Schlafapnoe

Aktualisiert am 22. November 2023
Veröffentlicht am 22. Januar 2022

Das Wichtigste in Kürze 

  • Schlafapnoe bezeichnet eine chronische Atemstörung, die während des Schlafs auftritt 
  • Sie zeigt sich u.a. in mehrfachen Atemaussetzern während der Nacht 
  • Laut Studien sind weltweit mehr als 936 Millionen Menschen betroffen 
  • Für die Diagnose kannst Du Deine*n Hals-Nasen-Ohren-Ärzt*in oder Pneumolog*in aufsuchen 

Erfahre mehr über Schlafapnoe-Formen, Ursachen & mögliche Folgen! 

Schlafapnoe: Was hat es mit Atemaussetzern in der Nacht auf sich?

Was ist eine Schlafapnoe?

Die Schlafapnoe (ápnoia, griech. = Windstille, Nicht-Atmung) ist eine vor allem unter älteren Menschen weit verbreitete chronische Atmungsstörung, bei der im Schlaf aufgrund unterschiedlicher Ursachen gefährlich lang andauernde Atemaussetzer auftreten, welche sich häufig mit sehr lautem Schnarchen abwechseln. Der erhöhte Kohlendioxidgehalt des Bluts bewirkt Aufwachreaktionen, die den Schlaf immer wieder unterbrechen und aufgrund dessen die nächtliche Erholung mindern.

Symptome & Anzeichen

Personen mit einer Schlafapnoe bemerken selbst oft gar nicht, dass sie beim Schlafen schlecht Luft bekommen: Viele suchen ärztlichen Rat erst dann, wenn sie von ihrem*ihrer besorgten Schlafpartner*in auf ungewöhnliche Schnarchlaute, tiefes Seufzen, lautes Einatmen oder beängstigende Atemunterbrechungen von mehr als 10 Sekunden bis hin zu 2 Minuten Dauer hingewiesen werden.

Auf eine Schlafapnoe können auch folgende Symptome hinweisen:

  • Nachtschweiß
  • starker nächtlicher Harndrang
  • Durchschlafstörungen & unruhiger Schlaf
  • plötzliches Aufschrecken, evtl. mit Luftnot oder Herzrasen
  • Mundtrockenheit beim Aufwachen
  • Schwindelgefühle & Kopfschmerzen beim Aufstehen
  • bleierne Müdigkeit am Tag, teils mit Sekundenschlaf-Attacken
  • Konzentrationsschwäche & Gedächtnisstörungen
  • mangelnde Leistungsfähigkeit
  • sexuelle Lustlosigkeit bzw. Potenzprobleme
  • depressive Verstimmungen
  • Angstzustände

Da bei kaum einem*einer Schlafapnoe-Patient*in alle Anzeichen auftreten, kann es Jahre dauern, bis die Diagnose gestellt und mit der angemessenen Behandlung begonnen wird.

Häufigkeit

Laut einer 2019 in der führenden Fachzeitschrift The Lancet Respiratory Medicine veröffentlichten Analyse, die auf Daten der WHO und der UN aus 193 Ländern basiert, sind weltweit mehr als 936 Millionen Menschen von einer Schlafapnoe betroffen. Rund 26 Millionen Deutsche leiden demzufolge unter unterschiedlich stark ausgeprägten Formen der nächtlichen Atemstörung − jedoch werden 95 % der Fälle nicht erkannt und damit auch nicht behandelt.

Schlafapnoe: Formen, Ursachen & Risikofaktoren

Je nach Ursache der vorliegenden Atemstörung unterscheiden Mediziner*innen zwischen zwei Hauptformen der Schlafapnoe: dem zentralen Schlafapnoe-Syndrom (ZSAS) und dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Leiden Betroffene an einer Mischform aus OSAS und ZSAS, ist von gemischten Apnoesyndromen die Rede.

Zentrale Schlafapnoe (ZSAS)

Die zentrale Schlafapnoe tritt eher selten auf. Sie wird durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems verursacht, die die unwillkürliche Steuerung der Atemmuskulatur von Brust und Zwerchfell behindert. Ein reines ZSAS ist nach aktuellen Erkenntnissen meist erblich bedingt und wird nur in wenigen Fällen durch eine erworbene Nervenschädigung ausgelöst.

