Verbundschaum

zwei platten schwarzer verbundschaum

Zusammenfassung

  • Besteht aus zerkleinerten, neu verpressten PU-Schaum-Resten.
  • Dient der ressourcenschonenden Verwertung industrieller Schaumstoffabfälle.
  • Typische Eigenschaften: hohe Formstabilität, Druckfestigkeit, Langlebigkeit.
  • Einsatzbereiche: von Matratzen und Polstern bis Schallschutz und Verpackung.
  • Häufig erkennbar an gesprenkelter, mehrfarbiger Struktur.

Definition und Ursprung

Verbundschaum (auch: Verbundschaumstoff) ist ein technischer Schaumstoff, der meist aus zerkleinerten Reststücken von Polyurethan-Weichschäumen (PU-Schaum) hergestellt wird. Die Schaumstoffteile werden unter Zugabe von Bindemitteln unter hohem Druck zu neuen Formteilen oder Platten gepresst. Vielen Verbundschäumen kann man ansehen, dass sie aus einem Mix unterschiedlicher Schaumstoffe zusammengefügt worden sind.

Entwickelt wurde dieses Verfahren in den 1960er Jahren als Recyclingmaßnahme für ungenutzte Verschnittabfälle innerhalb der Schaumstoffindustrie. Die genaue Herkunft des Verfahrens lässt sich nicht einem einzigen Erfinder oder Patent zuordnen, es wurde jedoch maßgeblich in Deutschland und den USA industriell vorangetrieben.

Herkunft der Materialien

Die Ausgangsstoffe für Verbundschäume stammen in der Regel aus industriellem PU-Schaum-Verschnitt. Bei der Produktion von Polstern, Matratzen oder Verpackungsmaterialien fallen große Mengen solcher Reststücke an. Der Kunststoff Polyurethan selbst wird durch die chemische Reaktion von Polyolen und Isocyanaten hergestellt – beides Rohstoffe auf Erdölbasis (s. auch Polyurethanschaum).

Seltene Ausnahmen sind spezielle Verbundschäume auf Basis anderer Schaumstoffe, etwa:

  • Polyethylen- oder EVA-Schaumreste (z. B. im Verpackungs- oder Sportbereich),
  • Gummi- oder Latex-Schaumreste (z. B. in Fallschutzmatten),
  • Mischungen unterschiedlicher Schaumarten in experimentellen Sonderanwendungen.

Diese zählen aber nicht zu den typischen Verbundschaumstoffen, wie sie z. B. in Möbeln oder Matratzen üblich sind. Sie sind meist Sonderformen für spezielle Einsatzzwecke und werden auch anders verarbeitet.

Herstellung von Verbundschaumstoffen

Die genaue Vorgehensweise bei der Fertigung von PU-Verbundschaum richtet sich nach den Anforderungen an seine Merkmale. Durch Zugabe bestimmter Stoffe können vorhandene Eigenschaften des jeweiligen Schaums nicht nur beibehalten, sondern oft sogar noch verstärkt werden. Dadurch lassen sich Verbundschäume für ihren zugedachten Verwendungszweck optimieren und vielfältig nutzen.

Bei der Produktion von Verbundschaumstoff werden die gesammelten PU-Schaumstoffreste…

  1. zerkleinert (geschreddert),
  2. mit Bindemitteln (meist Polyurethanharz) und Zusatzstoffen vermengt,
  3. unter hohem Druck und Hitze in Blöcke oder Formen gepresst und danach ausgehärtet.

Je nach Endanwendung und gewünschter Produktform unterscheiden sich die weiteren Verarbeitungsschritte. Hier einige gängige Beispiele:

  • Verbundschaummatratzen:
    Große Schaumstoffblöcke werden auf Matratzenmaß zugeschnitten, gegebenenfalls mit anderen Schaumstoffschichten kombiniert (z. B. Komfort- oder Kaltschaum) und mit einem textilen Bezug versehen.
  • Technische Polster und Verpackungsteile:
    Hier kann der Verbundschaum direkt maßgenau in Formen gepresst oder als Platte hergestellt und erst nachträglich geschnitten werden – z. B. für Fahrzeugsitze oder stoßabsorbierende Verpackungen.
  • Sport- und Sicherheitselemente:
    Für Turnmatten, Prallschutzpolster oder Fallschutzböden werden dichte, elastische, meist mit Kunststoffen beschichtete (kaschierte) Verbundschäume verwendet.
  • Bau- und Schallschutzmaterialien:
    In Plattenform produzierte Verbundschaumstoffe werden auf spezielle akustische bzw. dämmende Anforderungen abgestimmt, teils mit strukturierter Oberfläche und/oder Kaschierung.

Typen von Verbundschaumstoffen

Die Begriffe Rebond(ed) Foam, Agglomerat-Schaum und Komfort-Verbundschaum bezeichnen unterschiedliche Arten von Verbundschaumstoffen, die sich in ihrer Herstellung, Zusammensetzung, Dichte und Anwendung unterscheiden.

