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Aktualisiert von Carina am 23. November 2023
Veröffentlicht von Carina am 11. September 2021
In Kürze: Was ist GOTS?
GOTS bedeutet Global Organic Textile Standard. Dieser Standard formuliert strenge ökologische Maßstäbe für Textilien. Um das GOTS-Siegel zu erhalten, müssen Textilien eine Reihe ökologischer und sozialer Anforderungen erfüllen, deren Einhaltung immer wieder überprüft wird.
Einführung: GOTS (Global Organic Textile Standard)
Wenn wir heute über unsere Bekleidung nachdenken, dann entwickelt sich der Gesprächsfaden schnell zu den Schattenseiten der Textilindustrie. Laut Greenpeace stammen mittlerweile mehr als 90 Prozent unserer Kleidung aus Asien. In diesem Zusammenhang ist immer wieder die Rede von unfairen Löhnen und gewaltigen Umweltschäden. Abhilfe schaffen will das GOTS, der Global Organic Textile Standard. Ein Siegel, das ein weißes Hemd auf grünem Grund ziert. Was verbirgt sich hinter dem Siegel und wie gut ist es? Diese Fragen beantworten wir im nachfolgenden Artikel.
Warum braucht es Textil-Siegel?
Die Textil-Industrie gilt als eine der dreckigsten der Welt. Unsere Kleidung wird mit jeder Menge Chemie bearbeitet, bevor sie in den Einzelhandel kommt. Darunter befinden sich auch zahlreiche giftige Substanzen, die an vielen Stellen zu einer Verunreinigung der kostbaren Ressource Wasser führen. Um Textilproduzenten und -Händler*innen dabei zu unterstützen, eine “saubere” Produktion zu befördern, sind einige Textil-Siegel ins Leben gerufen worden. Das GOTS-Siegel ist eines davon.
Das GOTS-Siegel: Wofür steht es genau?
Der Global Organic Textile Standard formuliert strenge ökologische Maßstäbe für kbA und kbT Textilien. „kbA“ steht für „kontrolliert biologischer Anbau“, „kbT“ steht für „kontrolliert biologische Tierhaltung“. Um das GOTS-Siegel zu erhalten, müssen Textilien zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Dazu gibt es eine Reihe weiterer ökologischer und sozialer Anforderungen, die erfüllt werden müssen, um das Siegel zu erhalten.
Woher kommt das GOTS-Siegel?
Das Siegel haben Bio-Baumwollproduzenten, Textilindustrie, Nichtregierungsorganisationen und Zertifizierer 2002 entwickelt. Siegel-Inhaber ist die 2008 gegründete Global Standard gemeinnützige GmbH mit vier Gründungsmitgliedern:
- IVN Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN)
- Soil Association (SA), England
- Organic Trade Association (OTA), USA
- JOCA Japan Organic Cotton Association (JOCA), Japan
Im März 2020 brachte die gemeinnützige GmbH bereits die GOTS-Version 6.0 heraus. Neue Versionen entstehen alle drei Jahre, wenn sich internationale Stakeholder aus den Bereichen ökologischer Landbau, Textilverarbeitung, Textilchemie, Industrie, NGOs und Verbrauchergruppen zu einem Revisionsprozess zusammenschließen.
Welches Ziel verfolgt das GOTS-Siegel?
Wichtig ist festzuhalten, dass das Siegel keinen Zustand zertifiziert, sondern einen Prozess. Wer also z.B. ein T-Shirt mit dem Siegel in Händen hält, der hat damit die Gewähr, dass von der Ernte der Rohfaser, die umwelt- und sozialverträgliche Herstellung sowie die Kennzeichnung die Anforderungen des Siegels erfüllt wurden. Ziel des Siegels ist es, eine Zertifizierung zu schaffen, die auf allen wichtigen Märkten akzeptiert wird und so den Bio-Status der Textilien sicherstellt, “from field to fashion” also.
Wer ein Produkt mit dem GOTS-Siegel kauft, weiß, dass über die gesamte Produktionskette verantwortungsbewusst und im Sinne der Standards produziert wurde. Betriebe und Händler der gesamten Lieferkette müssen sich dazu immer wieder Inspektionen (auch unangekündigt) unterziehen. Auf der Website der gemeinnützigen GmbH kannst Du Dich weitergehend informieren.
