Schlaftabletten

Schlaftabletten

Aktualisiert am 22. November 2023
Veröffentlicht am 15. Mai 2022

⏰ Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt frei verkäufliche Schlaf- und Beruhigungsmittel und welche, die ärztlich verschrieben werden müssen.
  • Verschreibungspflichtige Benzodiazepine und Z-Substanzen verbessern oft die Schlafqualität.
  • Sie machen allerdings schnell abhängig und haben Nebenwirkungen.
  • Wie gut pflanzliche Schlafmittel helfen, ist nicht ausreichend untersucht.
  • Bei ausgeprägten Schlafstörungen ist ärztliche Hilfe unumgänglich.

Schlaftabletten: Wirkstoffe & Risiken 

Schlaf ist überlebenswichtig für unseren Körper. Viele Menschen helfen daher dem erholsamen Schlaf auf die Sprünge. Mit Schlafmitteln, zumeist dargereicht in Tablettenform. Ist das eine gute Idee? Wir wollen uns in diesem Beitrag gängige Schlaftabletten/ -mittel genauer ansehen.

Welche Formen gibt es? Wie sehen die Chancen und Risiken aus? Was sagen Fachleute zu dem Thema. Ein sensibles Feld. Daher sei gleich gesagt, dass dieser Artikel nicht zur Selbstdiagnose oder Therapie geeignet ist. Bei dauerhaften Schlafstörungen sollte in jedem Fall professionelle Hilfe gesucht werden. Hier geht es um einen ersten Überblick. Vertiefende Links sind jeweils eingearbeitet.

Was sind Schlaftabletten?

Schlafmittel/-tabletten sind Stoffe, die den Schlafvorgang fördern. Sie wirken auf die Aktivität des Wach-Systems im Gehirn. Häufig werden sie als Tabletten, Kapseln oder Saft angeboten. Ziel ist es, Signalwegen und Rezeptoren im Gehirn Müdigkeit zu signalisieren und den Schlafzyklus zu kontrollieren.

Grundsätzlich unterscheidet man in synthetische und pflanzliche Wirkstoffe. Schlaftabletten werden zur Kurzzeitbehandlung von Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt. Ihre schlaffördernde Wirkung verändert das natürliche Schlafprofil. Weg von der Natürlichkeit, um dann zu ihr zurückzukehren – das ist die heikle Mission. Denn wer den Weg zurück nicht schafft, begibt sich in eine gefährliche Abhängigkeit.

Welche Arten von Schlafmitteln gibt es?

Wie zuvor erwähnt, zwei Gruppen von Schlafmitteln lassen sich unterscheiden: pflanzliche und synthetische Präparate. Schauen wir sie uns genauer an:

Pflanzliche Schlafmittel

Zu den Klassikern zählen Präparate mit Baldrian, Lavendel, Melisse oder Hopfen. Sie sind in der Regel rezeptfrei erhältlich. Eingesetzt werden zum Beispiel:

  • Baldrianwurzel
  • Melissenblätter
  • Hopfenzapfen
  • Passionsblumenkraut
  • Lavendel

Oft wirken diese Mittel nicht unmittelbar. Die regelmäßige Einnahme über einige Wochen soll vermeintlich die Wirkung erzeugen. Allerdings ist die Studienlage dazu laut Fachleuten noch nicht ausreichend.

Baldrianwurzel

Baldrian gehört bei leichten Schlafstörungen zu den beliebtesten Mitteln. Verschiedene Inhaltsstoffe wirken auf spezielle Botenstoffe und schlaffördernde Substanzen im Gehirn. Einschlafen und Durchschlafen sollen dadurch verbessert werden. Der Effekt tritt nicht nach der ersten Einnahme auf. Zwei Wochen Gebrauch werden empfohlen, um die Wirkung zu erzielen. Normalerweise kommt es durch die Anwendung nicht zur Tagesmüdigkeit  wie bei vielen anderen Schlafmitteln.

Melissenblätter

Melisse wirkt beruhigend und wird bei nervös bedingten Einschlafstörungen empfohlen. Man kann es als Tee zu sich nehmen oder als Bestandteil in verschiedenen Fertigarzneimitteln. Damit gemeint sind sind Kombinationen mit Baldrian und Hopfen, Baldrian und Passionsblume sowie mit Baldrian und Johanniskraut.

Hopfenzapfen

Auch Hopfen wirkt beruhigend und soll den Schlaf verbessern. Die Inhaltsstoffe interagieren mit Andockstellen im Körper, die den Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren. Hopfen wird ein ähnlicher Effekt wie dem körpereigene Schlafhormon Melatonin nachgesagt. Allerdings ist auch hier die Studienlage sehr dünn.

Passionsblumenkraut

Gegen innere Unruhe und Schwierigkeiten beim Einschlafen soll auch die Passionsblume helfen. Sie senkt den Blutdruck und wirkt entspannend. Die Heilpflanze wird in verschiedenen Formen gereicht. Als Tee etwa oder in Kombi-Präparaten.

Lavendel

Auch dem Lavendelöl wird nachgesagt, auf Schlaf und Psyche positiv zu wirken. Grundlegend dafür sind die Substanzen Linalool und Linalylacetat. Diese Inhaltsstoffe sollen beruhigend und schlaffördernd wirken. Lavendel soll auch einen angstlösenden Effekt haben.

⚠️ Wichtiger Hinweis

In der Regel sind bei frei verkäuflichen pflanzlichen Mitteln keine ernsthaften Nebenwirkungen zu erwarten. Es kann aber zu allergischen Reaktionen oder z.B. Übelkeit kommen. Einige Substanzen vertragen sich außerdem nicht mit anderen Beruhigungsmitteln. So oder so: Es ist auch vor der Einnahme frei verkäuflicher pflanzlicher Mittel die Beratung durch Expert*innen empfehlenswert.

