„Kitsch Kiosk ist unser Raum für kreativen Ausdruck“ – Im Gespräch mit Design-Duo Lisa Nagel und Jonas Kammers

Zwei Personen sitzen auf einer blauen Couch, die eine in einem grauen Kapuzenpulli, die andere in einem dunklen Netzoberteil, zurückgelehnt. Im Vordergrund sind bunte Schmuckstücke ausgestellt und an der weißen Wand hinter ihnen angebracht.

Aktualisiert von Marit Filger am 1. Juli 2025
Veröffentlicht von Marit Filger am 1. Juli 2025

Die Atelier-Edition ist eine limitierte Kollektion, inspiriert von Kreativschaffenden und kuratiert mit Gefühl für Farbe, Material und Ausdruck. Lisa Nagel und Jonas Kammers – das Design-Duo hinter Kitsch Kiosk – sind die Kreativpat*innen für den Levi-Stoff Cloud-Bouclé in Kobaltblau. Im Gespräch erzählen die beiden, wie sie kreative Freiheit und wirtschaftlichen Druck zusammendenken – und warum es nie an Ideen, sondern immer nur an Zeit fehlt.

Kommt vorbei: Das Studio von Kitsch Kiosk in der Wohlwillstraße 28, 20359 Hamburg, ist samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet – und dort findet ihr auch unser Levi Sofa in Cloud-Bouclé Kobaltblau.

Erzählt uns von euch – wer seid ihr als Menschen und als Kreativschaffende, und wie haben eure beruflichen Wege eure Arbeit als Design-Duo geprägt?

Lisa: Ich bin bei Kitsch Kiosk für den Schmuck zuständig. Angefangen habe ich vor etwa 15 Jahren ganz klassisch mit Silberschmuck – und nach vielen Materialexperimenten arbeite ich inzwischen seit fünf Jahren nur noch mit Glas. Ich gestalte unsere Kollektionen, konzipiere und produziere alles in unserer Werkstatt.

Jonas: Ich bin gelernter Grafikdesigner und habe meinen Master an der Kunsthochschule in Hamburg gemacht. Bei Kitsch Kiosk übernehme ich alles Visuelle – von der Fotografie der Schmuckstücke über die Webseite bis zu unseren Ausstellungen. Wir ergänzen uns ziemlich gut: Lisa arbeitet eher frei und künstlerisch, ich bin der strukturierte Teil.

Auf der linken Seite sind bunte Glasformen, die an Lippen erinnern, auf einer Fläche angeordnet. Rechts formt eine Person, die eine Brille und eine Schürze trägt, an einer Werkbank Glas mit einem Brenner.
Das Bild ist geteilt: Links formt eine Hand eine Glasperle mit einer Taschenlampe; rechts betrachtet eine Person Tabletts mit fertigen Glasperlen und Stäben auf einer hellblauen Werkbank.

Wie würdet ihr Kitsch Kiosk in euren eigenen Worten beschreiben?

Jonas: Kitsch Kiosk ist unser Studio, unser Raum für kreativen Ausdruck. Es ist ein Ort, an dem wir komplett frei gestalten können – ohne Regeln oder Erwartungen von außen. Wir produzieren Dinge mit unseren eigenen Händen, machen sie für andere zugänglich und laden Menschen dazu ein, Teil davon zu sein. 

Wie sieht ein Tag in eurem Studio und Showroom in St. Pauli aus – und wie laufen eure kreativen Prozesse ab?

Lisa: Kein Tag ist wie der andere. Morgens holen wir oft zuerst die fertigen Stücke aus dem Ofen – das ist jedes Mal spannend, und wir schauen gemeinsam drauf. Jonas fotografiert die fertigen Objekte, erstellt Kampagnen und gestaltet Webseite und Schaufenster. Oft kommen auch Stylist*innen vorbei, die etwas ausleihen. Wir arbeiten eigentlich immer sehr konkret an Projekten und besprechen uns viel – das ist uns wichtig. Vor allem, weil mein kreativer Prozess sehr intuitiv ist, oft ohne festen Plan. Es geht um Emotionen, Farben, Formen, die sich spontan entwickeln.

Was inspiriert euch, wenn die kreative Energie mal ausbleibt?

Lisa: Das passiert uns ehrlich gesagt nicht. Es gibt immer tausend Ideen, eher zu viele als zu wenige. Alles auf den Tisch legen – Farben, Materialien – und dann geht es los. Wir haben eine riesige Liste mit Ideen, die wir irgendwann noch umsetzen wollen. Die wird ständig länger.