Die fünf Typen der zentralen Schlafapnoe werden nach ihrer Ursache unterschieden:

  • idiopathische zentrale Schlafapnoe (idiopathisch = ohne erkennbare Ursache)
  • Schlafapnoe aufgrund einer Erkrankung (z. B. Herzprobleme, Schlaganfall, Hirntumor)
  • Schlafapnoe als Nebenwirkung bestimmter Atemwegs-Medikamente
  • Apnoe aufgrund Cheyne-Stokes-Atmung (einer seltenen Atemantriebs-Störung)
  • Apnoe aufgrund von Höhenkrankheit

Obstruktive Schlafapnoe (OSAS)

Bedeutend weiter verbreitet ist die obstruktive (= verschließende) Schlafapnoe, die durch eine Muskelerschlaffung und Verengung der oberen Atemwege entsteht. Nach Angaben der Deutschen Lungenstiftung e. V. sind hauptsächlich Männer höheren Alters davon betroffen: rund 20 % der 40- bis 60-Jährigen und 60 % der 65- bis 70-Jährigen leiden daran. Dank anatomischer Unterschiede im Rachenbereich und der Gewebe-Schutzwirkung weiblicher Hormone bleibt das OSAS den meisten Frauen bis zu den Wechseljahren erspart − und selbst in fortgeschrittenem Lebensalter erkranken sie nur etwa halb so häufig daran wie Männer.

Ursache der obstruktiven Schlafapnoe ist eine im Schlaf stattfindende Über-Entspannung der Ringmuskeln um die oberen Atemwege. Der Rachen bringt dem zum Einatmen erforderlichen Lungen-Unterdruck nicht mehr genug Widerstand entgegen, und die Zunge rutscht nach hinten. Der blockierte Atemfluss reduziert die Sauerstoffzufuhr bald derart, dass der erhöhte CO2-Blutspiegel eine Weckreaktion (Arousal) bewirkt: Die Atmung setzt wieder ein. Ein Großteil der Betroffenen kann sich an diese Vorgänge im Nachhinein nicht erinnern.

Die Risikofaktoren für das OSAS sind vielfältig und liegen nicht selten in der persönlichen Lebensführung begründet. Im Anschluss an die Diagnose wird daher zuerst versucht, selbst beeinflussbare Aspekte wie Kalorienzufuhr oder Alkoholkonsum zu verändern. Wenn diese Maßnahmen keine Besserung bewirken, kommen andere Therapiemöglichkeiten zum Einsatz.

Als selbst beeinflussbare Risikofaktoren für eine obstruktive Schlafapnoe gelten:

  • Adipositas (Übergewicht)
  • Konsum von Alkohol, Nikotin, Ecstasy
  • Schlafmittel-Einnahme

Medizinisch behandelbare Risikofaktoren sind:

  • Polypen, verkrümmte Nasenscheidewand oder chronischer Schnupfen
  • Erschlaffung der Rachenmuskulatur
  • anatomische Besonderheiten (z. B. der sog. dolichofaziale Gesichtstyp)
  • angeborene Fehlbildungen oder -stellungen des Unterkiefers
  • erkrankungsbedingte Vergrößerung der Zunge
  • bestimmte Bindegewebs-Erkrankungen
  • vergrößerte Rachenmandeln (häufig bei Kindern)

Upper Airway Resistance Syndrom (UARS)

Das Upper Airway Resistance Syndrom („Obere-Atemwege-Widerstands-Syndrom“, kurz: UARS) ist noch keine echte Schlafapnoe, weist teils aber ähnliche Symptome auf und kann sich unbehandelt zu einem OSAS entwickeln. Bei dieser Unterform der schlafbezogenen Atmungsstörungen sind die Atemwege weniger stark verengt, weshalb kaum Atemaussetzer auftreten − trotzdem stören neben starkem Schnarchen auch häufige Weckreaktionen die nächtliche Erholung.

Die Ursachen des UARS sind noch nicht vollständig geklärt. Dass Betroffene häufig von einer vorher erfolgten kieferorthopädischen Behandlung berichten, stützt die Vermutung, dass eine Fehlstellung des Unterkiefers und ein hierdurch bedingtes Zurückfallen der Zunge zumindest teilweise für die Atemflussstörung verantwortlich sein könnte.

