Träume

Aktualisiert am 22. November 2023
Veröffentlicht am 12. August 2020

Einführung: Der Traum 

Die reizvolle Rätselhaftigkeit der Träume

Was ist mit dieser vielleicht etwas merkwürdigen Überschrift gemeint? Gehen wir dazu – ausnahmsweise und ja auch nur in Gedanken – gemeinsam zu Bett. Wir sind ausreichend müde und werden dementsprechend schnell einschlafen. Ein Mensch, der schlafen will, entscheidet sich für Ruhe und Erholung. Er will NICHT mehr nachdenken, Dinge wahrnehmen, Entscheidungen treffen, Handlungen vollziehen oder Gespräche führen. Logisch, er will ja seine Ruhe und schlafen. Achtung, jetzt wird es spannend, denn es passiert etwas Rätselhaftes. Der Mensch schläft tatsächlich ein, aber die psychische Aktivität geht weiter. Das Gehirn scheint sich dem “Schlafbefehl” zu entziehen. Es bleibt aktiv und produziert unter anderem das, was wir Träume nennen. Obwohl wir schlafen, sind wir also auch „irgendwie“ wach: Wir gehen in dunkle Keller, wollen schreien, haben aber keine Stimme, fallen hin, verlieren womöglich Zähne oder so gar einen liebgewonnenen Menschen. Vielleicht küssen und lieben wir, malen ein Bild oder komponieren einen Song – all das sind typische Trauminhalte, die Menschen durchleben. Doch in dem Moment, wo wir sie durchleben, können wir sie nicht reflektieren, denn wie eingangs beschrieben, haben wir uns ja mit dem Schlaf eigentlich entschieden, zur Ruhe zu kommen und nicht mehr nachzudenken. (Die spannende Welt der sog. Klarträume lassen wir der besseren Übersichtlichkeit halber außen vor)

Träume – eine Parallelwelt

Halten wir fest: Träume führen uns Erlebnisse und Ereignisse vor Augen. Wenn wir uns an unsere Träume erinnern, so erinnern wir uns an eine Erlebniswelt, wie auch immer sie in den jeweiligen individuellen Träumen beschaffen sein mag. Ein Erleben, das wir mit unserem Entschluss, schlafen zu gehen, aber zumindest erst einmal nicht wollen. Denn der Schlaf bringt für uns jene Erholung, die wir für unser tatsächliches alltägliches Erleben, also unsere reale Erlebniswelt benötigen. Klingt fast ein bisschen verrückt, ist aber auch sehr faszinierend. In unseren Träumen betreten wir also eine virtuelle Welt. Doch warum nur? Welche Bedeutung haben Träume? Welche Funktionen erfüllen sie?

Definieren wir dazu zunächst einmal, was Träume überhaupt sind.

Träume: Definition 

Träume fallen ganz in das subjektive Erleben. Jeder Mensch träumt für sich. Wenn aber nun jeder Mensch für sich träumt, dann bleibt uns ein erfahrungswissenschaftlicher Zugang zu diesem subjektiven Traum in Echtzeit verwehrt. Denn wir müssten den Träumenden ja fragen, was er gerade in diesem Moment träumt. Dann wäre er allerdings wach und könnte nicht träumen. Wer sich umfassender mit Träumen beschäftigt, bemerkt schnell dieses Dilemma. Es ist also gar nicht so einfach, den Traum zu definieren.Können wir dem Traum trotzdem auf die Spur kommen? Ein erster Weg ist die subjektive Traumerinnerung des Träumenden. Sofern er sich an seinen Traum erinnert, kann er über ihn berichten. Allerdings ist das eben “nur” die Traumerinnerung, nicht der Traum selbst. Immerhin etwas. Halten wir bis hierhin als Definition fest:Der Traum oder Traum-Bericht ist eine Erinnerung an die psychische Aktivität, die während des Schlafes stattfindet.

Traum-Arten

Auf der Grundlage dieser Definition lassen sich verschiedene Traum-Arten unterscheiden.

