wir besonders intensiv. Halten wir der Einfachheit halber fest, dass die gleiche Menge Luft nun durch eine kleinere Öffnung fließen muss. Der Luftstrom entwickelt in diesem Moment beim Atmen mehr Kraft. Und schon nähern wir uns dem Schnarchen, denn jetzt passiert folgendes: Der starke Luftstrom trifft auf das entspannte Gewebe, und das beginnt zu „flattern“. Zumeist beim Einatmen. Welcher Gewebeteil letztlich besonders berührt ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Mal ist es der weiche Gaumen mit Gaumensegel und Zäpfchen, aber auch die Mandeln oder Rachenwände können in „Wallung“ geraten.
In jedem Fall entsteht jetzt das typische Geräusch, das wir als Schnarchen kennen.
Arten und Schweregrade
Einfaches Schnarchen
Wer „nur“ schnarcht, aber keine Atempausen hat, gilt als primärer Schnarcher. Das ist meistens harmlos, nur nervig für den Partner oder die Partnerin.
Schnarchen und Schlafapnoe
Sollten sich allerdings beim Schlafen die Atemwege ganz oder teilweise verschließen, sieht die Sache anders aus. Dann liegt eine schlafbezogene Atmungsstörung vor, die ein Gesundheitsrisiko darstellt und behandelt werden muss. Der Atemstillstand durch blockierte Atemwege (Schlafapnoe) existiert in verschiedenen Schweregraden. Schnarchen ist nicht die Ursache dafür, kann aber ein Hinweis darauf sein.
Atemaussetzer kommen beim Schlafen immer mal wieder vor. Oftmals bemerken wir das gar nicht. Ist ein Mensch allerdings Apnoiker, wiederholen sich die Aussetzer ständig, bisweilen bis zu 30 Mal pro Stunde. Dadurch werden die Tiefschlafphasen ständig unterbrochen, der Körper befindet sich in einer ständigen Unruhe und in einem latenten Alarmzustand durch die häufigen Atemaussetzer. Der Schlaf verliert dadurch seine Erholungsfunktion und die Betroffenen leiden unter Tagesmüdigkeit, sind gereizt und immer auf dem besten Wege tagsüber einzuschlafen. Wer das über einen längeren Zeitraum an sich feststellt, sollte daher medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Typische Anzeichen von Apnoen & Hypnoen (flache Atmung):
- Morgendliche Kopfschmerzen
- Starke Tagesmüdigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Sekundenschlaf, besonders riskant im Straßenverkehr
Langfristige Risiken:
- Bluthochdruck
- Herzrhythmusstörungen
- Diabetes
- Schlaganfall
Ursachen und Risikofaktoren
Schnarchen entsteht nicht zufällig. Es gibt viele Gründe, einige beeinflussbar, andere nicht.
Anatomische Ursachen:
- Vergrößerte Gaumenmandeln oder Polypen
- Langes Zäpfchen oder tiefes Gaumensegel
- Enger Kiefer, schiefe Nasenscheidewand
Lebensstil:
- Übergewicht: Fettgewebe im Hals drückt die Atemwege zusammen
- Alkohol oder Beruhigungsmittel: Muskeln erschlaffen stärker
- Rauchen: Schleimhäute schwellen an
- Rückenlage: Die Zunge fällt zurück, blockiert den Rachen
Weitere Faktoren:
- Erkältungen oder Allergien: Behindern die Nasenatmung
- Alter: Muskelspannung lässt nach
- Männer schnarchen häufiger bedingt durch anatomische Unterschiede
Diagnose
Wie wird Schnarchen abgeklärt?
Zuerst hilft das Gespräch mit dem Arzt, aber auch mit dem/der Partner*in. Wann, wie laut, wie oft? Gibt es Atempausen?
Untersuchungen
- HNO-Check: Nase, Rachen, Gaumen
- Polygraphie: Mit einer kleinen Messbox für zu Hause werden Atmung, Schnarchgeräusche und der Sauerstoffgehalt im Blut erfasst. Diese Untersuchung dient oft als erste Screening-Maßnahme, um festzustellen, ob eine Schlafapnoe vorliegt.
- Schlaflabor: Wenn der Verdacht auf eine Schlafapnoe durch die Polygraphie bestätigt wird, folgt eine detaillierte Untersuchung im Schlaflabor mit vielen Sensoren. Hier können Mediziner den Schlaf und alle relevanten Körperfunktionen genau überwachen, um eine präzise Diagnose zu stellen und eine passende Therapie einzuleiten.
Allgemeine Maßnahmen
Bei einfachem Schnarchen oder leichter Apnoe helfen oft schon kleine Änderungen:
Schnarchen vermeiden
- Abnehmen
- Alkohol und Schlaftabletten meiden
- Rauchstopp
- Seitenlage trainieren (z. B. mit speziellem Kissen oder Schlafrucksack)
- Freie Nasenatmung: Allergien behandeln, Nasensprays sparsam einsetzen
- Kopfteil anheben: Das leichte Anheben des Kopfteils im Bett (z. B. durch ein zusätzliches Kissen oder das Verstellen des Lattenrosts) kann ebenfalls dazu beitragen, dass die Zunge und das Gaumensegel weniger stark in den Rachen fallen und die Atemwege frei bleiben.
Tipp
Nähe einen Tennisball in den Rücken des Pyjamas. So wird das Liegen unbequem auf dem Rücken, aber bequem auf der Seite. Oder nutze Schnarchwesten oder Lagerungskissen.
Medizinische und apparative Therapien
Wenn die Schlafapnoe stärker ist, braucht es gezielte Hilfe:
- CPAP-Maske: Über eine Nasen- oder Gesichtsmaske wird ein leichter Überdruck in die Atemwege geleitet. Das verhindert, dass die Atemwege kollabieren und Atempausen entstehen. Viele Betroffene berichten, dass sich ihre Tagesmüdigkeit und andere Symptome schon nach kurzer Zeit deutlich verbessern.
- Unterkiefer-Schienen: Halten den Kiefer vorn, und der Rachen bleibt frei
- Operationen: Nur in Einzelfällen, etwa bei stark vergrößerten Mandeln oder Gaumensegeln
- Zungennerv-Stimulation: Kleine Implantate aktivieren die Zunge bei Atemaussetzern
Fazit
FAQ
In manchen Fällen: ja. Wenn Schnarchen durch bestimmte Auslöser wie Rückenlage, Übergewicht oder Nasenprobleme entsteht, helfen oft einfache Maßnahmen. Bei Schlafapnoe braucht es jedoch meist eine gezielte Therapie.
Nicht unbedingt. Viele Menschen schnarchen gelegentlich, etwa bei Erkältung oder nach Alkoholkonsum. Kritisch wird es, wenn Atempausen auftreten, der Schlaf unruhig wirkt oder Tagesmüdigkeit dazukommt. Dann lohnt sich der Gang zum Arzt.
Da alle Menschen im Schlaf atmen, entstehen auch immer Geräusche. Die Atemgeräusche anderer werden aber von jedem Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen. Als lautlos gilt der Schlaf bis zu einer Lautstärke von 20 Dezibel.
Mit dem Älterwerden nimmt die Elastizität der Muskeln und des Bindegewebes ab. Das begünstigt das Schnarchen. Die Anzahl der Schnarcher steigt bis zu einem Alter von ca. 50 bis 59 Jahren, danach soll sie aber wieder abnehmen. Man vermutet, dass das mit den hormonellen Veränderungen zu tun hat.