Inemuri

Eine junge Frau mit dunklem Haar praktiziert Inemuri, sie schläft auf einem Fensterplatz in einem Bus in der Abenddämmerung, sie trägt eine bauschige Jacke und zerrissene Jeans. Die Lichter der Stadt und die Gebäude außerhalb des Fensters verschwimmen und schaffen eine ruhige, verträumte Atmosphäre.

Aktualisiert von Laura am 31. Juli 2025
Veröffentlicht von Martin am 22. August 2023

Das wichtigste in Kürze

  • Inemuri ist weit mehr als ein kurzes Nickerchen. In Japan gilt es als stilles Zeichen von Engagement, sogar mitten im Meeting oder in der U-Bahn.
  • Wer im Sitzen kurz wegdöst, zeigt oft nicht Schwäche, sondern Stärke. Inemuri balanciert zwischen Dösen und Präsenz.
  • Ein kulturelles Phänomen mit klaren Regeln und überraschender Akzeptanz.

Was ist Inemuri?

Inemuri: Der japanische Powernap in der Öffentlichkeit

Das japanische Wort Inemuri bedeutet so viel wie „schlafen und anwesend sein“. Gemeint ist ein leichtes Dösen im öffentlichen Raum, meist in sitzender Haltung. Anders als beim Mittagsschlaf geht es nicht um tiefes Wegnicken, sondern ums kurze Abschalten, ohne sich der Situation ganz zu entziehen. Wer Inemuri betreibt, ist körperlich präsent und wirkt, als behalte er die Lage im Blick.

Wichtig ist, dass Du bei Inemuri komplett entspannt bist. Japaner*innen achten beim Nickerchen darauf, dass ihre Beine zusammen bleiben und ihr Kiefer nicht nach unten fällt.

Es gibt viele Gründe, weshalb der japanische Mittagsschlaf weit verbreitet ist. In Japan legen Menschen lange Wege zurück, z.B. um zur Arbeit zu gelangen. Ebenso ist das Arbeitspensum sehr hoch. Daher ist das Kräftetanken in jeder freien Minute begehrt.

Warum ist das in Japan so verbreitet?

Inemuri ist fest im japanischen Alltag verankert. Es passiert in der Bahn, im Büro, im Hörsaal oder in Besprechungen. In westlichen Kulturen würde das schnell als Faulheit oder Desinteresse gelten. In Japan ist es anders: Ein kurzer Schlaf gilt nicht als Mangel, sondern kann auf Leistung und Hingabe hinweisen. Wer Inemuri macht, arbeitet oft hart und braucht zwischendurch einfach nur kurz die Augen zu.

Eine Frage der Haltung

Inemuri passiert im Sitzen. Die Haltung bleibt meist aufrecht. Der Kopf kann leicht nach vorn kippen, Arme ruhen auf dem Schoß oder Tisch. Man legt sich nicht hin, das wäre ein klares Signal für „Ich bin raus“. Inemuri signalisiert: „Ich bin noch da, nur kurz offline.“

Typische Orte:

  • U-Bahn oder Bus
  • Besprechungsräume
  • Großraumbüros
  • Universitäten
  • Einkaufszentren

Welche Vorteile & Nachteile hat Inemuri?

Betreibst Du Inemuri, profitierst Du von einigen Vorteilen. Ein Powernap kann sich positiv auf Deine physische und mentale Gesundheit auswirken. Nachfolgend ein Überblick über die am weitesten verbreiteten Vorzüge:

Vorteile von Inemuri

  • Stärkung des Immunsystems
  • Verbesserung der Konzentrations-, Leistungs- und Reaktionsfähigkeit
  • Optimierung von kognitiven Fähigkeiten
  • Abbau von Gereiztheit, Erschöpfung und Stress
  • Förderlich bei Gewichtsreduktion
  • Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Faul oder fleißig – was signalisiert Inemuri?

Inemuri wird nicht als respektlos wahrgenommen, im Gegenteil. Wer in einer Besprechung kurz döst, zeigt oft: Diese Person hat alles gegeben. Müdigkeit ist ein Beweis für Einsatz. Besonders in überarbeiteten Branchen ist das akzeptiert.

Gut zu wissen:

Inemuri heißt nicht, dass jemand geistig komplett abwesend ist. Viele halten einen gewissen Muskeltonus. Manche öffnen sogar zwischendurch die Augen, ganz so, als ob sie mitdenken. Es entsteht die Illusion: Diese Person ist dabei, auch wenn sie kurz wegtaucht.

Kulturelle Bedeutung

Fleiß – ein Kulturgut

In Japan ist Leistung ein zentraler Wert. Wer bis zur Erschöpfung arbeitet, wird anerkannt. Inemuri zeigt: Ich habe alles gegeben. Wer unterwegs oder im Büro einschläft, hat nicht zu wenig geschlafen, sondern zu viel gearbeitet.

Die Arbeitsmoral

Lange Arbeitszeiten gelten oft als selbstverständlich. Der Schlaf kommt dabei zu kurz. Inemuri dient als kleiner Notausgang, eine Mikro-Erholung ohne Schuldgefühl.

Hierarchie spielt mit

Nicht jeder darf sich Inemuri leisten. Ein älterer Kollege oder Manager wird weniger kritisch beäugt als ein Neuling. Die Toleranz steigt mit dem Status.

Harmonie bewahren

Ein wichtiger Wert in Japan ist “Wa”, soziale Harmonie. Statt sich ganz zurückzuziehen, bleibt man physisch in der Gruppe. Inemuri ermöglicht Erholung, ohne sich abzugrenzen.

Gesundheit zählt

Kurze Pausen gelten auch in Japan als hilfreich. Inemuri ist kein Ersatz für echten Schlaf, aber besser als gar keine Pause. Und oft der einzige Weg, um kurz durchzuatmen.

Abgrenzung zu westlichen Kulturen

In westlichen Ländern wird öffentliches Schlafen schnell mit Obdachlosigkeit, Schwäche oder Desinteresse assoziiert. Wer im Büro döst, riskiert einen schiefen Blick oder mehr. Der Unterschied liegt im kulturellen Kontext. Während in Japan die Arbeit über alles geht, setzt der Westen stärker auf Work-Life-Balance. Ein kurzes Nickerchen im Meeting? In Tokio Alltag, in Berlin Tabu.

Fazit

Inemuri ist kein einfaches „Wegnicken“. Es ist ein stiller Code, ein Balanceakt zwischen Erschöpfung und Pflichtgefühl. In Japan steht dieses Nickerchen für Einsatz, Zugehörigkeit und das Bedürfnis, kurz Luft zu holen, ohne ganz abzutauchen. Es zeigt: Schlafverhalten ist kulturell geprägt und kann mehr über eine Gesellschaft verraten als tausend Worte.

FAQ

Inemuri ist die japanische Art des Powernaps. Dabei dösen Menschen in der Öffentlich und tanken so Kraft für den Alltag.

Viele Japaner machen es unbewusst. Doch auch bewusstes, kurzes Dösen ist möglich, wenn es die Situation erlaubt.

Ja, besonders im Arbeitskontext. Es wird als Zeichen von Einsatz gesehen, nicht als Faulheit.

Inemuri ist kürzer, passiver und findet mitten im Alltag statt, oft spontan. Ein Powernap ist meistens geplant und bewusst.

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