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Aktualisiert von Laura am 18. August 2025
Veröffentlicht von Petra am 22. Januar 2022
Das Wichtigste in Kürze
- Schlafapnoe zählt zu den häufigsten Atmungsstörungen während des Schlafes. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: „Apnoia“ bedeutet „Atemlosigkeit“.
- Betroffene erleben während der Nacht wiederholt Atemaussetzer oder stark verringerte Atmung.
- In Deutschland leiden etwa 30% der Männer und 13% der Frauen an einer obstruktiven Schlafapnoe. Ein großer Teil bleibt jedoch undiagnostiziert.
- Die Folgen reichen von Tagesmüdigkeit bis zu schweren Herz-Kreislauf-Problemen.
Schlafapnoe: Was hat es mit Atemaussetzern in der Nacht auf sich?
Was ist eine Schlafapnoe?
Die Schlafapnoe (ápnoia, griech. = Windstille, Nicht-Atmung) ist eine vor allem unter älteren Menschen weit verbreitete chronische Atmungsstörung, bei der im Schlaf aufgrund unterschiedlicher Ursachen gefährlich lang andauernde Atemaussetzer auftreten, welche sich häufig mit sehr lautem Schnarchen abwechseln. Der erhöhte Kohlendioxidgehalt des Bluts bewirkt Aufwachreaktionen, die den Schlaf immer wieder unterbrechen und aufgrund dessen die nächtliche Erholung mindern.
Formen der Schlafapnoe
Schlafapnoe ist nicht gleich Schlafapnoe. Mediziner unterscheiden drei verschiedene Formen, die jeweils andere Ursachen haben. Je nach Typ variieren auch die Symptome und Behandlungsansätze.
Obstruktive Schlafapnoe (OSA)
- Ursache: Erschlaffte Rachenmuskulatur blockiert die Atemwege
- Häufigkeit: 90% aller Schlafapnoe-Fälle
- Merkmal: Lautes Schnarchen mit Atempausen
Zentrale Schlafapnoe
- Ursache: Gehirn sendet keine Atemsignale
- Häufigkeit: Seltener, oft bei Herzkranken
- Merkmal: Stille Atempausen ohne Schnarchen
Gemischte Schlafapnoe
- Ursache: Kombination beider Formen
- Häufigkeit: Bei etwa 10% der Betroffenen
- Merkmal: Wechselnde Symptome
Symptome von Schlafapnoe
Schlafapnoe tarnt sich geschickt. Viele Betroffene bemerken die nächtlichen Atemaussetzer selbst nicht. Dafür zeigen sich die Folgen am Tag umso deutlicher.
Nächtliche Anzeichen
- Wiederholte Atemaussetzer (Partner bemerkt diese)
- Lautes, unregelmäßiges Schnarchen mit Pausen
- Aufschrecken mit Luftschnappen
- Unruhiger Schlaf, häufiges Aufwachen
- Nächtliches Schwitzen und Harndrang
Tagesymptome
- Ausgeprägte Tagesmüdigkeit (Leitsymptom)
- Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit
- Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
- Morgendliche Kopfschmerzen
- Trockener Mund beim Aufwachen
Wichtig
Sekundenschlaf-Episoden sind gefährlich! Wer am Steuer oder bei der Arbeit wegnickt, sollte sofort ärztliche Hilfe suchen.
Ursachen und Risikofaktoren
Warum trifft Schlafapnoe manche Menschen und andere nicht? Die Antwort liegt in einem Mix aus Anatomie, Lebensstil und Veranlagung. Manche Faktoren lassen sich beeinflussen, andere nicht.
Risikofaktoren und Ursachen für Schlafapnoe im Überblick
Anatomische Faktoren:
- Enger Rachenraum, vergrößerte Mandeln, Kieferfehlstellungen können Atemwege verengen.