  • REM-Träume nennen wir die genannte psychische Aktivität während der REM-Schlafphase.
  • Non-REM-Träume sind zur Abgrenzung die psychischen Aktivitäten während des NREM-Schlafes. REM-Träume ähneln eher dem Wach-Erleben mit den adäquaten visuellen Eindrücken, während NREM-Träume mehr „gedankenartig“ sind.
  • Einschlaf-Träume treten beim Einschlafen auf. Man kann sich an sie meistens nur erinnern, wenn man unmittelbar geweckt wird.
  • Albträume haben einen starken negativen Effekt und sind so belastend, dass man nach ihnen erwacht. Siehe hier auch unseren Lexikon-Beitrag zu diesem Thema und dem Albtraum verwandten nächtlichen Aufschrecken, dem Pavor nocturnus
  • als luzide Träume oder Klarträume werden Träume bezeichnet, bei denen dem Träumenden klar ist, dass er träumt.

Kein Wunder, dass sich für Schlafforscher, Schlafmediziner, Psychologen und andere Experten an dieser Stelle ein weites Forschungsgebiet erschließt. Wie sieht die psychische Aktivität genau aus? Warum gibt es sie? Wie und wie genau erinnert sich der Träumende an seine Träume? Das sind nur einige Fragen, denen sich die professionelle Wissenschaft widmet.

Schauen wir uns die wissenschaftliche Arbeit mit Träumen genauer an. Hilfreich waren dabei die Publikationen von Prof. Dr. Michael Schredl, der Themenschwerpunkt der Süddeutschen Zeitung oder die Informationen des Formats Planet Wissen.

Wissenschaftliche Bereiche der Träume

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, lassen sich drei große Bereiche der wissenschaftlichen Arbeit zu den Träumen unterscheiden.

Die Psychoanalyse

Auf der Grundlage der Erkenntnisse von Professor Dr. Sigmund Freud widmet sie sich in einem wesentlichen Bereich der “Traumdeutung” und macht sie zum Hebel für diagnostische und therapeutische Arbeit. Man darf sicherlich festhalten, dass die Theorien über den Traum vielfach sehr spekulativ gehalten sind, und es neuere Forschungsergebnisse gibt, die in andere Richtungen weisen.

Die Neuropsychologie

Sie untersucht die Funktionen des Zentralen Nervensystems. Etwa per Messungen des Hirnstroms per Elektroenzephalogramm (EEG) oder den Sauerstoffverbrauch per funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT). Ihren Erkenntnissen ist es zu verdanken, dass wir heute wissen, dass der Schlaf verschiedene Phasen durchläuft. Im REM-Stadium kann man häufig von einem bildhaften Traum berichten (dazu später mehr).

Die psychologische Traumforschung

Sie sammelt Erfahrungsberichte von Probanden nach gezieltem Wecken im Schlaflabor. Dazu werden verschiedene Schlafphasen ausgewertet. Außerdem werden diverse Experimente durchgeführt wie z.B. gezieltes Wecken oder Schlafentzug und Auswirkungen von äußeren Reizen und Tageserlebnissen auf den Traum untersucht.

Grundlage des Träumens: Der Schlaf

Wer Träume verstehen will, muss den Schlaf verstehen. Denn der ist ja die Bedingung für unsere Träume. Eigentlich sind wir alle nächtliche Experten des Schlafes und doch hält oder hielt sich die bewusste Auseinandersetzung mit dem Schlaf lange Zeit sehr in Grenzen. Auch hellwach haben wir eigentlich die Augen verschlossen, wenn es um den Schlaf ging. Vor rund 50 Jahren hat sich das geändert. Mit allerlei Geräten wie dem EEG (Elektroenzephalogramm zur Messung der Hirnströme), dem EOG (Elektrookulogramm zur Messung der Augenbewegungen) oder dem EMG (Elektromyogramm zur Messung von Muskelbewegungen). Ergänzt mit Untersuchungen zur Atemtätigkeit, zum Atemstrom an Mund und Nase, der Sauerstoffsättigung im Blut usw. So fand man heraus, dass es klar abgrenzbare Phasen im Schlaf gibt. Eine Phase mit schnellen Augenbewegungen im Schlaf nannte man deshalb auch REM = Rapid Eye Movement also REM-Schlafphase. Ein typisches Schlafprofil besteht aus dem Einschlafstadium, geht über den normalen Schlaf in den Tiefschlaf, um anschließend in den Traumschlaf (REM-Schlaf) zu führen. Dieser Schlafzyklus wiederholt sich mehrere Male pro Nacht. Vertiefende Informationen dazu findet Ihr auch unter den Lexikon-Beiträgen Schlafdauer und Schlafstörungen.

