Inhaltsverzeichnis
Das wichtigste in Kürze:
- Weiches, recht leichtes Nadelholz mit heller Farbe und feiner Maserung
- Besonders beliebt im Bauwesen und Möbelbau
- Leicht zu verarbeiten, aber nur mäßig witterungsbeständig
Was ist Fichtenholz?
Fichtenholz stammt vom Nadelbaum Gemeine Fichte (Picea abies), fälschlicherweise auch Rottanne genannt. Die Fichte gehört zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Sie ist in weiten Teilen Europas verbreitet und zählt zu den wichtigsten Forstbäumen Deutschlands. In alpinen und Mittelgebirgs-Regionen ist die Gemeine Fichte von Natur aus der häufigste Baum. Im Westen Deutschlands beträgt der Fichtenanteil knapp ein Drittel der Gesamtforstfläche.
Frisches Fichtenholz riecht harzig und ist hellgelb bis gelblich-weiß, mit feiner, meist geradliniger Maserung. Als Möbelholz wirkt es gemütlich und zurückhaltend. Fichtenholz ist relativ leicht und nur mittelfest, dafür aber überraschend elastisch und stabil. Es lässt sich gut bearbeiten, was es in vielen handwerklichen Bereichen nutzbar macht.
Herkunft und Umweltaspekte
In Deutschland stammt Fichtenholz meist aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Große Anbauflächen liegen in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und dem Erzgebirge. Auch Österreich, Tschechien und Skandinavien liefern Fichtenholz für den europäischen Markt.
Gut zu wissen:
Mitteleuropäische Fichtenwälder sind aus wirtschaftlichen Gründen häufig Monokulturen
- Gerader Wuchs, ideal für die industrielle Verarbeitung
- Hohe Erträge in kurzer Zeit
- In Reihen angebaut maschinell bewirtschaftbar
Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschten Baustoff- und Brennstoffmangel − Holz war knapp. Viele zerstörte Wälder wurden folglich mit der preisgünstigen, schnellwüchsigen Fichte wiederaufgeforstet. Heute zeigen sich diese artenarmen Plantagen anfällig für Sturmschäden, Trockenstress, Borkenkäfer- und Pilzbefall. Reine Fichten-Monokulturen werden deshalb zunehmend durch robustere Mischwälder ersetzt.
Konventionelle Fichtenwälder bleiben teils nur mithilfe von Pflanzenschutzmitteln erhalten. Fichtenholz-Importe aus Übersee haben wegen langer Transportwege zudem eine schlechte CO₂-Bilanz. Regionales Holz ist aber klimafreundlich, und auch die Arbeitsbedingungen im europäischen Forstsektor gelten als gut. Zertifiziert nachhaltiges Fichtenholz ist an Siegeln wie PEFC oder FSC erkennbar. Fichte mit Naturland-Zertifikat erfüllt die strengsten Öko-Standards und ist pestizidfrei.
Tipp:
Neben dem Holz finden auch Nadeln, Harz und junge Triebe der Fichte („Fichtenspitzen“) Verwendung. Kräuterkundige und Gourmets sammeln sie zur Herstellung von Badezusätzen, Salben, Tees, Sirups, Gelees, Bonbons, Desserts oder Edelpralinen. Aber Vorsicht: Geeignet sind nur ungespritzte Pflanzenteile aus naturbelassenen Wäldern oder dem eigenen Garten!
Verarbeitung
Fichtenholz lässt sich leicht sägen, hobeln, fräsen, leimen und nageln. Es trocknet schnell und neigt kaum zum Verziehen oder Reißen. Auch Oberflächenbehandlungen mit Lacken, Beizen oder Lasuren sind problemlos möglich. Aufwendiger ist eine durchdringende Imprägnierung: Weil die dichte Zellstruktur das Eindringen von Schutzmitteln erschwert, wird Fichtenholz meist kesseldruckimprägniert oder im Außenbereich gleich durch geeignetere Holzarten ersetzt.
Die Verarbeitung von Fichtenholz erfolgt in 6 Schritten:
- Fällung und Entrindung im Wald
- Transport zum Sägewerk
- Zuschneiden, Sägen und Trocknen
- Hobeln, Fräsen und ggf. Verleimen
- Oberflächenbehandlung (je nach Verwendungszweck) oder Druckimprägnierung
- Endverarbeitung zu Möbeln, Bauteilen oder anderen Produkten
Typische Eigenschaften von Fichtenholz
Fichtenholz zählt zu den mittelharten Hölzern. Trotz seiner Elastizität ist es nicht besonders druck- oder witterungsbeständig. Sein Gewicht hängt von der Jahrringbreite ab und unterliegt dadurch einer gewissen Spannweite. Aus diesem Grund sind für Bauschnittholz aus Fichtenholz nur schmalere Jahrringbreiten bis maximal sechs Millimeter zugelassen: Nur bei ihnen sind Stabilität und Tragkraft dauerhaft gewährleistet.