Nach derzeitigem Forschungsstand scheint das UARS beide Geschlechter etwa gleich stark zu treffen und hängt nicht mit dem Körpergewicht zusammen. Es tritt oft schon bei Teenagern oder jungen Erwachsenen auf und wird wegen seiner Symptome wie Konzentrationsstörungen und verringerter Leistungsfähigkeit häufig mit AD(H)S verwechselt. Eine sichere Diagnose ist nur im Schlaflabor möglich.

Schweregrad der Schlafapnoe

Die Stärke einer Schlafapnoe lässt sich im Schlaflabor anhand einer sogenannten Polysomnografie (kurz: PSG, von lat./griech.: vielfach, Schlaf, schreiben) messen: Mit dieser Untersuchung werden zahlreiche unterschiedliche Körperfunktionen die ganze Nacht hindurch überwacht und können anschließend exakt ausgewertet werden.

Dabei bezeichnet der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) die Anzahl von Schlafabschnitten mit Atemaussetzern bzw. vermindertem Atemfluss pro Stunde. Unter einer Hypopnoe versteht man Zeiten mit lediglich vermindertem, aber nicht komplett aussetzendem Atemfluss. Zur Ermittlung des AHI wird die Anzahl von Apnoen und Hypopnoen addiert und durch die Gesamtschlafzeit in Stunden geteilt. Je höher diese Anzahl, desto stärker die Schlafapnoe.

Man unterscheidet zwischen drei Schweregraden:

  • leichte Schlafapnoe: AHI 5-15 (also 5 bis 15 Atemaussetzer pro Stunde)
  • mittlere Schlafapnoe: AHI 15-30 (15 bis 30 Atemaussetzer pro Stunde)
  • schwere Schlafapnoe: AHI > 30 (mehr als 30 Atemaussetzer pro Stunde)

Eine leichte Schlafapnoe mit einem AHI bis maximal 15 gilt nur dann als behandlungsbedürftig, wenn sich tagsüber störende Beschwerden wie Dauermüdigkeit und Konzentrationsschwäche zeigen.

Diagnose & mögliche Folgen

Anamnese & diagnostische Untersuchungen

Zur Feststellung einer Schlafapnoe fragen Hals-Nasen-Ohren-Ärzt*in oder Pneumolog*in zunächst typische Symptome ab. Idealerweise wird auch der*die Schlafpartner*in angehört, der*die meist mehr von nächtlichen Ereignissen wie Schnarchen oder Atemaussetzern mitbekommt. Außerdem wird nach anatomischen Auffälligkeiten im Nasen-Rachen-Bereich gefahndet.

Danach fragen Ärzt*innen bei der Untersuchung auf eine Schlafapnoe:

  • Vorerkrankungen
  • Ernährungsgewohnheiten
  • Schlafgewohnheiten
  • Medikamenten-Einnahme
  • Alkohol- und Drogenkonsum

Heute erhalten Patient*innen oft schon vor dem Praxistermin einen Fragebogen zum Ankreuzen und Ausfüllen. Sinnvoll kann auch das mehrwöchige Führen eines Schlaftagebuchs sein. Bei Verdacht auf eine schlafbezogene Atemstörung können Schlafverhalten, Atmung und weitere für Schlafstörungen typische Faktoren dank kompakter, tragbarer Messgeräte häufig ambulant untersucht werden.

Manchmal ist auch der ein- bis zweinächtige Aufenthalt in einem Schlaflabor nötig: Bei einer Polysomnografie messen Elektroden auf der Haut während des Schlafens Werte wie Pulsfrequenz, Atmung und Sauerstoffaufnahme. Zusätzlich wird der Schlaf mit Aufzeichnungsgeräten (z. B. für Herzrhythmus und Hirnströme) und einer Videokamera überwacht. Dabei zeigen sich Weckreaktionen (sog. Arousals = engl. für Aktivierung, Erregung), die bei Apnoiker*innen die zur nächtlichen Erholung erforderlichen Tiefschlaf- und Traumschlafphasen vermindern.

