Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Laura am 25. August 2025
Veröffentlicht von Petra am 15. Mai 2022
Das Wichtigste in Kürze
- Schlafmittel können pflanzlich oder synthetisch sein.
- Akut helfen synthetische Schlaftabletten meist schneller.
- Benzodiazepine und Z-Substanzen können aber süchtig machen.
- Pflanzliche Mittel sind tendenziell verträglicher.
- Bei anhaltenden Schlafproblemen ist ärztliche Hilfe nötig.
Schlaftabletten
Einleitung: Was sind Schlaftabletten?
Schlaftabletten, -dragees oder -kapseln sind fertig portionierte, leicht anwendbare Medikamente, die den Schlaf fördern. Ihre Wirkstoffe erleichtern das Einschlafen und/oder verlängern die Schlafdauer. Wie die meisten Schlafmittel dämpfen sie die Aktivität der Nervenzellen, sodass das Schlafen leichter fällt. Schlaftabletten dienen überwiegend der kurzzeitigen Behandlung von Ein- oder Durchschlafstörungen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen pflanzlichen und synthetischen Wirkstoffen.
Gründe für die Einnahme von Schlaftabletten
Typische Anlässe für die Anwendung von Schlafmitteln sind
- Längere Phasen von Einschlaf- oder Durchschlafstörungen
- Hoher Leidensdruck durch Schlafmangel
- Akute Stress- oder Krisensituationen
- Vorübergehende Anpassungsprobleme, z. B. bei Jetlag
Pflanzliche Schlaftabletten
Wirkungsweise
Pflanzliche Schlafmittel gehören zur Gruppe der Phytotherapeutika (pflanzlicher Arzneimittel). Sie beruhen auf traditionellen Heilkräutern, die Menschen bereits seit Jahrhunderten zur Schlafförderung nutzen. Tendenziell gelten sie als sanfter und nebenwirkungsärmer als künstlich hergestellte Präparate, wirken dafür aber meist erst nach längerer Einnahme. Je nach Beschwerden werden ihre Wirkstoffe einzeln oder kombiniert eingesetzt.
Vor- und Nachteile
Vorteile pflanzlicher Schlafmittel:
- Größtenteils frei verkäuflich
- In vielen Darreichungsformen verfügbar (Tabletten, Kapseln, Tees, Tinkturen, Pulver…)
- Altbewährt
- Meist keine schweren Nebenwirkungen zu erwarten
Nachteile pflanzlicher Schlafmittel:
- Verzögerte Wirkung, längere Einnahme
- Kaum aussagekräftige Studien zur Wirksamkeit
- Allergische Reaktionen, Bauchkrämpfe und Übelkeit möglich
- Teils Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich
Baldrian verstärkt vermutlich die Wirkung des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im Gehirn. Dieser dämpft und beruhigt die Nervenzellen: Das Einschlafen fällt leichter.
Der mit Cannabis verwandte Hopfen wirkt ähnlich wie das körpereigene Schlafhormon Melatonin und stabilisiert den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus.
Studien zufolge kann auch Cannabis durch Inhaltsstoffe wie THC und CBD schlaffördernd wirken. Dies scheint jedoch nicht auf alle Teilnehmenden zuzutreffen: Oft wurde auch eine langfristige Verschlechterung der Schlafqualität festgestellt. Das körpereigene Endocannabinoidsystem ist noch nicht vollständig erforscht − weitere Ergebnisse bleiben daher abzuwarten. Erwerb und Eigenanbau von Cannabis unterliegen zudem umfangreichen gesetzlichen Regelungen.
Lavendel, Melisse und Passionsblume entfalten nach längerer, regelmäßiger Einnahme vor allem angstlösende und entspannende Effekte, die den Schlaf eher indirekt verbessern.
Wieso wissenschaftliche Belege für den Nutzen pflanzlicher Arzneien selten sind:
- Der Wirkstoffgehalt schwankt je nach Pflanze, Anbau und Verarbeitung − das macht sie schlecht standardisierbar und vergleichbar.