Vorteile
- Je nach Jahresringbreite geringes Gewicht oder hohe Stabilität
- Leicht zu verarbeiten
- Gute Verfügbarkeit
- Günstiger Preis
- Nachhaltiger Anbau in Europa
- Stark harzhaltig, deshalb ideales Anzündholz für Kaminfeuer
- Gutes Aroma zu Räucherzwecken (Fisch, Schinken etc.)
Nachteile
- Anbau in Monokultur kann die Artenvielfalt gefährden
- Geringe Witterungsbeständigkeit
- Anfällig für Feuchtigkeit und Schädlinge
- Neigung zu Harzaustritt
Fichtenholz: Verwendung und Einsatzbereiche
Fichtenholz kommt besonders häufig in Innenausbau, Möbelindustrie und Bauwesen zum Einsatz. Es eignet sich sowohl für tragende Konstruktionen als auch für dekorative Zwecke. Wegen seiner Harzkanäle hat es allerdings eine ungleichmäßige Härte und Struktur, weswegen es für feine Schnitz- und Reliefarbeiten kein gutes Material abgibt.
Fichtenholz wird zudem in großen Mengen zur Herstellung von Papier und Pappe verwendet: Nach Angaben der Waldstiftung OroVerde ergeben 2,2 kg Fichtenholz etwa 1 kg Papier. Fichtenholz enthält viel Zellulose, den Hauptrohstoff für die Papierherstellung. Es hat lange Fasern, die vor allem Pappe oder Karton eine hohe Reißfestigkeit und Stabilität verleihen.
Recht beliebt ist Fichte auch als effektvolles Feuerholz: In Kaminen erzeugen harzhaltige Hölzer einen sichtbaren Funkenflug und anheimelnd knisternde Geräusche. Da Fichtenholz aber sehr schnell abbrennt, eignet es sich vor allem als Anzündholz. Vorteile von Fichtenholz sind der günstige Preis und die kurze Trocknungsdauer: Schon ein Jahr Lagerung genügt.
Traditionell wird unbehandeltes Fichtenholz als Zusatz zu anderen Hölzern zum Räuchern verwendet, etwa für den berühmten Schwarzwälder Schinken. Nadeln und Harz der Fichte erzeugen einen aromatischen, stark harzig-würzigen Rauch. Dieser verleiht Fleisch, Wild oder Fisch einen herzhaften „Waldgeschmack“. Zahlreiche Veganer schätzen fichtengeräuchertes Salz als deftiges Würzmittel und Speck-Ersatz.
Charakteristische Einsatzbereiche von Fichtenholz:
- Bauwesen (Dachstühle, Decken, Balken)
- Innenausbau (Vertäfelungen, Türen, Verkleidungen)
- Möbel (besonders rustikale oder schlichte Modelle)
- Verpackungsindustrie
- Instrumentenbau
- Kaminfeuer
- Räuchern von Lebensmitteln
Typische Produkte aus Fichtenholz
Viele Alltagsgegenstände bestehen ganz oder teilweise aus Fichtenholz. Besonders im DIY-Bereich ist es beliebt, weil es leicht verfügbar, gut zu verarbeiten und preisgünstig ist. Fichtenrauch wird als Geschmacks-Zutat im Lebensmittelbereich eingesetzt. Naturheilkundliche oder esoterische Räucherrituale nutzen neben Fichtennadeln auch das aus dem Holz austretende, klebrig-würzige Fichtenharz.
Häufige Produkte aus oder mit Fichtenholz:
- Regale, Schränke und Betten
- Gartenhäuser und Geräteschuppen
- Paneele und Holzdecken
- Fenster- und Türrahmen
- Holzkisten, Verpackungen und Paletten
- Holzwerkstoffe (Spanplatten etc.)
- Papier und Pappe
- Resonanzböden bei Geigen oder Gitarren
- Sauna-Innenverkleidungen
- Fichtenharz für Räucher-Rituale
- Rauchsalz
FAQ
Fichtenholz ist meist harziger und dunkler als Tannenholz, und seine Jahresringe sind deutlicher sichtbar.
Nur bedingt: Fichtenholz ist anfällig für Feuchtigkeit, Pilze und UV-Strahlung − besonders bei Kontakt mit dem Erdboden. Ungeschützt hält es im Freien daher nur etwa 5-10 Jahre.
Es ist hell, leicht gelblich und zeigt eine feine, oft gerade Maserung. Unter Lichteinfluss dunkelt Fichtenholz zu einem gelblichbraunen Farbton nach.
Mit einer Rohdichte von etwa 470 kg/m³ gehört Fichtenholz zu den leichteren Holzarten.