Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
- Der Martindale-Test prüft, wie widerstandsfähig ein Stoff gegenüber mechanischer Reibung ist
- Er bewertet die Scheuerfestigkeit, etwa bei Sitzmöbeln, Arbeitskleidung oder funktionalen Geweben
- Die Scheuerfestigkeit wird in Scheuertouren angegeben und erlaubt einen direkten Vergleich verschiedener Materialien
Was ist der Martindale-Test?
Der Martindale-Test gehört zu den wichtigsten Prüfverfahren, wenn es um die Bewertung der Scheuerfestigkeit von Textilien geht. Er zeigt, wie viele Reibzyklen ein Material übersteht, bevor sichtbare Abnutzungsspuren auftreten. Das Ergebnis geben Hersteller in Scheuertouren an: Je höher der Wert, desto strapazierfähiger ist der Stoff im täglichen Gebrauch. Reißt das Material früh auf, verliert seine Oberfläche an Struktur. Enstehen schnell Gebrauchsspuren, fällt der Martindale-Wert entsprechend niedrig aus.
Verarbeiter, Produktentwickler und Planer verlassen sich auf diese Prüfung, um geeignete Stoffe für unterschiedliche Anwendungen auszuwählen. Polstermöbel im Wohnbereich, Sitze in Fahrzeugen oder Berufsbekleidung in Werkstätten brauchen Materialien, die Reibung und Druck dauerhaft verkraften. Auch Taschen, Vorhänge, Teppiche oder technische Textilien profitieren von einer hohen Scheuerresistenz. In vielen Branchen gelten sogar festgelegte Mindestwerte, um Materialqualität und Haltbarkeit zu gewährleisten.
Ablauf des Martindale-Tests
Beim Martindale-Test schneiden Fachleute eine Stoffprobe exakt zu und spannen sie in die Probenhalterung des Martindale-Geräts. Das Material liegt fest auf einer Unterlage, die für gleichmäßige Reibbedingungen sorgt. Auf die Stoffprobe setzen sie einen Reibkörper, der aus einem genormten Reibgewebe besteht – meist aus Wollstoff oder Schleifpapier, abhängig vom Verwendungszweck. Ein festgelegtes Zusatzgewicht sorgt für konstanten Druck auf das Material. Während der Prüfung bewegt sich der Reibkörper in einem standardisierten, sich überlagernden Kreisbewegungsmuster über den Stoff. Diese Bewegung imitiert das Reiben und Scheuern, wie es im Alltag beim Sitzen, Bewegen oder bei Kontakt mit anderen Oberflächen entsteht.
Die Testpersonen beobachten die Probe regelmäßig und unterbrechen den Test, sobald der Stoff erkennbare Veränderungen zeigt – zum Beispiel Abrieb, Faserbruch oder Glanzstellen. Die Zahl der durchgeführten Reibzyklen bis zu diesem Punkt ergibt den Martindale-Wert, gemessen in sogenannten Scheuertouren. Je nach gefordertem Einsatzbereich setzen sie zusätzlich mehrere Proben ein und werten die mittleren Ergebnisse aus, um eine möglichst zuverlässige Aussage zur Haltbarkeit zu treffen.
Internationale Normen wie die DIN EN ISO 12947 schreiben sämtliche Prüfbedingungen exakt vor: Reibmaterial, Auflagedruck, Klimabedingungen, Prüfgeschwindigkeit und Auswertungsverfahren. Auf diese Weise lassen sich die Ergebnisse verschiedener Labore und Hersteller objektiv vergleichen. Einige Varianten des Tests prüfen zusätzlich das Verhalten bei Feuchtigkeit, die Neigung zu Pilling oder das Verhalten beschichteter Oberflächen. Für besonders beanspruchte Materialien führen Prüfpersonen Langzeittests mit mehreren Zehntausend oder sogar Hunderttausend Scheuertouren durch.
Welche Scheuerzahlen sind empfohlen?