- Geldgeber wie große Pharmafirmen sind nicht interessiert: Weil Heilpflanzen nicht patentierbar sind, zahlen sich klinische Studien wirtschaftlich kaum aus.
Synthetischer Schlaftabletten
Wirkungsweise
Synthetische Schlafmittel sind relativ jung: Erst 1903 kam mit Veronal das erste Barbiturat auf den Markt. Genau wie Baldrian steigern Barbiturate die hemmende Wirkung des Neurotransmitters GABA im Gehirn − wirken aber zusätzlich stark dämpfend aufs zentrale Nervensystem. Ihre Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein. Aufgrund ihres hohen Sucht- und Überdosierungsrisikos werden sie heute jedoch kaum noch eingesetzt.
Die in den 1960ern entwickelten Benzodiazepine galten zunächst als besser verträglich. Auch sie verstärken die Wirkung von GABA, arbeiten jedoch gezielter. Sie lösen Ängste, entspannen die Muskulatur und dämpfen die Erregbarkeit der Nervenzellen. Die erheblichen Risiken ihrer oft allzu sorglosen Einnahme wurden erst im Lauf der folgenden Jahrzehnte deutlich.
Seit den 1990er Jahren werden vermehrt Z-Substanzen (so genannt, weil die Wirkstoffe wie Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon alle mit Z beginnen) verschrieben − sie wirken noch präziser, bleiben zudem kürzer im Körper und sollen nebenwirkungsärmer sein.
Auch andere synthetische Substanzen werden heute gegen Schlafstörungen eingesetzt:
Melatonin: Dieses körpereigene Hormon steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Normalerweise bildet der Körper es bei Dunkelheit verstärkt, während Licht die Ausschüttung hemmt. Hochdosierte Melatoningaben können den Schlaf fördern, etwa bei akutem Jetlag. Für viele frei verkäufliche Präparate fehlen hingegen belastbare Nachweise der versprochenen Wirkung.
Antihistaminika: Ursprünglich zur Behandlung von Allergien entwickelt, blockieren sie bestimmte Histamin-Rezeptoren. Histamin sorgt im Gehirn unter anderem für Wachheit. Durch die Blockade tritt Müdigkeit ein – eine willkommene Nebenwirkung bei Schlafproblemen, die allerdings mit Benommenheit am Folgetag einhergehen kann.
Sedierende Antidepressiva: Auch sie werden außerhalb ihrer zugelassenen Indikation („Off-Label“) eingesetzt, wenn andere Schlaftabletten ungeeignet sind. Sie beeinflussen den Stoffwechsel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Niedrig dosiert wirken sie beruhigend und dämpfend, wodurch sie das Einschlafen erleichtern können.
Vor- und Nachteile synthetischer Schlafmittel
Vorteile
- Schnelle, zuverlässige Wirkung
- Verkürzte Einschlafzeit und verlängerte Schlafdauer
- Entlasten in akuten Krisen oder bei schwerem Leidensdruck
Nachteile
- Eingriff in Botenstoffsysteme
- Störung des natürlichen Schlafphasen-Ablaufs
- Teils Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit, Schwindel oder Verwirrtheit
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich
- Risiko von Abhängigkeit bzw. Gewöhnung
Über Effizienz und Risiken synthetischer Schlafmittel gibt es viele umfangreiche Studien. Antihistaminika und Antidepressiva werden meist nur bezüglich ihrer primären Einsatzbereiche (Allergie, Depression) untersucht. Die Forschungsergebnisse über Melatonin sind widersprüchlich − nur die Wirksamkeit hoher Dosen bei Jetlag, Schichtarbeit oder Altersschlaflosigkeit gilt als erwiesen.
Zugänglichkeit von Schlafmitteln
Neben ihrer Wirkweise unterscheiden sich Schlaftabletten auch in ihrer rechtlichen Einordnung. Manche Präparate sind frei verkäuflich und ohne Beratung erhältlich − andere unterliegen der Apothekenpflicht oder sind sogar nur mit ärztlichem Rezept zugänglich (verschreibungspflichtig). Abhängig ist ihre Einstufung vom Wirkstoff, ihrer Stärke und ihren Risiken wie Nebenwirkungen oder Suchtpotenzial.