Bei Bedarf können im Anschluss an den Aufenthalt im Schlaflabor mit einfachen Methoden wie dem multiplen Schlaflatenztest (MSLT) die Einschlafneigung am Tag sowie der Schweregrad der Tagesmüdigkeit überprüft werden. Anhand der gesammelten Untersuchungsergebnisse wird schließlich die genaue Diagnose gestellt und mit der passenden Therapie begonnen.

Mögliche gesundheitliche Folgen

Die meisten Schlafapnoiker*innen leiden unter einem ständigen Schlafdefizit und chronischer Tagesmüdigkeit. Viele vergleichen ihren Zustand mit einem dauerhaften Jetlag. Auch Paarbeziehungen können unter den erlebten Symptomen (lautes Schnarchen, angsteinflößende Atemaussetzer) sowie den Auswirkungen einer Schlafapnoe leiden. Eine unbehandelte Schlafapnoe hat mitunter gravierende gesundheitliche Folgen: Auf Dauer verschlechtert sie nicht nur die Lebensqualität, sondern verkürzt auch die Lebenserwartung.

Konzentrationsschwäche, verminderte Reaktionsfähigkeit und die Neigung zum Sekundenschlaf erhöhen die Unfallgefahr, z. B. im Straßenverkehr oder bei der Arbeit mit Maschinen. Weil hinsichtlich schwerer Verkehrsunfälle durch unbehandelte Schlafapnoen eine hohe Dunkelziffer vermutet wird, fordern Arbeitsmediziner*innen seit Jahren Früherkennungs-Untersuchungen für Berufskraftfahrer.

Eine erhöhte Gefährdung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht selbst bei dem Teil der Betroffenen, der sich durch die Apnoe nach eigenem Empfinden gar nicht eingeschränkt fühlt. Die medizinische Fachliteratur beschreibt zudem Stresserkrankungen wie Tinnitus, Hörsturz oder auch Verdauungsbeschwerden bis hin zum Magengeschwür. Diabetes mellitus vom Typ 2 (der sogenannte Altersdiabetes) tritt ebenfalls oft in Verbindung mit einer Schlafapnoe auf [Quelle: Uniklinik Ulm]. 

Die 5 häufigsten Folgeerkrankungen einer Schlafapnoe sind:

  1. Herzkrankheiten wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt
  2. Schlaganfall
  3. Bluthochdruck (Hypertonie), v. a. Formen, die schlecht auf Medikamente ansprechen
  4. Typ-2-Diabetes
  5. Depressionen & Angstzustände, teils in starker Ausprägung
[Quelle: Inspire Medical Systems]

Therapie / Behandlung

Die Behandlung einer Schlafapnoe richtet sich vor allem nach deren Art und Schweregrad. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, sollte sie individuell auf die Betroffenen abgestimmt werden.

Eigeninitiative: Was Patient*innen selbst tun können

Nach der Diagnose einer obstruktiven Schlafapnoe sollte ggf. versucht werden, vorhandenes Übergewicht abzubauen − die Ernährungsumstellung kann im Rahmen einer Beratung oder einer Kur unterstützt werden. Auch der Verzicht aufs Rauchen, auf Alkohol oder auf Kaffee am Nachmittag/Abend kann gerade in leichteren Fällen Abhilfe schaffen. Für Betroffene verlockend, aber kontraproduktiv ist der Griff zu Schlafmitteln, da ihre muskelentspannende Wirkung die Symptome des OSAS meist eher verschlimmert.

Aufbissschiene

Liegt die Ursache eines leichten bis mittelschweren Apnoesyndroms in anatomischen Besonderheiten von Kiefer oder Gebiss begründet, wird meist versucht, die Situation anhand sogenannter Unterkieferprotusions-Schienen zu korrigieren: Diese vom Zahnarzt bzw. Kieferorthopäden individuell angefertigte Aufbiss-Schiene verschiebt den Unterkiefer um einige Millimeter nach vorne und vergrößert dadurch den Rachenraum, sodass die Atemluft ungehindert passieren kann.

Operation

Probleme wie eine Kieferfehlstellung oder Nasenscheidewand-Verkrümmung können die Luftzufuhr erschweren, lassen sich jedoch oft chirurgisch beheben. Auch der Rachenraum selbst kann in bestimmten Fällen operativ vergrößert werden − z. B. durch die Entfernung der Gaumenmandeln oder durch eine Straffung des Gaumens und/oder Verkleinerung des Zäpfchens. Da sich chirurgische Maßnahmen nur für einen kleineren Kreis von Patient*innen eignen und allein oft nicht zur Beschwerdefreiheit führen, erhalten viele Betroffene eine spezielle Schlafmaske.

