Inhaltsverzeichnis
Das wichtigste in Kürze:
- Der Begriff Baumwolle bezeichnet die Gattung der Baumwollpflanzen und die Naturfaser, die aus dieser gewonnen wird
- Die Baumwollpflanze ist ein wesentlicher Rohstofflieferant für die Textilherstellung
- Jährlich werden insgesamt rund 25 Mio. Tonnen Baumwolle produziert
Was ist Baumwolle?
Baumwolle ist ein nachwachsender Rohstoff, der aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnen wird. Die Samenhaare werden zu Garn verarbeitet, aus dem dann sämtliche Produkte der Textilindustrie gefertigt werden können.
Anbau von Baumwolle
Jährlich werden insgesamt rund 25 Mio. Tonnen Baumwolle produziert. Experten schätzen, dass etwa 250 Millionen Menschen weltweit in der Baumwollherstellung arbeiten. In Entwicklungsländern macht der Anbau von Baumwolle ca. 7% der Beschäftigung aus. Neben ihren angestammten tropischen und subtropischen Verbreitungsgebieten, in denen bis heute auch Kleinbauern Baumwolle anbauen, werden die durstigen Pflanzen heute zu rund 50 Prozent auf riesigen Plantagen in sonnigen Trockengebieten kultiviert. Dass es dort kaum regnet, vereinfacht die Ernte, erfordert in den vorausgehenden Monaten jedoch einen schier unvorstellbaren Bewässerungsaufwand.
Die Frucht der Baumwolle hat die Form einer Kapsel − zur Blütezeit platzt sie auf. Die hervorquellenden Baumwollfasern umhüllen die kleinen Samenkörner wie Watte: Auf diese Weise werden sie in der Natur vom Wind erfasst und verbreitet. Wo sie liegenbleiben, speichert die praktische Faserhülle Wasser, welches die Samen zum Keimen benötigen.
Die Baumwollpflanze gehört zur Familie der Malvengewächse und gedeiht aufgrund des hohen Wasserbedarfs besonders in regenreichen, tropischen und subtropischen Gebieten gut. In über 100 Ländern der Welt wird die Baumwollpflanze kultiviert. Der Großteil der weltweit angebauten Baumwolle stammt aus Indien, Pakistan, China, den USA und Brasilien. Zwischen Aussaat und Ernte vergeht etwa ein halbes Jahr. Weil nicht immer alle Früchte gleichzeitig reifen, muss Baumwolle teilweise mühsam mit der Hand geerntet werden.
Arten von Baumwolle
Es gibt verschiedene Arten von Baumwolle (einige Beispiele)
Konventionelle Baumwolle
- Wird mit Pestiziden und künstlicher Bewässerung unter hohem Wasserbedarf angebaut
- meist mit gentechnischer Veränderung, um resistenter zu sein
- günstige Produktion und hohe Erträge
- gesundheitliche Risiken für Bauern und Umwelt
Bio-Baumwolle
- Pflanzen ohne gentechnische Veränderung
- ca. 91% geringerer Wasserverbrauch als bei herkömmlichen Anbau
- Anbau ohne den Einsatz synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel
- Ernte geschieht oft per Hand
- ökologischer Anbau wirkt sich positiv auf die Lebensumstände der Bauern aus
Pima- & Supima-Baumwolle
- lange und weiche Fasern
- besonders strapazierbar und reißfest
- stammt ursprünglich aus den USA und wird weiterhin hauptsächlich dort angebaut
Ägyptische Baumwolle
- Sehr feine und reißfeste Fasern
- besonders lange Fasern
- gilt als luxuriöseste Baumwollart
Verarbeitung von Baumwolle
Nachdem die Baumwollfasern mithilfe einer Entkörnungsmaschine von Blätterresten und Samen befreit worden („gekämmt“) sind, werden sie zu Ballen gepresst und in eine Spinnerei gebracht. Hier legt eine Kardierungsmaschine die 3 bis 5 Zentimeter langen Fasern so zurecht, dass sie mit einer Spinnmaschine zu Baumwollgarn gezwirnt werden können. Häufig schließt sich danach die Merzerisation (auch: Mercerisation) an: Ein Bad in Natronlauge glättet hierbei die Faserstruktur, sodass die Baumwolle reißfester, elastischer und glänzender wird. Nun kann das Baumwollgarn nach Belieben gefärbt und auf großen Webstühlen zu Stoff weiterverarbeitet werden.
Neben der Merzerisation gibt es werden weitere Veredelungstechniken. Um Baumwollstoff weniger bügeln zu müssen, kann sie auch eine sogenannte Knitterarmausrüstung bekommen. Bei dieser Technik verdreht man die Garne und arbeitet Kunstharze sowie pflegeleichte Kunstfasern ein. Für besonders feine, durchscheinende Shirts wird das Baumwollgarn transparentiert. Hier kommen Natronlauge und Schwefelsäure zum Einsatz.
Eigenschaften von Baumwolle
Die Fasern sind sehr weich und daher angenehm auf der Haut. Gleichzeitig ist die Baumwolle atmungsaktiv und sehr saugstark. Dadurch hält sie sowohl als Kleidung als auch im Bett eine angenehme Temperatur und nimmt Feuchtigkeit wie Schweiß direkt auf. Außerdem sind Baumwollfasern robust und langlebig, wodurch sie sich für viele Textilprodukte besonders eignet und ein beliebter Rohstoff ist. Baumwolle ist ein natürliche Ressource, die nachwachsend ist. Deshalb ist sie auch vollständig biologisch abbaubar.
