Polyamid

polyamid

Aktualisiert von Laura am 3. Juni 2025
Veröffentlicht von Laura am 3. Juni 2025

Das wichtigste in Kürze:

  • Polypropylen (PP) ist ein leichter und robuster Kunststoff.
  • Er besteht aus vielen miteinander verbundenen Propen-Bausteinen.
  • Du findest ihn oft in Verpackungen, Autoteilen und Textilien.
  • Polypropylen ist ein vielseitiges Material, das sich gut formen lässt und Feuchtigkeit abweist.

Was ist Polyamid?

Polyamid (PA) ist eine synthetische Faser aus der Gruppe der Kunststoffe. Sie wurde in den 1930er-Jahren erstmals industriell hergestellt und ist heute unter Markennamen wie Nylon oder Perlon bekannt. Polyamide bestehen aus langen Molekülketten, den sogenannten Polymeren, die durch die Verknüpfung von Monomeren über Amidbindungen (-CO-NH-) entstehen. Diese spezielle chemische Struktur macht den Stoff besonders fest, elastisch und abriebresistent. Je nachdem, welche spezifischen Monomere verwendet werden, entstehen verschiedene Polyamidtypen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die gängigsten sind Polyamid 6 (PA 6) und Polyamid 6.6 (PA 6.6), aber auch Polyamid 11 (PA 11) und Polyamid 12 (PA 12) sind relevant.

Woher kommt Polyamid?

Die ersten Polyamide wurden 1935 von Wallace Carothers, einem Chemiker bei DuPont (USA), entwickelt. Die erste kommerzielle Anwendung war Nylon 6,6, das 1938 auf den Markt kam – zunächst für Zahnbürstenborsten, später für Damenstrümpfe, was zu einem regelrechten „Nylon-Boom“ führte. In Deutschland wurde zur gleichen Zeit Perlon (Polyamid 6) entwickelt. Seitdem sind Polyamide fester Bestandteil vieler Alltagsprodukte.

Herstellung von Polyamiden

Die Herstellung von Polyamiden erfolgt hauptsächlich durch zwei sehr komplexe chemische Prozesse:

  1. Polykondensation (für PA 6.6, PA 4.6, etc.): Bei diesem Verfahren reagieren eine Diamin (eine organische Verbindung mit zwei Aminogruppen) und eine Dicarbonsäure (eine organische Verbindung mit zwei Carboxylgruppen). Für Nylon 6.6 werden beispielsweise Hexamethylendiamin und Adipinsäure verwendet. Die Reaktion findet bei hohen Temperaturen und Drücken statt, wobei Wasser als Nebenprodukt abgespalten wird und sich lange Polymerketten bilden.
  2. Ringöffnungspolymerisation (für PA 6): Bei diesem Verfahren wird ein cyclisches Lactam-Monomer, typischerweise Caprolactam, verwendet. Das Lactam-Molekül wird unter bestimmten Bedingungen (Wärme, Katalysator) geöffnet, und die einzelnen Monomere lagern sich aneinander, um die Polymerkette zu bilden. Im Gegensatz zur Polykondensation entstehen hier keine Nebenprodukte, was den Prozess effizienter machen kann.

Nach der Polymerisation wird das flüssige Polyamid abgekühlt und in Chips oder Granulatform gebracht, die dann weiterverarbeitet werden können, beispielsweise durch Schmelzspinnen zu Fasern oder durch Spritzguss zu Formteilen.

Eigenschaften von Polyamiden

Polyamide haben sowohl positive (Vorteile) als auch negative (Nachteile) Eigenschaften.

Vorteile

  • Hohe Reißfestigkeit und Abriebfestigkeit: Polyamidfasern sind extrem strapazierfähig und widerstehen auch starker Beanspruchung.
  • Geringes Gewicht: Trotz ihrer Stärke sind Polyamidfasern sehr leicht, was den Tragekomfort erhöht und Textilien ideal für Reise und Sport macht.
  • Glatter Griff und Fall: Viele Polyamidgewebe haben einen angenehm glatten und fließenden Fall, was sie für Unterwäsche und feine Textilien attraktiv macht. Dabei knittern sie ebenfalls nicht.
  • Gute Farbbeständigkeit: Polyamid lässt sich gut einfärben und behält seine Farben auch nach häufigem Waschen und Gebrauch relativ gut bei.
  • Formbeständigkeit: Polyamidtextilien neigen weniger zum Einlaufen oder Ausleiern als einige Naturfasern.
  • Schnelle Trocknung (bedingt): Obwohl Polyamid etwas mehr Feuchtigkeit aufnimmt als Polyester, trocknet es immer noch schneller als Naturfasern wie Baumwolle.

Nachteile 

  • Geringe UV-Beständigkeit: Ohne spezielle UV-Stabilisatoren können Polyamid-Textilien bei längerer und intensiver Sonneneinstrahlung vergilben und spröde werden.
  • Statische Aufladung: Polyamid neigt dazu, sich statisch aufzuladen.
  • Empfindlichkeit gegenüber Hitze: Bei zu hohen Temperaturen (z.B. beim Bügeln oder im Trockner) können Polyamidfasern schmelzen oder ihre Form verlieren.
  • Nicht biologisch abbaubar: Wie die meisten synthetischen Fasern ist Polyamid nicht biologisch abbaubar und kann bei unsachgemäßer Entsorgung lange in der Umwelt verbleiben.
  • Mikroplastikfreisetzung: Polyamidtextilien können beim Waschen Mikroplastikpartikel freisetzen, die in die Umwelt gelangen.

Verwendung

Polyamid kommt in zahlreichen Bereichen zum Einsatz – sowohl im Alltag als auch in der Industrie:

  • Bekleidung: Besonders beliebt für Sportkleidung, Strumpfwaren, Badeanzüge oder Unterwäsche aufgrund seiner Elastizität und Strapazierfähigkeit.
  • Technische Textilien: In Autositzen, Fallschirmen, Seilen, Zahnrädern, Lagerbuchsen oder Schläuchen wegen der hohen mechanischen Belastbarkeit.
  • Haushaltswaren: In Teppichen, Vorhängen, Rucksäcken oder Koffern.
  • 3D-Druck und Spritzguss: Polyamid ist auch ein beliebter Werkstoff für präzise Kunststoffteile.
  • Folie oder Beschichtung: Beispielswiese als Verpackungsmaterial in der Lebensmittelindustrie.

Tipp

Polyamide sollten nicht zu heiß gewaschen werden. Außerdem empfiehlt sich ein Wäschenetz, um Mikroplastik im Abwasser zu vermeiden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Polyamid ist gesundheitlich für den Menschen nicht schädlich, solange es sachgerecht verarbeitet und verwendet wird. Für die Umwelt kann es aber bedenklich sein, da es einerseits aus fossilen Ressourcen produziert wird und andererseits nicht ökologisch abbaubar ist, gleichzeitig aber Mikroplastik an die Umwelt abgeben kann.

Im Allgemeinen ja, besonders wenn es fein verarbeitet ist. Manche Menschen bevorzugen aber Naturfasern wegen der besseren Atmungsaktivität.

Ja, Nylon ist ein Markenname für bestimmte Polyamidtypen, insbesondere Polyamid 6,6. Der Begriff wird im Alltag häufig synonym verwendet.

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