Halten wir jetzt fest: Der Schlaf an sich ist kein Ruhezustand, sondern ist charakterisiert durch viele Aktivitäten, besonders in den REM-Schlafphasen. Geträumt wird aller Wahrscheinlichkeit nach in allen Schlafphasen. Träume im REM-Schlaf sind jedoch besonders „träumerisch“. Träume besitzen hier eine dem wachen Zustand ähnliche räumlich-visuelle Struktur. Das Denken ist eingeschränkt, dafür sind Gefühle besonders ausgeprägt.

Faktoren der Traumerinnerung 

Wie bereits ausgeführt, lassen sich bildhafte REM-Träume durch das EEG nachweisen. Wir können davon ausgehen, dass jeder Mensch träumt und das jede Nacht. Nur: Erinnert sich auch jeder Mensch an seine Träume? Wie sieht es im Allgemeinen mit der Erinnerungs-Fähigkeit aus? Untersuchungen haben ergeben, dass es hier große Unterschiede gibt. Der eine erinnert sich fast nie an Träume, der andere beinahe jeden Morgen. Woher kommen die großen Unterschiede zwischen den ja nachweisbaren Träumen und den eher lückenhaften Erinnerungen daran? Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um die Erinnerungsfähigkeit an einen Traum geht? Im Folgenden ein komprimierter kurzer Überblick:

Das Geschlecht

Es gibt Untersuchungen, aus denen hervorgeht, dass Frauen sich häufiger an Träume erinnern als Männer. Das scheint vor allem im mittleren Lebensalter beobachtbar.

Das Alter

Es scheint so zu sein, dass die Traum-Erinnerungen mit zunehmendem Alter abnehmen. Allerdings gibt es auch neuere Untersuchungen, die zu anderen Ergebnissen kommen. Das liegt auch daran, dass ein “alter Mensch heute” ein anderer ist als ein “alter Mensch gestern”. Einstellungen ändern sich, an die Stelle der Großfamilie tritt häufig die Patchwork-Familie, Berufswege verlaufen anders u.v.m. Das pure Alter ist also für die Traumforschung ein schwer handhabbares Kriterium, differenzierte Untersuchungen entlang dieses Faktors stehen aus.

Der sozio-ökonomische Status

Gruppen mit höherem Einkommen scheinen sich eher an ihre Träume zu erinnern. Liegt es womöglich an einer umfassenderen Bildung, die in der Folge auch ein größeres Interesse an Träumen mit sich bringt? Auch hier sind noch einige Fragen offen und wirklich belastbare Studien zum Verhältnis von Status und Traum-Erinnerung liegen nicht vor.

Der Erb-Einfluss

Auch hier ist die Studienlage eher dünn. Immerhin hat sie den spannenden Gesichtspunkt eröffnet, dass Menschen, die zusammen wohnen, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad, Ähnlichkeiten bei der Traum-Erinnerung ausbilden. Womöglich gibt es hier eine Einflussnahme durch das fortlaufende gemeinsame Gespräch über das Thema Träume.

Die Wesensart 

Eine ausgeprägte Traum-Erinnerung scheint sich bei Personen feststellen zu lassen mit erhöhter Sensibilität und geringer Akzeptanz von Normen („Ich tue das, was ich muss”). Die Richtschnur ihres Handelns finden sie eher in der Innenschau, was eine erhöhte Auseinandersetzung mit inneren psychologischen Prozessen zur Folge hat.

Das visuelle Gedächtnis 

Wer ein gutes Gedächtnis für persönliche Erlebnisse hat, eine gute visuelle Vorstellungskraft und kreative Fähigkeiten auslebt, verfügt in der Regel auch über eine erhöhte Traum-Erinnerung. So sollen sich z.B. Studenten der Kunst und Hobbymaler besser an ihre Träume erinnern können.

Die Schlafqualität 

Die reine Schlafdauer scheint keinen Einfluss auf die Traum-Erinnerung zu haben. Dafür allerdings die Schlafqualität. Menschen, die nachts häufiger wach werden, erinnern sich besser an ihre Träume. Allerdings schlafen sie aufgrund der erhöhten Weckimpulse auch schlechter. Schlechter Schlaf, gute Traumerinnerung – das sollte man bewusst nicht in Betracht ziehen, um sich womöglich besser an die eigenen Träume zu erinnern.