Für Polstermöbel im privaten Haushalt reichen meist 15.000 bis 25.000 Scheuertouren aus. In stärker beanspruchten Umgebungen – etwa in Hotels, Restaurants oder Büros – empfehlen Fachleute Werte von 30.000 bis 50.000 Touren. Öffentliche Verkehrsmittel, Wartebereiche oder stark frequentierte Sitzmöbel erfordern Materialien mit mindestens 80.000 bis 100.000 Scheuertouren, um der täglichen Belastung dauerhaft standzuhalten.
Auch bei Kleidung setzen verschiedene Einsatzzwecke unterschiedliche Maßstäbe: Freizeitkleidung benötigt weniger Widerstand als Berufsbekleidung oder Schutztextilien, die regelmäßig mit harten Oberflächen oder Werkzeugen in Kontakt kommen.
Diese Zahlen helfen dabei, Stoffe gezielt auszuwählen und ihre Eignung realistisch einzuschätzen. Sie ersetzen jedoch keine vollständige Materialbewertung, sondern ergänzen sie um einen wichtigen Aspekt der Belastbarkeit. Wer auf langlebige, pflegeleichte und belastbare Produkte setzt, sollte den Martindale-Wert beim Kauf immer mit berücksichtigen.
Tipp
Vergleiche Martindale-Werte schon vor dem Kauf. Für häufig genutzte Möbel oder Kleidung lohnt sich ein Stoff mit hoher Scheuerfestigkeit – ideal sind 30.000 Touren oder mehr.
Martindale-Test: Einsatzbereiche
Einsatz und Verwendung
Nicht jeder Stoff eignet sich für stark beanspruchte Oberflächen. Der Martindale-Test liefert klare Hinweise auf die Widerstandsfähigkeit im täglichen Einsatz.
- Möbel und Polster: Sitzmöbel wie Sofas oder Sessel sind ständig in Bewegung und Reibung ausgesetzt. Strapazierfähige Bezüge bewahren ihre Oberfläche über Jahre und behalten ihr gepflegtes Aussehen.
- Arbeitskleidung: Uniformen, Schutzjacken und funktionale Textilien reiben oft an Werkzeugen oder Maschinen. Robuste Stoffe erhöhen die Lebensdauer und sorgen für mehr Tragekomfort.
- Fahrzeuge: In Autos, Bussen oder Bahnen beanspruchen Gurte, Kleidung und ständiges Ein- und Aussteigen die Stoffe stark. Eine hohe Scheuerfestigkeit sichert hier eine dauerhaft stabile Oberfläche.
- Weitere Anwendungen: Auch Teppiche, Vorhänge, Taschen oder technische Gewebe wie Planen und Filter müssen viel aushalten. Der Martindale-Wert zeigt, welche Materialien diesen Anforderungen langfristig standhalten.
FAQ
Ein guter Martindale-Wert beginnt ab etwa 20.000 Scheuertouren. Stoffe in diesem Bereich eignen sich für normal beanspruchte Möbel im Alltag. Ab 30.000 Touren spricht man von hoher Scheuerfestigkeit – ideal für Familien, Haushalte mit Kindern oder Haustieren. Sehr robuste Stoffe erreichen 50.000 Touren oder mehr.
Ein Martindale-Wert von 100.000 zeigt, dass der Stoff extrem widerstandsfähig gegenüber Reibung ist. Er hält auch starker und dauerhafter Belastung stand – etwa bei intensiver Nutzung, häufigem Kontakt mit Kleidung oder wiederholter Bewegung. Im privaten Bereich gilt dieser Wert als besonders langlebig.
Für ein Sofa im normalen Wohnbereich empfehlen sich mindestens 15.000 bis 25.000 Scheuertouren. Wer Kinder hat, oft Gäste empfängt oder viel Zeit auf dem Sofa verbringt, sollte auf 30.000 oder mehr achten. Je höher der Wert, desto besser bleibt der Stoff über Jahre hinweg erhalten.