Welche Anforderungen stellt das GOTS-Siegel?
Chemische Stoffe, die in den Textilien verarbeitet wurden, müssen bestimmte Kriterien zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen. Verboten sind z.B. Formaldehyd, funktionelle Nanopartikel, giftige Schwermetalle oder gentechnisch veränderte Organismen
ebenso wie Accessoires aus PVC, Nickel oder Chrom. Hersteller von Fasern müssen nach Richtlinien für die ökologische Landwirtschaft wirtschaften. Wie Wasser und Energie eingesetzt werden, muss entlang der Lieferkette dokumentiert werden. Veredelungsbetriebe sind so z.B. aufgefordert, eine Kläranlage vorzuweisen.
Auch die sozialen Bedingungen werden untersucht. Die Mindestkriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) müssen eingehalten werden. Dazu gehören natürlich die Löhne, aber auch die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen, die freie Wahl der Beschäftigung, die angemessene Arbeitszeit oder sichere Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus dürfen festgelegte Grenzwerte bei Rückständen zum Schutz der Arbeiter*innen nicht überschritten werden.
Seit der GOTS-Version 6.0 müssen Betriebe auch den Unterschied zwischen tatsächlich gezahlten Löhnen und „existenzsicherndem Lohn“ berechnen und ausweisen. Das Siegel fordert zwar die Produzenten auf, eine auftretende Lücke zu schließen, Kritikern geht die Forderung aber nicht weit genug.
Welchen Ruf hat das GOTS-Siegel?
Das GOTS-Siegel ist eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Öko-Textilsiegel. Die Stiftung Warentest etwa kommt zu dem Ergebnis:
Am meisten überzeugt hat uns der Global Organic Textile Standard (Gots). Dahinter steht eine gemeinnützige Gesellschaft, gegründet von vier Non-Profit-Organisationen aus vier Ländern. Aus Deutschland ist der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft dabei. … Das Siegel fordert die Verwendung von Biobaumwolle. Alle Verarbeitungsbetriebe müssen soziale Mindestkriterien erfüllen, also etwa dafür sorgen, dass Arbeiter sichere Arbeitsbedingungen vorfinden oder sich in Gewerkschaften organisieren können.
Auch Greenpeace verteilt drei Sterne an das Siegel.
Welche weiteren Textil-Siegel gibt es?
Es existieren zahlreiche weitere Textil-Siegel wie etwa der Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN zertifiziert) und der Fair Wear Foundation oder z.B. das Oeko-Tex 100 Zertifikat. Wer sich genauer über die bunte Landschaft der Textil-Siegel informieren will, kann das in dieser umfangreichen Greenpeace-Publikation tun.
Fazit
Wer Textilen nachhaltig kaufen will, sollte auf das GOTS-Siegel achten. Es bietet die Gewähr, dass die Kleidung ökologisch einwandfrei ist. Das Zertifikat wird ständig weiterentwickelt und befindet sich daher “auf der Höhe der Zeit”. Greenpeace oder auch die Stiftung Warentest geben dem GOTS-Zertifikat gute Noten. Natürlich sollten wir alle uns dennoch auch überlegen, wieviel Kleidungsstücke wir eigentlich benötigen. Ob es wirklich die zehnte Hose oder das zwölfte T-Shirt sind, die uns glücklich machen, sei einmal dahin gestellt. Das werdet Ihr lieben Lesenden ganz sicher für Euch selbst entscheiden können.
FAQ
Das GOTS-Zertifikat formuliert einen einen weltweit einheitlichen, kontrollierbaren, sozialen und ökologischen Standard, der die gesamte Produktionskette von Textilien umfasst und nachvollziehbar macht.
Die Global Standard gemeinnützige GmbH führt alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Umsetzung des GOTS durch. Der Vergabeprozess gilt als sehr transparent. Umfassende und regelmäßige Kontrollen sind obligatorisch. Verstößt ein Siegel-Nehmer gegen die Kriterien, so werden ihm Sanktionen auferlegt.
Das GOTS-Zertifikat definiert Stoffe, die nicht in der Produktion verwendet werden dürfen. Verboten sind z.B. Formaldehyd, funktionelle Nanopartikel, giftige Schwermetalle oder gentechnisch veränderte Organismen ebenso wie Accessoires aus PVC, Nickel oder Chrom.