Das Interesse für Träume

Wer sich für seine Träume interessiert, erinnert sich auch eher. Das scheint eine banale Feststellung zu sein, die aber immerhin von Untersuchungen bestätigt wurde.

Fassen wir zusammen: Das Erinnern an Träume

Die Fähigkeit eines Menschen, sich an seine Träume zu erinnern, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Salopp könnte man sagen, es herrscht ein wahres Kuddelmuddel, das die um Erklärung bemühte Wissenschaft vor echte Herausforderungen stellt.Kein Wunder, dass wir bei einem Blick auf die wissenschaftliche Erforschung der Träume nun auf diverse Theorien, Hypothesen und sonstige Aspekte der unterschiedlichen Forschungsvorhaben und ihrer wissenschaftlichen Resultate treffen. Versuchen wir uns einen komprimierten Überblick zu verschaffen:

Wissenschaftliche Erklärungsmodelle

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse, die sich auf den Spuren von Sigmund Freud bewegt, geht davon aus, dass ein verborgener Traum-Inhalt Dinge enthalten kann, die das wache Bewusstsein so nicht akzeptiert, etwa Triebe oder Wünsche, die einem peinlich oder moralisch verwerflich vorkommen. Der Traum-Inhalt wird nun so verändert, dass er vor dem inneren Auge als akzeptabel erscheint. Oder, wo eine solche “Änderung” nicht greift, wird gleich der gesamte Traum-Inhalt verdrängt.

Ohne, dass wir uns hier eine Bewertung anmaßen, bleibt natürlich das Problem, dass es sehr schwierig ist nachzuweisen, was nun der tatsächliche Traum-Inhalt war. Der Träumende hätte ihn ja verdrängt zugunsten seiner ihm genehmen Traum-Erinnerung. Er ist aber der einzige, der wissen könnte, wie der Traum in Echtzeit ausgesehen hat. Dennoch kann man festhalten, dass Menschen, die in ihrem Alltagsleben dazu neigen, Probleme, Gefühle und Ängste weniger offen zu begegnen und sie lieber zu verdrängen, sich auch an entsprechende Träume weniger erinnern.

Life-Style-Hypothese

Die Life-Style-Hypothese besagt, dass sich Menschen, die einen kreativen Lebensstil bevorzugen, die also offen sind für innere Vorgänge und auch einmal Denkstilen nachgehen, die von der sog. üblichen Norm abweichen, auch in größerem Umfang an ihre Träume erinnern. Da sie den Fundus ihrer inneren Vorstellungskräfte als Basis für ihre kreativen Tätigkeiten ansehen, ist auch die Erinnerung an die Träume ein wesentlicher Teil ihres Lebensstils. Träume sind für sie Inspirationsquelle. Das führt dann zu einem gewissermaßen bewussten oder unbewussten “Training” der Traum-Erinnerung.

Im Gegensatz dazu wäre dann bei Menschen, die sich mehr auf sachliche Dinge fokussieren und inneren Problemen und unangenehmen Situationen lieber aus dem Weg gehen, die Traum-Erinnerung geringer. Sie sind eher extern orientiert im Sinne der Perspektive “was werden wohl die anderen über mich denken” und bleiben auf Distanz zu ihrem inneren psychologischen Erleben.

Inteferenz-Hypothese

Sie besagt, dass die Traum-Erinnerung erschwert bzw. ganz verhindert wird, wenn zwischen dem Erlebnis und dem Zeitpunkt des Erinnerns Störungen vorliegen wie z.B. eine dominante Geräuschkulisse oder eigene aktuelle Gedanken, die mit dem Trauminhalt erst einmal gar keine Berührungspunkte haben. Umgekehrt bedeutet das, dass die Erinnerungswahrscheinlichkeit höher ist, wenn kaum oder nur sehr wenige Störeinflüsse vorliegen.

Salience-Hypothese

Je beeindruckender und gefühlsintensiver das Erlebnis, desto besser ist zu einem späteren Zeitpunkt die Erinnerung – diese These steht im Mittelpunkt des Salience-Ansatzes, der abgeleitet ist aus der klassischen Gedächtnistheorie. Das leuchtet auf Anhieb erst einmal ein, allerdings stellt sich die Frage, ob das auf alle Träumenden zutrifft. Gelegentlich ist die Erinnerung an mehr nebensächliche, unspektakuläre Träume ebenso intensiv ausgeprägt.

