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Aktualisiert von Marco am 25. April 2025
Veröffentlicht von Laura am 25. April 2025
Das wichtigste in Kürze:
- Barchent ist ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen.
- Barchent wurde vor allem vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verwendet.
- Heute ist Barchent ein selten verwendetes Material.
Was ist Barchent?
Barchent ist ein Webstoff, der aus einer Mischung aus Baumwolle und Leinen hergestellt wird. Ursprünglich beschreibt der Name, der aus dem Arabischen kommt, einen Stoff aus Kamelhaar oder Schafwolle. Barchent ist besonders robust, hautfreundlich und wärmend, was ihn schon im Mittelalter zu einem beliebten Stoff machte.
Woher kommt Barchent?
Der Ursprung von Barchent ist auf den Nahen Osten zurückzuführen. Im 12. Jahrhundert gelangte der Stoff zuerst über Sizilien nach Italien. Etwa 200 Jahre später verbreitete sich der Webstoff auch in Mitteleuropa, etwa in Deutschland und Frankreich. Im Mittelalter löste Barchent nach und nach die Verwendung des klassischen Leinenstoffs ab. Barchent galt als robust und wärmend und wurde daher viel in Alltags- und Arbeitskleidung verwendet. Durch die Nachfrage entwickelten sich mehrere Zentren in Deutschland, die sich auf die Produktion von Barchent spezialisiert hatten. Besonders in Süddeutschland konnte man diese Barchentproduktionen finden. Dort galten vor allem Augsburg, Ulm, Memmingen, Regensburg, Ravensburg und Biberach an der Riß als Zentren für Barchent. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde Barchent Stück für Stück vom Markt verdrängt, da es andere leichter zu webende Stoffe gab. Heute wird Barchent daher nur noch selten verwendet.
Funfact
Die bekannte Augsburger Handelsfamilie Fugger startete ihre Erfolgsgeschichte im 14. Jahrhundert, als Hans Fugger sich als Weber und Textilhändler etablierte und durch den Barchentboom ein erstes Vermögen aufbaute.
Verarbeitung von Barchent
Um Barchent zu produzieren, müssen Baumwollfasern und Leinenfasern miteinander verbunden werden. Grundsätzlich gibt es verschiedene Techniken, um Barchent herzustellen, die letztendlich die Eigenschaften des Endprodukts beeinflussen und damit auch seine spätere Verwendung. Meistens wird, beziehungsweise wurde, Barchent in einer sogenannten Köperbindung gewebt. Das bedeutet, dass jeder Schussfaden jeweils unter oder über mehreren Kettfäden verläuft, bevor er darüber oder darunter weitergeht. Dadurch wird der Stoff besonders robust und erhält seine charakteristische Struktur, die von diagonalen Linien geprägt ist. Meist entsteht dadurch auch eine glänzende Optik. Eine kostengünstigere und einfachere Option ist die Leinwandbindung, wobei jeder Schussfaden immer nur einen Kettfaden über- oder untergeht. Dabei entsteht eine ebenere Optik ohne diagonale Linien wie bei der Köperbindung. Meist fand man Barchent mit einer rauen und einer glatten Seite vor. Dazu wurde eine Seite des Stoffs nach dem Weben mit Hilfe von Kardendisteln oder feinen Eisendrahtkratzen aufgeraut. Dadurch bekam der Stoff eine langfaserige und flaumartige Oberfläche, die fast schon an Wolle erinnert hat, welche für das angenehme Hautgefühl sorgte und gut warm hielt. Außerdem konnte man Barchent Stoff leichter färben als herkömmliche Leinen, weshalb man Barchent auch häufig in gefärbter Form vorfand.
Verwendung von Barchent
Weil Barchent Stoff weiterhin als sehr strapazierfähig gilt, wird es heute noch – wenn auch in deutlich geringerem Umfang als im Mittelalter – in Arbeitskleidung verwendet. Dabei werden daraus beispielsweise Hosen oder Jacken gefertigt. Ebenso eignet sich Barchent zur Herstellung von Arbeitsschürzen. Hier kommt dem Produkt besonders die Robustheit und die relative Schmutzunempfindlichkeit zugute. Früher wurde Barchent auch für sämtliche Heimtextilien verwendet. So wurden Tischdecken, Vorhänge, Bettwäsche und auch Polsterstoffe aus dem dicken Material gefertigt. Auch als Futtermaterial fand Barchent Verwendung. Allerdings ist dies heute alles nicht mehr üblich. Damals wurde der saugfähige Stoff auch verwendet, um Verbände oder Putzlappen herzustellen. Weil der Stoff aber besonders im Mittelalter verbreitet war, wird er heute verwendet, um solche historische Kleidung nachzubauen.
Häufig gestellte Fragen zu Barchent
Barchent wird aus einer Mischung von Baumwolle und Leinen gewebt.
Barchent ist ein sehr robuster Stoff, der langlebig ist und warmhält – ideal für Arbeits- und Winterkleidung im Mittelalter.
Die Verarbeitung und Mischung von Baumwolle und Leinen kann sehr aufwendig sein und inzwischen gibt es zu viele besser geeignete natürliche und synthetische Stoffe, die ähnliche Eigenschaften haben und darüber hinaus weitere Vorteile im Vergleich zum klassischen Barchent.