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Aktualisiert von Marco am 27. Mai 2025
Veröffentlicht von Laura am 27. Mai 2025
Das Wichtigste in Kürze
- Naturfasern sind natürlichen Ursprungs.
- Sie können von Pflanzen oder Tieren gewonnen werden.
- Naturfasern können in fast allen textilen Einsatzmöglichkeiten verwendet werden.
Was sind Naturfasern?
Naturfasern sind textile Fasern, die direkt aus der Natur gewonnen werden, ohne dass sie chemisch verändert oder synthetisch hergestellt werden müssen. Sie stammen entweder von Pflanzen, Tieren oder, seltener, aus mineralischen Quellen. Ihre einzigartigen Eigenschaften resultieren aus ihrer natürlichen Struktur und Zusammensetzung, die von der Natur im Laufe der Evolution perfektioniert wurde. Naturfasern sind seit Jahrtausenden die Grundlage der Textilproduktion und erleben aufgrund ihrer Nachhaltigkeit, Tragekomfort und speziellen Ästhetik eine Renaissance.
Im Gegensatz zu Chemiefasern, die entweder aus synthetischen Polymeren aufgebaut (synthetische Fasern) oder aus natürlichen Polymeren chemisch umgewandelt werden (Kunstfasern), behalten Naturfasern ihre ursprüngliche chemische Struktur bei.
Welche Arten von Naturfasern gibt es?
Naturfasern sind in der Textilbranche weit verbreitet und eignen sich für den Einsatz als Kleidung, als Polsterstoff und vieles mehr. Entsprechend gibt es viele verschiedene Arten, die sich teilwiese für unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten eignen.
Arten von Naturfasern
1. Pflanzenfasern (zellulosebasiert)
Diese Fasern bestehen überwiegend aus Zellulose, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände. Beispiele:
Baumwolle: Gewonnen aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze; die weltweit meistverwendete Naturfaser.
Leinen (Flachs): Stammt aus dem Stängel der Flachspflanze; besonders reißfest und kühlend.
Hanf: Eine robuste Faser mit hoher Zugfestigkeit und natürlicher Schädlingsresistenz.
Jute: Grobe Faser aus dem Bast der Jutepflanze; häufig für Säcke, Teppiche und Dekoartikel.
Kokos: Fasern aus der äußeren Hülle der Kokosnuss; sehr widerstandsfähig, z. B. für Matten.
2. Tierfasern (proteinbasiert)
Diese bestehen aus Eiweißstoffen wie Keratin oder Fibroin und stammen aus Fell oder Sekreten von Tieren.
Wolle: Gewonnen vom Schaf; wärmeisolierend, elastisch und feuchtigkeitsregulierend.
Alpaka (Alpakawolle), Kaschmir, Mohair: Edelwollen von Lama, Kaschmirziege bzw. Angoraziege; besonders weich, leicht und warm.
Seide: Die einzige endlos lange Naturfaser, gewonnen aus dem Kokon der Seidenraupe; glänzend, edel, temperaturausgleichend.
Vorteile (Liste)
Vorteile
- Hautfreundlich & Atmungsaktiv: Sehr angenehm auf der Haut, leiten Feuchtigkeit gut ab und sorgen für ein gutes Körperklima.
- Nachwachsend & Biologisch Abbaubar: Stammen aus erneuerbaren Quellen und zersetzen sich in der Umwelt.
- Wärmeisolierend: Besonders tierische Fasern wie Wolle halten ausgezeichnet warm.
- Robust & Langlebig: Viele Fasern wie Leinen oder Hanf sind sehr widerstandsfähig.
- Natürliche Optik & Haptik: Bieten ein authentisches und angenehmes Gefühl.
Nachteile (Liste)
Nachteile
- Knitteranfälligkeit: Neigen oft stärker zum Knittern als Chemiefasern.
- Pflegeintensiver: Einige Fasern (Wolle, Seide) benötigen spezielle, schonende Pflege.
- Längere Trocknungszeit: Nehmen viel Wasser auf und trocknen langsamer.
- Geringere Elastizität: Weniger dehnbar und formstabil als synthetische Fasern mit Elasthan.