Wirkstoffgruppe | Beispiele | Status |
---|---|---|
Pflanzliche Präparate | Baldrian, Hopfen, Lavendel, Melisse, Passionsblume | frei verkäuflich (außer Cannabis) |
Hormonelle Präparate | Melatonin | bis 1 mg apothekenpflichtig; höher dosiert verschreibungspflichtig |
Antihistaminika | Diphenhydramin, Doxylamin | apothekenpflichtig |
Sedierende Antidepressiva | Mirtazapin, Amitriptylin | verschreibungspflichtig |
Benzodiazepine | Diazepam, Lorazepam, Temazepam | verschreibungspflichtig |
Z-Substanzen | Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon | verschreibungspflichtig |
Tipp
Auch frei verkäufliche Schlafmittel können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Vor der Einnahme sollten mögliche Risiken ärztlich oder in der Apotheke abgeklärt werden.
Wann man ärztlichen Rat einholen sollte
Kurzfristig können Schlaftabletten durchaus hilfreich sein. Sie lösen aber meist nicht die eigentliche Ursache der Beschwerden. Wer regelmäßig auf Schlafmittel angewiesen ist, sollte umgehend ärztliche Hilfe suchen. Gleiches gilt auch, sobald Schlafprobleme länger als vier Wochen bestehen oder keine anderen Maßnahmen dagegen helfen.
Signale, dass professionelle Hilfe erforderlich ist:
- Ohne Schlaftabletten ist Schlaf kaum noch möglich
- Die Schlafprobleme dauern länger als 3 bis 4 Wochen an
- Andere Beschwerden kommen dazu (z. B. Angst, Niedergeschlagenheit)
- Nebenwirkungen oder Suchtsymptome treten auf
Aufgrund ihrer Risiken werden synthetische Schlafmittel meist nur kurzzeitig und in Ausnahmefällen eingesetzt. Einzig Melatonin wird in den seltenen Fällen nachlassender körpereigener Produktion auch länger verordnet. Heutzutage gelten nicht länger Medikamente, sondern vielmehr schlafhygienische Maßnahmen und Verhaltenstherapie als Standardbehandlung bei Schlafstörungen.
In unserem Blog findest du weitere Artikel rund um Schlafstörungen und Einschlafprobleme − mit vielen Tipps zu Schlafhygiene, Ernährung, schlaffördernden Methoden, Stressabbau und dem Schlafen in besonderen Lebenslagen.
Fazit
Schlaftabletten sind keine geeignete Dauerlösung, selbst wenn sie frei verkäuflich sind: Nebenwirkungen können auch bei vermeintlich harmlosen Pflanzenwirkstoffen auftreten. Einfache Schlafgewohnheiten wie feste Bettzeiten, Entspannungsübungen oder Koffeinverzicht am Abend fördern den erholsamen Schlaf nachhaltiger und ohne Risiko. Häufig können schon kleine Veränderungen an der Abendroutine die Schlafqualität auf lange Sicht verbessern.
FAQ
Schlafmittel signalisieren Signalwegen und Rezeptoren im Gehirn Müdigkeit, um den Schlafzyklus zu kontrollieren. Das natürliche Schlafprofil wird dadurch allerdings gestört.
Schlaftabletten sollten nur eingenommen werden, wenn alle anderen Therapien nicht geholfen haben. Selbst dann nur sehr kurzfristig, da es sonst zu dauerhaften Schlafstörungen und Tabletten-Abhängigkeit kommen kann.
Sie bergen das Potenzial der Abhängigkeit. Vor allem, wenn sie länger eingenommen werden. Denn die Medikamente greifen in den natürlichen Schlafzyklus ein. Daher sollte man sie nur für eine kurze Zeit einnehmen.
Synthetische Präparate wirken meist nach kurzer Zeit. Pflanzliche Mittel entfalten ihre Wirkung oft erst nach Tagen oder Wochen.
Müdigkeit am Tag, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und bei stärkeren Präparaten Gedächtnislücken oder Schwindel.