Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Anne am 20. Juni 2025
Veröffentlicht von Carina am 14. September 2020
Zusammenfassung
- Schlafstörungen sind weit verbreitet, lassen sich jedoch in vielen Fällen gut behandeln.
- Die Ursachen reichen von Umweltfaktoren über psychische Belastungen bis hin zu organischen Erkrankungen.
- Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Therapie können die Lebensqualität deutlich verbessern.
Schlaf & Schlafstörungen
Viele Menschen halten Schlaf für unproduktiv. Sprüche wie „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin“ spiegeln diese Haltung wider. Dabei hat Schlaf großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Kein Wunder also, dass Schlafstörungen zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung zählen.
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen kann ohne großen Aufwand geholfen werden. Nur wenige Menschen mit nicht erholsamem Schlaf leiden unter echten schlafmedizinischen Erkrankungen. Dank moderner Forschung bestehen heute gute Erfolgsaussichten für Prävention und Therapie. Gleichzeitig verursacht unbehandelter Schlafmangel erhebliche Probleme, etwa am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr.
Schlaf in der Wissenschaft
Die Schlafanalyse hat in der Forschung an Bedeutung gewonnen. Laut den Berner Schlafforschern Claudio Bassetti und Fred Mast steigt der „Durst nach Wissen über den Schlaf“. In ihrer Forschungskooperation „Decoding Sleep“ an der Universität Bern analysieren sie nicht nur die Nacht, sondern insbesondere die Auswirkungen auf den Tag.
Der gesunde Schlaf
Auch wenn noch nicht alle Details bekannt sind, steht fest: Schlaf ist aktiv. Trotz reduzierter Wahrnehmung laufen zahlreiche Prozesse ab. Schlaf vertieft Gelerntes, regeneriert Zellen und stärkt das Immunsystem. Besonders aktiv ist das Gehirn, wenn zuvor neue Informationen aufgenommen wurden.
Zentral ist die Funktion der Erholung. Sie ist im stressreichen Alltag besonders wertvoll. Gesunder Schlaf ist daher nicht nur individuell, sondern gesellschaftlich bedeutsam.
Es lassen sich zwei Hauptphasen unterscheiden:
- Non-REM-Schlaf: Phase ohne schnelle Augenbewegungen
- REM-Schlaf: Phase mit schnellen Augenbewegungen, in der die meisten Träume auftreten
Durch Hirnstrommessung lässt sich der Non-REM-Schlaf weiter in drei Phasen gliedern. Fünf Schlafstadien bilden zusammen einen Schlafzyklus. Gesunde Menschen durchlaufen vier bis sechs dieser Zyklen pro Nacht.
Wer tagsüber leistungsfähig bleibt, hat seine optimale Schlafdauer gefunden. Diese variiert individuell, genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Doch fest steht: Schlaf ist lebensnotwendig.
Folgen von Schlafmangel
Fehlender Schlaf stört kognitive Funktionen, fördert Gewichtszunahme und kann Zellschäden verursachen. Vitamin-D-Mangel, Cholin-Mangel, Magnesiummangel oder ein Defizit an Lysin können Schlafstörungen begünstigen.
Häufige Auslöser und Sonderformen
In den Wechseljahren treten oft extreme Schlafstörungen auf. Viele berichten von einschneidenden Erfahrungen. Auch in der Frühschwangerschaft sind Schlafstörungen durch hormonelle Veränderungen verbreitet. Ebenso kann L-Thyroxin abends zu Schlafstörungen führen.
Psychische Erkrankungen wie Depressionen gelten ebenfalls als Auslöser. Eine individuelle Therapie durch einen Arzt für Schlafstörungen oder spezialisierte Ärzte für Schlafstörungen ist sinnvoll.
Einige Medikamente, darunter Lercanidipin, stehen im Verdacht, den Schlaf zu beeinflussen. Auch Melatonin wird häufig eingesetzt, um den Schlafrhythmus zu stabilisieren.
Kategorien von Schlafstörungen
Insomnien
Menschen mit Insomnie haben Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder wachen früh auf. Stress, psychische Belastung oder schlechte Schlafgewohnheiten führen häufig dazu.
Hypersomnien
Betroffene fühlen sich tagsüber extrem müde, obwohl sie lange schlafen. Ursachen sind etwa das Schlafapnoe-Syndrom oder Narkolepsie.
Störungen des zirkadianen Rhythmus
Ein gestörter Schlafrhythmus tritt oft bei Schichtarbeit, Jetlag oder unregelmäßigem Lebensstil auf. Dadurch entsteht häufig eine innere Unruhe mit Schlafproblemen.
Parasomnien
Nächtliche Aktivitäten wie Schlafwandeln, Reden im Schlaf oder Albträume zählen zu den Parasomnien. Sie belasten sowohl Betroffene als auch Mitbewohner.
Schlafbezogene Bewegungsstörungen
Das Restless-Legs-Syndrom und periodische Beinbewegungen im Schlaf führen zu unruhigen Nächten und schlechter Schlafqualität.
Tipp
Wer unter Schlafproblemen leidet, kann mit einem Schlaftagebuch Muster erkennen. Eine ärztliche Beratung ist entscheidend.
Was hilft bei Schlafstörungen?
Maßnahmen und Mittel
- „Omas Hausmittel gegen Schlafstörungen“: warme Milch mit Honig, Lavendeltee oder ein warmes Fußbad
- Pflanzliche Alternativen bei Schlafstörungen: Baldrian, Hopfen, Passionsblume
- Ergänzungen: Magnesium, ausreichend Vitamin D und Cholin
- Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität wie Spazierengehen, Joggen oder Radfahren kann den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisieren. Ideal sind 3–4 Mal pro Woche und nicht zu spät am Abend.
- Gesunde Ernährung: Abends leicht verdauliche Kost, reich an Tryptophan (z. B. Nüsse, Haferflocken, Bananen), kann die Melatonin-Produktion fördern. Auf Koffein, Alkohol und schwere Mahlzeiten am Abend möglichst verzichten.
- Feste Schlafenszeiten: Jeden Tag möglichst zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen – auch am Wochenende.
- Abendrituale: Entspannende Routinen wie Lesen, Atemübungen, Meditation oder ein warmes Bad können dem Körper signalisieren: Jetzt ist Schlafenszeit.
- Schlafumgebung optimieren: Ruhiges, dunkles, gut gelüftetes Schlafzimmer. Elektronische Geräte meiden (Handy, Laptop, Fernseher).
- Lichtmanagement: Tagsüber ausreichend Tageslicht tanken, abends grelles Licht meiden. Blaulichtfilter nutzen.
- Digitale Entgiftung: Mindestens 1 Stunde vor dem Schlafen keine Bildschirmzeit mehr. Dies fördert die natürliche Melatoninproduktion.
- Stress abbauen: Yoga, progressive Muskelentspannung oder Tagebuchschreiben helfen beim Abschalten.
- Bei extremen Schlafstörungen: professionelle Hilfe aufsuchen, Ursachen gezielt abklären lassen
ICD-Klassifikation
Schlafstörungen laut ICD-10 werden unter den Codes F51 (nichtorganische Schlafstörungen) und G47 (organische Ursachen) eingeordnet. Eine präzise Diagnose ist die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.