- Anfälligkeit für Schädlinge: Tierische Fasern können von Motten befallen werden.
- Variierende Umweltbilanz: Anbau und Verarbeitung können je nach Methode ressourcenintensiv sein.
Verarbeitung
Die Verarbeitung von Naturfasern erfolgt in mehreren Schritten, die je nach Rohstoff und gewünschtem Textil unterschiedlich aber ähnlich ablaufen:
Ernte & Rohstoffgewinnung: Pflanzenfasern werden geerntet (z. B. Baumwolle gepflückt), Tierfasern geschoren (Wolle) oder abgehaspelt (Seide).
Reinigung & Aufbereitung: Entfernen von Schmutz, Pflanzenresten oder tierischen Fetten.
Verspinnen: Die Fasern werden kardiert, gestreckt und zu Garnen versponnen.
Weben/Stricken: Aus den Garnen entstehen durch Web- oder Strickverfahren Gewebe oder Maschenwaren.
Veredelung: Färben, Waschen, Appretieren (z. B. gegen Knittern oder Schrumpfen).
Verwendung von Naturfasern
Bekleidung und Heimtextilien
Der wohl bekannteste Einsatzbereich ist die Bekleidungsindustrie. Hier dominieren Baumwolle für T-Shirts, Jeans, Unterwäsche und Bettwäsche, Leinen für Sommerkleidung, Tischwäsche und Handtücher, sowie Wolle für Pullover, Jacken und Anzüge. Seide wird für luxuriöse Kleidung, Schals und feine Bettwäsche verwendet. Kunstfasern wie Kaschmir oder Alpaka finden sich in hochwertiger Strickware und Accessoires. Ihre Atmungsaktivität, Hautfreundlichkeit und ihr Tragekomfort machen sie zur bevorzugten Wahl für direkte Hautkontakt-Produkte.
Technische Textilien und Spezialanwendungen
Jenseits von Kleidung und Heimtextilien finden Naturfasern auch in technischen Anwendungen Verwendung. Hanf und Leinen werden aufgrund ihrer Reißfestigkeit für Seile, Garne, Planen und sogar in Verbundwerkstoffen (z.B. als Verstärkung in der Automobilindustrie oder im Bauwesen) eingesetzt. Kokosfasern eignen sich hervorragend für Fußmatten, Bürsten, Dämmmaterial und sogar als Substrat im Gartenbau. Sisal wird für Teppiche, Sisal-Kratzbäume für Katzen und technische Taue genutzt. Auch im medizinischen Bereich kommen Naturfasern, etwa für Verbandsmaterial aus Baumwolle, zum Einsatz.
Nachhaltige Produkte
Angesichts des wachsenden Umweltbewusstseins gewinnen Naturfasern zunehmend an Bedeutung für die Herstellung nachhaltiger Produkte. Recycelte Baumwolle und Wolle finden sich in neuen Textilien wieder. Hanf und Leinen punkten durch ihren ressourcenschonenden Anbau und ihre biologische Abbaubarkeit, was sie zu attraktiven Materialien für umweltfreundliche Verpackungen, Dämmstoffe und Geotextilien macht.
FAQ
Nicht zwangsläufig. Während Naturfasern aus nachwachsenden Rohstoffen stammen und biologisch abbaubar sind, können Anbau (z.B. Wasserverbrauch bei Baumwolle, Pestizideinsatz) und Verarbeitung (z.B. Energieverbrauch) erhebliche Umweltauswirkungen haben. Chemiefasern mit geschlossenen Kreisläufen (wie Lyocell) können eine nachhaltige Alternative sein. Zertifizierungen sind hier entscheidend.
Je nach Faserart: Baumwolle ist waschmaschinenfest, während Wolle oder Seide oft nur per Hand oder im Wollwaschgang gewaschen werden sollten. Am besten beachtet man die Pflegeetiketten.
Ja, viele Naturfasern können recycelt werden. Alttextilien aus Baumwolle oder Wolle können zu neuen Garnen oder Dämmmaterial verarbeitet werden. Der Recyclingprozess kann jedoch komplex sein, insbesondere bei Mischgeweben.