Eine Frau mit hellem Haar liegt auf einem dunkelblauen Sofa, trägt ein durchsichtiges graues Oberteil und hält eine Hand über ihren Kopf, während sie nach oben blickt.

Wie beeinflusst die Gestaltung eures Arbeits- oder Wohnraums eure Stimmung und Kreativität?

Jonas: Das hat einen großen Einfluss. Wir haben früher von zu Hause aus gearbeitet, aber das wurde irgendwann zu viel – zu viel Glas, zu viel Feuer, zu wenig Abstand. Heute sind Wohn- und Arbeitsraum strikt getrennt. Unser Studio auf St. Pauli ist der Ort, an dem Kitsch Kiosk passiert. Dort ist es bunt, lebendig und voller Materialien. Zu Hause dagegen ist aufgeräumt, klar strukturiert – da können wir runterkommen. Diese Trennung tut uns gut.

Wie würdet ihr den Levi-Stoff Cloud-Bouclé in Kobaltblau aus der Atelier-Edition beschreiben?

Lisa: Super weich, mit einer schönen Textur – nicht zu glatt, nicht zu wild. Die Farbe ist kräftig, aber nicht zu laut. Und Levi ist richtig gemütlich. Man kann sich voll einmuckeln, was wir beide sehr feiern. Dass man es flexibel zusammenstellen kann, ist auch ein Plus.

Was bedeutet „Zuhause“ für euch?

Lisa: Zuhause ist kein Ort. Es ist ein Gefühl – von Sicherheit, Geborgenheit, Freiheit. Man kann einfach der Mensch sein, der man gerade ist.

Wie hat sich euer Gefühl für „Zuhause“ im Laufe eurer künstlerischen Entwicklung verändert?

Jonas: Das Gefühl ist im Kern gleich geblieben – aber natürlich verändert sich das Zuhause ständig, weil wir selbst uns verändern. Wir sind beide viel umgezogen, das prägt. Es gibt keine feste Definition für Zuhause – es bleibt ein Gefühl.

Links: Eine Hand mit großen, klaren, skulpturalen Ringen ruht auf einer blau gepolsterten Couch. Rechts: Eine moderne blaue Couch neben einem kleinen silbernen Tisch im Industriestil, auf dem Ringe und eine kleine Vase mit Blumen stehen.
Zwei Bilder nebeneinander zeigen Glasbläserwerkzeuge und bunte Glasstäbe auf Arbeitsplätzen, wobei ein Bild eine Hand zeigt, die eine klare Glaskugel auf einem Stab über einem Sortiment von Stäben hält.

Wie findet ihr die Balance zwischen kreativer Freiheit und wirtschaftlichem Druck?

Lisa: Wir versuchen, uns möglichst viel kreative Freiheit zu bewahren. Gleichzeitig ist wirtschaftlicher Druck da. Wir nehmen ihn aber als Antriebsmotor – er fordert uns heraus, zwingt uns dran zu bleiben und lässt uns Lösungen finden. Es muss nicht unbedingt negativer Druck sein – es kann auch eine positive Form von Stress sein, die aktiviert.

Links: Eine Person lehnt auf einer blauen Couch und liest ein Buch mit einer Nahaufnahme eines Gesichts. Rechts: Zwei Händepaare arbeiten gemeinsam mit klaren, gedrehten Glasstücken auf einer blauen Fläche.

Was steht bei euch als Nächstes an, und wovon möchtet ihr in eurem kreativen Leben mehr haben?

Lisa: Zeit! Mehr Zeit, mehr Energie, um noch mehr umzusetzen. Wir lieben den Schaffensprozess – der gibt uns total viel. 

Jonas: Im September machen wir wieder unsere große Jahresausstellung, diesmal erstmals bei uns im Studio. Wir wollen unsere Arbeit noch mehr Leuten zugänglich machen, sie für Projekte ausleihen und zeigen. Und wir suchen international nach Retailern, die unsere Vision und Werte teilen. Aber am wichtigsten ist: einfach weitermachen und schauen, wohin die Reise geht.

Zur Atelier-Edition

Im Vordergrund steht eine Vitrine mit bunten Ringen, Ohrringen und anderem Schmuck, während im Hintergrund eine blaue Couch verschwimmt.

Fotocredits: Henri Röttger

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