Arousal-Retrieval-Theoreie

Diese Theorie geht von einem gewissen Wachheitsgrad (Arousal) aus, der nötig sein soll, um die Informationen des Traum-Inhalts vom Kurzzeitspeicher in den Langzeitspeicher des Gedächtnisses zu überführen. Das könnte immerhin erklären, warum Träume aus der ersten Nachthälfte kaum erinnert werden, sondern meist nur der letzte Traum vor dem Aufwachen.

Zustands-Wechsel-Modell

Das Zustands-Wechsel-Modell nimmt an, dass das Denken verschiedene funktionelle Zustände hat, denen entsprechende Gedächtnisspeicher zugeteilt sind. In einem höheren Zustand kann man schlecht auf niedrigere Zustände zurückgreifen, während es umgekehrt einfacher sein soll. Im Traum, der als niedriges Niveau definiert wird (das Gehirn arbeitet ja nicht im vollen Wachzustand), tauchen daher Elemente aus dem Wach-Leben auf, während man sich im Wach-Leben nur schwer oder bruchstückhaft an die Gesamtheit der Traum-Inhalte erinnern kann.

Funktion der Träume

Wir müssen davon ausgehen, dass es ein zutreffendes psychologisches Erklärungsmodell zur Erklärung der Träume und ihres Einflusses nicht gibt. Es liegen verschiedene Ansätze vor, die ihre nachvollziehbare wissenschaftliche Berechtigung haben, die aber für sich bruchstückhaft bleiben. Die Wissenschaft hat hier noch jede Menge Arbeit vor sich. Es wundert darum nicht, dass auch die Funktion der Träume durch die verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen ganz unterschiedlich gesehen wird. Hier einige Thesen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Der Traum ist ein Überbleibsel aus der Evolution. Er hat keine Funktion.
  • Der Traum programmiert uns mit immer gleichen Mustern, damit wir so unsere Individualität aufrechterhalten können.
  • Wir träumen, um zu vergessen (Bereinigungsfunktion).
  • Wir verarbeiten im Traum Probleme aus dem Wachleben, um dadurch besser für den Alltag gewappnet zu sein.
  • Wir probieren Situationen des Wachlebens aus, um auf sie vorbereitet zu sein.
  • Unser Gehirn reift durch das Träumen (als Beleg dient der erhöhte REM-Schlafanteil beim Neugeborenen), wir lernen quasi dazu.
  • Wir verarbeiten angstbesetzte Themen, um einen Entspannungszustand zu erreichen.
  • Unsere neuronalen Netze reinigen sich und räumen sich auf, um für die Impulse des kommenden Tages wieder aufnahmefähig zu sein.

Fazit: Träum weiter

Verschlüsselte Botschaften, biblische Offenbarung, Katalog der unterbewussten Wünsche, Spiegel der Seele, Erholung fürs Gehirn – dem Traum werden allerlei Funktionen nachgesagt. Kein Wunder, denn der Traum ist ein rätselhaftes Phänomen. Auch die Wissenschaft hat kein in sich geschlossenes, widerspruchsfreies Erklärungsbild zum Traum anzubieten. Nüchtern, sachlich müssen wir feststellen: Eine seriöse, wissenschaftliche Gebrauchsanweisung für unsere Träume bzw. die Traum-Erinnerung gibt es nicht.

Kein Grund, den Kopf unter der Bettdecke zu verstecken. Hermann Hesse hat einmal gesagt: „Niemand träumt, was ihn nichts angeht“. Treten wir unseren Träumen also einfach hellwach gegenüber und fragen, was sie uns angehen und was sie mit uns zu tun haben. Regelmäßig per Traumtagebuch oder bei Gelegenheit, wenn uns danach ist. Wir werden eine spannende virtuelle Welt entdecken, die uns womöglich Klarheit verschafft über besondere Situationen oder kurze Lebensmomente. Vielleicht entdecken wir eine grandiose Idee oder nur ein buntes Chaos. Aber immer etwas, was uns „irgendwie“ was angeht.

 

 

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