CPAP-Beatmung durch Schlafapnoe-Maske & Beatmungsgerät

Bei der Maskentherapie im CPAP-Verfahren erhält der*die Patient*in fürs heimische Schlafzimmer ein Beatmungsgerät, an welches eine individuell abgestimmte Beatmungsmaske aus Hartkunststoff angeschlossen wird. Je nach Bedürfnissen sind reine Nasen-Masken, Mund-Nasen-Masken sowie Vollgesichtsmasken erhältlich − welche angenehm sitzt und optimal passt, sollte mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

Die CPAP-Beatmung mitsamt diverser Weiterentwicklungen (z. B. BiPAP mit zwei unterschiedlichen Drucklevels oder APAP mit automatischer Druckanpassung) gilt bei mittleren bis schweren Fällen als Therapie der Wahl. CPAP bedeutet Continuous Positive Airway Pressure („kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck“): Mit leichtem Druck wird die Atemluft (bei Bedarf auch unter Beimischung reinen Sauerstoffs) in den Rachen gepustet, wodurch sich der zu enge Rachenraum aufdehnt.

Wie zahlreiche Studien belegen, verbessert das CPAP-Verfahren die Schlafqualität in hohem Maße. Nach der Eingewöhnungsphase kommen die meisten Nutzer*innen gut mit der Apparatur zurecht und schlafen wieder erholsam − doch manche Patient*innen (vorwiegend Frauen) empfinden Maske oder Gerät als störend und lehnen eine CPAP-Therapie ab.

Neue Entwicklungen

Neben den klassischen Operationen etabliert sich derzeit ein modernes Therapieverfahren: Der sogenannte Zungenschrittmacher erzeugt eine leichte Elektrostimulation des Unterzungennervs, der wiederum einen bestimmten Muskel aktiviert und dadurch das ungehinderte Einströmen der Atemluft ermöglicht. Zungenschrittmacher eignen sich für mittelschwere bis schwere Fälle mit einem AHI von 15 bis 65 Atemaussetzern pro Stunde, sofern keine Gegenanzeigen wie etwa sehr hohes Übergewicht vorliegen. Die Wirksamkeit dieser innovativen Behandlungsmethode wurde 2014 im Rahmen einer Studie belegt. Mittlerweile sind mehrere Systeme erhältlich, die nach dem beschriebenen Prinzip funktionieren.

Ob sich ein Zungenschrittmacher im Einzelfall implantieren lässt, wird vorab ärztlich geprüft. Die Operation zum Einsetzen des winzigen Geräts findet unter Vollnarkose statt. Dank einer Mess-Sonde erfolgt die Muskelaktivierung von da an in exakter Abstimmung mit dem individuellen Atemrhythmus. Je nach Bedarf schalten die Betroffenen den Schrittmacher mittels einer kleinen Fernbedienung selbst ein und aus.

FAQ

Bislang gibt es keinerlei wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit derartiger Hilfsmittel belegen. Aus Erfahrungsberichten lässt sich sogar ablesen, dass viele Produkte den Schlaf eher stören. Bespreche die Therapiemöglichkeiten unbedingt mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin. 

In Studien werden mehrere Wirkstoffe getestet, doch derzeit gibt es (noch) keine generell wirksame Schlafapnoe-Arznei. Bei leichteren Fällen lohnt manchmal ein Versuch mit Theophyllin, das den Atemantrieb steigert, jedoch auch Nebenwirkungen haben kann. Theophyllin ist verschreibungspflichtig und darf nur nach ärztlicher Empfehlung angewendet werden.

Nur sehr schwere, behandlungsresistente Ausnahmefälle werden mit dem für einen Behindertenausweis erforderlichen GdB 50 (GdB = Grad der Behinderung) bewertet. Da oft weitere Erkrankungen vorhanden sind, kann aber auch bei einem mittelschweren OSAS Anspruch auf einen Schlafapnoe Behindertenausweis bestehen.

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