Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Marco am 22. November 2023
Veröffentlicht von Petra am 21. Februar 2022
⏰ Das Wichtigste in Kürze
- Flanell kann aus Wolle, Baumwolle, Viskose und anderen Fasern und Fasermischungen bestehen
- Der Begriff bezeichnet eine bestimmte Verarbeitung von Fasern
- Dabei werden die Stoffe nach dem Weben verfilzt oder angeraut
- Flanell ist leicht, warm, atmungsaktiv, saugfähig und pflegeleicht
Flanell ᐅ Das solltest Du über das kuschelig-weiche Material wissen
Was ist Flanell?
Flanell (von keltisch: gwlân = Wolle, englisch: flannel) ist ein leichtes, wärmendes Gewebe, das in Leinwand- oder Köperbindung gefertigt wird. Es besteht aus Wolle (Wollflanell) oder Baumwolle (Baumwollflanell). Seltener ensteht Flanell aus Viskose, Lyocell, Mikrofaser oder Faser-Mischungen. Durch eine mechanische Behandlung der Fasern nach dem Weben ist Flanell saugfähig und weich.
📌Wichtig: Heute bezeichnet Flanell keine Wollprodukte, sondern die spezielle Verarbeitung von Fasern zu einem weichen, wärmenden Material.
Herkunft & Herstellung
Der Ursprung von Flanell liegt in Nordeuropa, von wo aus der Stoff langsam seinen Siegeszug in die Welt antrat. Zunächst ähnelte Flanell nicht dem kuscheligen Gewebe, das wir heute kennen. Der kratzige Wollstoff wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts angenehm, als er mit Baumwolle oder Seide gemischt wurde.
Der Herstellungsprozess ist unabhängig von der Fasermischung: Im ersten Schritt werden die Fasern zu einem Stoff gewebt. Im zweiten Schritt werden die Fasern verfilzt und angeraut. Es entsteht die für Flanell charakteristische Struktur.
Arten von Flanell
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Flanell:
- Wollflanell
- Baumwollflanell
Moderner Wollflanell und Baumwollflanell unterscheiden sich neben den Fasern in der Art ihrer Herstellung. Wolle wird überwiegend in der eher dichten und strapazierfähigen Köperbindung zu Flanell verwoben. Baumwolle wird häufig in Leinwandbindung verarbeitet und gilt als scheuerbeständig. Nach dem Weben, wird Baumwollflanell durch Bürsten und Schmirgeln rau. Wollflanell wird verfilzt.
Flanellgewebe aus Viskose, Mikrofaser und anderen Fasern lassen wir an dieser Stelle außer Acht.
Unterschied: Biber und Flanell
Biber und Baumwoll-Flanell scheinen auf den ersten Blick ähnlich: Auch Biber wird aus reiner Baumwolle gefertigt. Der Stoff hat eine aufgeraute, atmungsaktive und saugfähige Oberfläche. Beim genauen Hinsehen zeigt sich: Biber-Stoffe bestehen aus dickeren Fäden. Sie sind dicker, schwerer und in der Regel rauer als Flanellgewebe.
⚠️Achtung: Biber wird auch Rohflanell, Raucouverture oder (irreführenderweise) Baumwollflanell genannt. Auf Wäscheetiketten findet sich häufig die englische Bezeichnung flannelette.
Eigenschaften von Flanell
Zur Zeit seiner Entdeckung galt Flanell als echtes Hightech-Material, dessen Eigenschaften bis heute überzeugen. So hält Flanell sehr warm. Das liegt an den isolierenden Luftkammern, die bei der mechanischen Behandlung der Stoffe entstehen. Die aufgeraute Oberfläche des Flanells fühlt sich außerdem kuschelig an und macht den Stoff luftdurchlässig und saugfähig.