Verwendung von Baumwolle
Baumwolle wird aufgrund ihrer Eigenschaften besonders in der Textilproduktion geschätzt. Aus den Fasern wird Garn gesponnen, der dann zu Kleidung, Bettwäsche oder anderen Heimtextilien weiterverarbeitet wird. Fast jedes Kleidungsstück kann aus Baumwolle gefertigt werden. Weil Baumwolle so robust ist, wird sie auch in Jeans oder Arbeitskleidung verwendet. Ebenso viele Heimtextilien werden in der Regel aus Baumwolle hergestellt, etwa Bettbezüge, Handtücher, Decken oder Tischdecken. Aber nicht nur die Baumwollfasern werden industriell genutzt, auch das Öl der Baumwollsamen wird beispielsweise in der Lebensmittelindustrie als Speiseöl benutzt, findet aber auch Anwendung in der Kosmetikindustrie oder als Schmiermittel.
Woher kommt Baumwolle? Geschichte & Herkunft
Der Ursprung der Baumwolle kann heute nicht genau bestimmt werden. Fest steht, seine Geschichte reicht mehr als 7000 Jahre zurück. Vermutlich gab es mehrere Zentren auf verschiedenen Kontinenten, wo der Baumwollanbau etwa gleichzeitig begann. Als solche Ursprungsorte gelten in der Wissenschaft der Süden von Afrika, Südostasien, etwa Indien und Indonesien, sowie die tropischen und subtropischen Gebiete Südamerikas.
Bei den alten Ägyptern, Griechen und Römern sowie im restlichen Europa war während der Antike die Verwendung heimischer Fasern wie Hanf, Leinen oder Wolle üblich. Die kleinen Mengen in Indien gefertigter Baumwollstoffe, die über die Seidenstraße bis in den Mittelmeerraum gelangten, waren ähnlich selten und teuer wie Seide, da ihre Herstellung einen großen Arbeitsaufwand erforderte. Obwohl Baumwollstoffe durch Entdeckungen und Eroberungen der Seefahrer auch in Europa an Bekanntheit gewann, blieb sie bis zur Erfindung mehrerer hilfreicher Maschinen ein für das Gros der Bevölkerung unerschwingliches Luxusgut, während sie in der arabischen Welt bereits ab etwa 500 n. Chr. im großen Stil für Arbeitskleidung genutzt wurde.
Mit dem Ausbau weltweiter Handelswege standen immer größere Baumwollmengen zur Verfügung, die dank der Erfindung der Spinning Jenny und des Waterframe (beides Spinnmaschinen) sowie des Cotton Gin (Entkörnungsmaschine zum Entfernen der Samen) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich schneller verarbeitet werden konnten. Die industrielle Revolution ermöglichte schließlich eine weitere Steigerung der Produktionsmengen: Es kam zu einem regelrechten Baumwoll-Boom.
Verlierer dieser Revolution waren einerseits die indischen Baumwollbauern und -weber, die schlagartig zu einfachen Rohstofflieferanten degradiert wurden, andererseits aber auch die auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten eingesetzten Sklaven afrikanischer Herkunft. In Auflehnung gegen die englischen Kolonialherren nutzte der Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi ein stilisiertes Spinnrad als Zeichen des schließlich erfolgreichen Widerstands. In den Vereinigten Staaten wurde die Sklaverei zwar 1865 offiziell verboten, doch noch bis 1928 wurden ZwangsarbeiterInnen unter sklavereiähnlichen Zuständen gehalten. Die traumatischen Auswirkungen von Ausbeutung, Sklaverei und Rassismus im Namen der Baumwolle prägen unsere Welt bis heute.
Im Anschluss an den amerikanischen Bürgerkrieg erreichte Baumwolle zeitweise einen weltweiten Textilmarkt-Anteil von bis zu 80 Prozent. Nach einem Einbruch auf rund 34 Prozent durch die Einführung erster Synthetikfasern auf Erdölbasis (Polyester etc.) um 1970 herum erholte sich der Baumwollmarkt angesichts des veränderten Umweltbewusstseins mit Beginn der 1990er Jahre auf knapp 50 Prozent. Heute ist ihr Marktanteil wieder auf rund 25 Prozent der weltweiten Textilfaserproduktion gesunken, wobei das Segment der Bio-Baumwolle mit 1 Prozent zwar nur schwach vertreten ist, mit jährlichen Zuwächsen von 10 Prozent aber stark im Kommen ist: Immerhin werden aktuell fast 215.000 Hektar Anbauland auf Bio-Anbau umgestellt.
Häufig gestellte Fragen zu Baumwolle
Baumwolle wird in mehr als 100 Ländern der Welt angebaut, Hauptproduzenten sind aber China, die USA, Indien und Brasilien.
Baumwolle bezeichnet die Samenhaare der Baumwollpflanze. Diese wird auf Feldern in warmen Gebieten angebaut und geerntet. Anschließend werden die Samenhaare in einer Spinnerei zu Baumwollgarn verarbeitet.
Bio-Baumwolle ist Baumwolle von nicht genetisch veränderten Pflanzen. Außerdem wurde beim Anbau auf Pestizide verzichtet.