Lebensstil-Risiken:
- Übergewicht (häufigster Risikofaktor)
- Alkoholkonsum vor dem Schlafengehen
- Rauchen
- Einnahme von Schlafmitteln
Weitere Faktoren:
- Alter (Risiko steigt ab 50 Jahren)
- Geschlecht (Männer häufiger betroffen)
- Familiäre Veranlagung
- Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten
Diagnose stellen
Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Arztgespräch. Partner-Beobachtungen sind dabei besonders wertvoll. Eine körperliche Untersuchung folgt.
Der “Goldstandard” ist das Schlaflabor Die Polysomnographie misst über Nacht verschiedene Körperfunktionen: Atemfluss, Sauerstoffgehalt, Herzfrequenz und Hirnaktivität. Der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) bestimmt den Schweregrad:
- 5-14 Ereignisse/Stunde: leicht
- 15-29 Ereignisse/Stunde: mittelschwer
- über 30 Ereignisse/Stunde: schwer
Behandlungsmöglichkeiten
Wichtiger Hinweis
Jede Therapie gehört in ärztliche Hände. Spreche individuelle Behandlungsschritte immer mit deinem Arzt ab.
Die Standardtherapie ist in der Regel die CPAP-Therapie. Dabei erzeugt ein Gerät kontinuierlichen Atemwegsdruck über eine Maske. Diese Methode gilt bei obstruktiver Schlafapnoe als sehr wirksam.
Alternative Ansätze sind unter anderem Unterkieferprotrusionsschienen für leichte bis mittelschwere Fälle, chirurgische Eingriffe zur Atemwegserweiterung, Lagerungstherapie, um die Rückenlage zu vermeiden oder Zungennervstimulation als neuere Therapieoption.
Aber auch Lebensstiländerungen können die Behandlung von Schlafapnoe unterstützen:
- Gewichtsreduktion (besonders wichtig!)
- Alkoholverzicht vor dem Schlafen
- Rauchstopp
- Regelmäßige Schlafzeiten
Tipp
Die Seitenlage fördert freie Atemwege. Ein Tennisball im Pyjama-Rücken verhindert das Drehen auf den Rücken. Es gibt auch spezielle Westen, Gurte oder Sensoren, die das Drehen auf den Rücken verhindern.
Schlafapnoe ernst nehmen
Unbehandelte Schlafapnoe gefährdet die Gesundheit. Ohne Behandlung drohen schwerwiegende Folgen:
- Herz-Kreislauf: Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall
- Stoffwechsel: Erhöhtes Diabetes-Risiko
- Psyche: Depressionen und Angststörungen
- Sicherheit: Verkehrsunfälle durch Sekundenschlaf
- Lebensqualität: Massive Einschränkungen im Alltag
Schlafapnoe ist eine ernste Erkrankung mit weitreichenden Folgen. Die gute Nachricht: Sie lässt sich erfolgreich behandeln. Bei Verdacht zögere nicht – such dir ärztliche Hilfe. Erste Ansprechpartner sind Hausarzt, HNO-Arzt, Lungenfacharzt (Pneumologe) oder Schlafmediziner. Je früher die Diagnose, desto besser die Behandlungschancen. Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden hängen von gutem Schlaf ab.
FAQ
Nein, Schlafapnoe ist eine chronische Erkrankung. Ohne Behandlung bleibt sie bestehen oder verschlechtert sich sogar. Gewichtsabnahme kann die Symptome aber deutlich lindern.
In Studien werden mehrere Wirkstoffe getestet, doch derzeit gibt es (noch) keine generell wirksame Schlafapnoe-Arznei. Bei leichteren Fällen lohnt manchmal ein Versuch mit Theophyllin, das den Atemantrieb steigert, jedoch auch Nebenwirkungen haben kann. Theophyllin ist verschreibungspflichtig und darf nur nach ärztlicher Empfehlung angewendet werden.
Ja, etwa 1-4% aller Kinder sind betroffen. Häufigste Ursache sind vergrößerte Mandeln oder Polypen. Symptome: lautes Schnarchen, unruhiger Schlaf, Konzentrationsprobleme in der Schule.
Deutlich! Bei übergewichtigen Patienten kann bereits eine Gewichtsreduktion von 10% die Atemaussetzer um 25% verringern. In leichten Fällen kann Abnehmen sogar zur Heilung führen.