Im Vergleich zu anderen Stoffen sind Flanellstoffe leicht, aber dennoch warm. Mit ihrer kuscheligen, weichen Haptik eignen sich Flanellstoffe gut für die Herstellung von Bettwäsche.
Wofür wird Flanell verwendet?
Flanell wird in der Textilindustrie von Beginn an verwendet. Bereits vor der Industrialisierung stellten wollverarbeitende Betriebe auf dem Land den Stoff her. So wurde das warme Gewebe bereits vor Jahrzehnten in England beim Cricket und anderen Traditionssportarten getragen.
Aufgrund seiner isolierenden, Feuchtigkeits-durchlässigen Struktur eignet sich Wollflanell, optimal für leichte Winteranzüge und -Kostüme. Kammgarnflanelle, z. B. aus Merinowolle, fallen fließend und eignen sich als edle, wärmende Businesskleidung.
Wollflanelle aus Streichgarn sind dicker und wärmer als jene aus Kammgarn. Sie wirken gröber und eignen sich für Umhänge oder Decken. Streichgarnflanelle sind besonders flauschig und bringen eine leicht verwaschene Optik mit. Ihre Struktur hat jedoch auch Nachteile: So sind Flanelle aus Streichgarn weniger robust und haben eine kürzere Lebensdauer als Kammgarnflanelle.
Baumwollflanell ist hingegen äußerst langlebig. Es liegt besonders angenehm auf der Haut und findet traditionell hauptsächlich bei der Herstellung von Bettwaren und Heimtextilien Verwendung. Viele Holzfäller schätzen dicke, robuste Karo-Flanellhemden aus Baumwolle, die häufig als Holzfällerhemden bezeichnet werden.
Sehr beliebt für Winter-Bettwäsche ist neben der Baumwollversion auch Mikrofaserflanell. Er besteht aus unterschiedlichen Kunstfasern wie Polyester, Nylon oder Acryl. Kissen- und Bettbezüge aus Mikrofaserflanell sind bügelfrei und bleichen nicht aus. Sie trocknen nach der Wäsche extrem schnell und eignen sich ideal für Allergiker, da sie Hausstaubmilben keinen Nährboden bieten.
Weich, saugfähig, pflegeleicht, wärmend und angenehm leicht sind aber auch Bezüge und Laken aus traditionellem Baumwollflanell. Sie haben den Vorteil, dass sie sich nicht elektrostatisch aufladen (wie Mikrofasern). Auch aus Sicht von Umweltschützern ist Bettwäsche aus Baumwollflanell oder Baumwollbiber die bessere Wahl. Denn Mikrofaserflanell gibt bei jeder Wäsche feinste Plastikpartikel ins Waschwasser ab, die sich in den Meeren anreichern können.
Flanell: Vorteile & Nachteile
Viele charakteristische Merkmale von Flanellstoffen haben wir bereits genannt. Im Folgenden geben wir Dir einen kurzen Überblick über die Vorteile und Nachteile von Bettlaken, Kissenbezügen und Bettbezügen aus Flanell.
✔️ Vorteile von Flanellbettwäsche:
- Weicher, wärmender Stoff
- Aus Baumwolle oder Mikrofaser verfügbar
- Je nach Material teils sehr leicht
- Pflegeleicht: nahezu knitterfrei und einfach zu waschen
- Schnelltrocknend, vor allem Mikrofaserflanell
- Atmungsaktiv
- Strapazierfähig & haltbar
❌ Nachteile von Flanellbettwäsche:
- Bei sommerlichen Temperaturen ungeeignet, da zu wärmend
- Muster sehen meist leicht verschwommen aus
- Wenig edel in der Optik, eher rustikale
- Auch neue Flanellbettwäsche wirkt „gebraucht“
- Bei Mikrofaser-Flanell: Abgabe von Mikroplastik ins Waschwasser
Pflege von Flanell
Flanell ist ein robustes und leicht zu pflegendes Material. Grundsätzlich gilt wie bei allen Textilien: Beachte die Angaben und Pflegehinweise auf dem Etikett. Denn: Zwischen den einzelnen Flanellartengibt es je nach Material und Verarbeitung geringfügige Unterschiede in der Pflege.