Synthetische Schlafmittel

Synthetisch hergestellte Schlafmittel umfassen verschiedene Wirkstoffgruppen, darunter sowohl rezeptpflichtige als auch -freie Medikamente. Die gängigen stellen wir hier kurz vor:

Melatonin

Melatonin ist ein Hormon. Der Körper stellt es selbst her. Bei Tageslicht wird weniger Melatonin gebildet. Bei Dunkelheit mehr. So erfährt der Körper bei Dunkelheit, dass es Zeit für Ruhe ist. Körpertemperatur und Blutdruck sinken. Der Energieverbrauch wird gemindert. Bei älteren Menschen verringert sich die körpereigene Melatoninproduktion. Hochdosierte Präparate sind in Deutschland verschreibungspflichtig. Da es noch nicht genug aussagekräftige Studien gibt, ist nicht wirklich klar, wie gut Melatonin hilft.

Antihistaminika

Ein Antihistaminikum schwächt die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin ab. Dazu werden die Histamin-Rezeptoren blockiert. Warum das Ganze? Histamin sorgt mit für unseren Wachzustand. Zu viel Histamin kann daher zu Schlaflosigkeit und Schlafstörungen führen. Zur kurzzeitigen Behandlung von leichten Schlafstörungen werden daher Monopräparate mit Antihistaminika eingesetzt. Sie greifen in den Schlafrhythmus ein und sollten daher nicht unkritisch eingenommen werden.

Antidepressiva

Sedierende Antidepressiva werden in geringer Dosierung zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Eigentlich sind sie dafür nicht vorgesehen. Fachleute nennen das daher Off-label Behandlung. Hintergrund sind die Vorteile der Antidepressiva gegenüber der Anwendung anderer Mittel wie etwa Benzodiazepinen. Sedierende Antidepressiva sind rezeptpflichtig. Ärztliche Aufsicht ist daher auch hier dringend geboten.

Benzodiazepine (BzRA)

Benzodiazepine sind starke Schlaf- und Beruhigungsmittel. Sie lösen Angst, dämpfen und entkrampfen. Dazu hemmen sie die Weiterleitung bestimmter Reize an das Gehirn. Benzodiazepine sind verschreibungspflichtig. Ihnen wird nachgesagt, dass sie für kurze Zeit helfen. Sie verkürzen die Einschlafzeit, verlängern die Schlafdauer und verbessern die Schlafqualität. Fluch und Segen zugleich, denn sie beheben nicht die Ursache der Schlafstörung. Höchstens vier Wochen soll man sie einnehmen. Die Gefahr einer Abhängigkeit ist sehr hoch.

Z-Substanzen

Z-Substanzen ähneln in ihrer Wirksamkeit den Benzodiazepinen. Z-Substanzen heißen so, weil die Wirkstoffnamen mit dem Buchstaben Z beginnen, wie z.B.

Zopiclon und Zolpidem. Bei Schlafstörungen werden sie häufig eingesetzt. Sie helfen kurzfristig, beheben aber auch nicht die Ursache der Schlafstörung. Elementar ist es deshalb, genau zu wissen, wie man weitermacht, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Zudem werden die Substanzen mit zahlreichen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, wie etwa Verwirrtheit, Halluzinationen oder Albträumen.

Geht es auch ohne Medikamente?

Ein Leben ohne Medikamente ist natürlich erstrebenswert. Doch diesem Wunsch steht die Realität oft im Weg. Bei der Behandlung von Schlafstörungen kommen Schlafmittel in der Regel zum Einsatz, wenn der Leidensdruck besonders hoch ist und andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben.

Tatsächlich können verschreibungspflichtige Benzodiazepine und Z-Substanzen die Schlafqualität fördern. Sie machen allerdings schnell abhängig. Zudem kommt es zu Nebenwirkungen. Wie gut andere Schlafmittel helfen, ist laut Fachleuten noch nicht ausreichend seriös untersucht. Schlaf-Medikamente können immer nur ein vorübergehendes Mittel sein. Auch wenn sie wirken, beheben sie die Ursache der Schlafstörung ja nicht. Also ist Vorsicht geboten.

Manchmal reicht es bei Schlafstörungen bereits, die eigenen Schlafgewohnheiten zu verändern. Dazu folgende einfache Empfehlungen:

  • Regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten.
  • Morgens den Kreislauf in Schwung bringen.
  • Körperliche Aktivität vor dem Schlafengehen vermeiden.
  • Keine reichhaltigen und schwer verdaulichen Mahlzeiten vor dem Zubettgehen.
  • Alkohol vor dem Schlafengehen vermeiden.
  • Passende Schlaf-Raumtemperatur finden.
  • Entspannen vor dem Zubettgehen.
  • Stressige Situationen vermeiden.
  • Nicht zuviel über den Schlaf nachdenken.

FAQ

Schlafmittel signalisieren Signalwegen und Rezeptoren im Gehirn Müdigkeit, um den Schlafzyklus zu kontrollieren. Das natürliche Schlafprofil wird dadurch allerdings gestört.

Schlaftabletten sollten nur eingenommen werden, wenn alle anderen Therapien nicht geholfen haben. Selbst dann nur sehr kurzfristig, da es sonst zu dauerhaften Schlafstörungen und Tabletten-Abhängigkeit kommen kann.

Sie bergen das Potenzial der Abhängigkeit. Vor allem, wenn sie länger eingenommen werden. Denn die Medikamente greifen in den natürlichen Schlafzyklus ein. Daher sollte man sie nur für eine kurze Zeit einnehmen.

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