Übersicht: Merkmale unterschiedlicher Verbundschaum-Typen


Merkmale
Rebond
Foam
Agglomerat-
Schaum
Komfort-Verbundschaum
Härtehochweich bis mittelmittel, sehr punktelastisch
Dichtemittel bis hocheher niedrigvariabel
Strukturhomogen, fest (sehr belastbar & langlebig)unregelmäßig, lockerangepasst, meist mehrlagig, atmungsaktiv
Anwendungs-
schwerpunkt
Technik, Industrie, GewerbeAkustik, Verpackung, einfache PolsterMatratzen, Möbel
Komfortgeringgeringhoch

Eigenschaften von Verbundschäumen

Aufgrund ihrer funktionalen Merkmale eignen sich Verbundschaumstoffe besonders für Anwendungen, bei denen Robustheit, Druckfestigkeit und Beständigkeit gefragt sind. Je nach Typ und Verwendungszweck variieren diese Kennwerte leicht, doch bestimmte grundlegende Charakteristika treffen im Vergleich mit anderen Schaumstoffen auf nahezu alle Varianten von Verbundschaum zu.

Typische Merkmale von Verbundschaumstoffen:

  • hohe Formstabilität
  • gute Druckfestigkeit und Rückstellkraft
  • lange Lebensdauer
  • variable, tendenziell sehr hohe Dichte (Raumgewicht bzw. RG-Werte ca. 60-200 kg/m³)
  • gute Schalldämmung (unterschiedlich je nach Typ)

Umwelt- und Gesundheitsaspekte

Verbundschäume gelten als umweltfreundlich, da ihre Herstellung eine gute Möglichkeit zur Verwertung von Schaumstoffresten aus der industriellen Produktion bietet. Die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Verbundschäumen hängt allerdings von den zugesetzten Schaumstoffen und Bindemitteln ab. Auch der Einsatz von Erdöl in der PU-Herstellung wird von Umweltverbänden gerügt.

Problematisch ist die Verwendung von Verbundschaumstoffen an Orten mit erhöhter Brandgefahr: Nicht nur die Hitzezufuhr bei der Herstellung, sondern auch die unkontrollierte Verbrennung von PU-Schaum kann giftige Dämpfe freisetzen. Paradoxerweise werden die meisten Verbundschäume keinem funktionierenden Wertstoffkreislauf zugeführt, obwohl sie vollständig recycelbar wären. Ihre Verbrennung in Wärmegewinnungsanlagen erfordert aufwendige Abgas-Filteranlagen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält die Verwendung fertig ausgehärteter Polyurethan-Erzeugnisse nach derzeitigem Wissensstand aber für unbedenklich, sogar im direkten Kontakt mit Lebensmitteln. Wer sicher gehen will, orientiert sich je nach Produktbereich an Labels wie CertiPUR™, OEKO-TEX® STANDARD 100 / KLASSE 1 oder dem Blauen Engel − sie weisen auf niedrige Schadstoffwerte in den gekennzeichneten Waren hin.

Anwendungsbereiche von Verbundschaumstoffen

Verbundschaumstoffe werden häufig als stützende Schicht in Matratzen verwendet, da sie preisgünstig sind, hohen Belastungen standhalten und aufgrund ihrer Robustheit zu einer langen Nutzungsdauer beitragen. Auch im Polstermöbelbau kommen sie dort zum Einsatz, wo besondere Festigkeit gefragt ist – beispielsweise in Armlehnen oder stark beanspruchten Sitzflächen.

Weitere typische Nutzungsbereiche von Verbundschaum sind

  • Möbelbau: Sitz- und Rückenpolster, Armlehnen, Polsterbetten
  • Fahrzeugindustrie: Schalldämmung, Innenverkleidungen, Motorradsitze
  • Bauwesen: Trittschalldämmung, Füllmaterialien, Dachbegrünungs-Unterlagen
  • Sportgeräte: Matten, Prallschutz, Sportplatzböden
  • Verpackung: Stoßabsorbierende Einlagen, Kantenschutz

FAQ

Wie erkennt man Verbundschaum?

Typisch ist die gesprenkelte Optik durch die unterschiedlichen, zusammengepressten Schaumstoffteile.

Im Durchschnitt etwa 8-10 Jahre, je nach Qualität und Nutzung.

Nur bedingt. Seine erdölbasierten Bestandteile wirken sich negativ aus − andererseits besteht er aus Recyclingmaterial, was Ressourcen schont und Abfälle vermeidet. Auch am Ende seiner Nutzungsdauer könnte er zu 100 % wiederverwertet werden, was aber derzeit kaum stattfindet.

Ja, mit einem Heißmesser oder einer Schaumstoffsäge sind die meisten Verbundschaumstoffe gut formbar. Bein dünneren Platten genügt häufig ein scharfes Cuttermesser. Mit etwas Silikonspray gleiten die Klingen leichter.

Nein, er nimmt Feuchtigkeit auf und sollte daher vor Nässe geschützt werden. Bei manchen Produkten wird die Oberfläche versiegelt, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.

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