Flanell waschen
Falls im eingenähten Wäschezeichen nicht anders angegeben, wasche Flanellstoffe bei niedrigen Temperaturen mit Weichspüler. Wollflanell wäscht Du am besten per Handwäsche oder im Wollwaschgang ohne Schleudern bei maximal 30° C.
Baumwollflanell oder Flanell aus Mischfasern kannst Du je nach Herstellerangaben bei 30°C bis 60°C Grad waschen. Große Teile, z.B. Bettwäsche, überstehen Maschinenwäschen besser, wenn sie vorher auf links gedreht werden. Auch Farben und Muster bleiben auf diese Weise länger schön.
Durch häufiges Waschen können sich an der Oberfläche von Flanellstoffen kleine Knötchen bilden (Pilling). Du kannst sie gut mit einer Fusselbürste ausbürsten oder mit einem Fusselrasierer entfernen.
Das luftdurchlässige Flanellgewebe lässt sich gut auslüften. Empfindliche Flanellteilen aus Wolle kannst Du daher auch lüften anstatt sie zu waschen. Das spart nicht nur Wasser und Energie, sondern schont auch die Fasern. Kleine Flecken kannst Du einfach ausbürsten.
Flanell trocknen
Flanell-Wäschestücke trocknen ohne elektrischen Wäschetrockner schnell. Kleidung aus Flanell trocknest Du am besten auf einem Bügel, denn: Das Gewicht des nassen Stoffes zieht Dein Kleidungsstück glatt.
Soll es schnell gehen, darfst Du Baumwoll-Flanell auch auf niedriger Stufe in den Trockner stecken. Prüfe aber vorher das Pflegeetikett!
⚠️Vorsicht: Flanell aus Wolle verträgt die hohen Temperaturen im Wäschetrockner nicht und sollte ausnahmslos an der Luft getrocknet werden!
Flanell bügeln
Auch im Hinblick aufs Bügeln zeigt sich Flanell pflegeleicht: Das Gewebe wirft kaum Falten und ist häufig bügelfrei. Wird der Griff zum Bügeleisen doch einmal nötig, genügt in der Regel eine niedrige Stufe. Wollflanell solltest Du nur mit einem leicht angefeuchteten Tuch bügeln oder dämpfen.
Baumwoll- und Mikrofaserflanell sind besonders pflegeleicht und knitterarm. Flanellbettwäsche braucht meist nicht gebügelt zu werden, sondern ist nach dem Trocknen wieder bereit zum Aufziehen.
FAQ
Flanell ist ein oberflächlich angerautes, wärmendes Gewebe, das aus Wolle, Baumwolle, Viskose, Lyocell, Mikrofaser oder Mischungen mehrerer Fasern besteht. Aufgrund einer speziellen mechanischen Behandlung nach dem Weben sind Flanellstoffe saugfähig und fühlen sich angenehm weich und flauschig an.
Während es sich bei Baumwolle um eine Faser handelt, steht die Bezeichnung Flanell für einen bestimmten Gewebetyp mit charakteristischen Eigenschaften und einer speziellen Verarbeitung. Flanell kann sogar aus Baumwolle bestehen: Die bekannten Holzfällerhemden, aber auch Bettbezüge und -laken werden häufig aus Baumwollflanell angefertigt.
Biber wird genau wie Baumwoll-Flanell aus reiner Baumwolle gefertigt und hat eine aufgeraute, sehr atmungsaktive und saugfähige Oberfläche. Beide Stoffe sehen sich ähnlich, doch Biberstoffe bestehen aus dickeren Fäden und sind insgesamt voluminöser, schwerer und oft auch etwas stärker angeraut als Flanellgewebe.