Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Anne am 21. Mai 2025
Veröffentlicht von Carina am 30. Juni 2020
Zusammenfassung
- Eine Viscoschaummatratze passt sich dank viskoelastischem Schaum unter Einwirkung von Körperwärme exakt an deine Körperform an
- Der Memory-Schaum reagiert punktgenau auf Druck und entlastet schwer belastete Körperstellen
- Ideal für ruhige Schläfer und Menschen mit Gelenk- oder Rückenproblemen
- Fördert eine ergonomische Liegeposition durch gleichmäßige Druckverteilung
Was ist eine Viscoschaummatratze?
Viscoschaummatratzen bestehen aus einem speziellen Schaumstoff, der sich unter Wärme und Druck exakt an deinen Körper anpasst. Hersteller verwenden dafür unterschiedliche Bezeichnungen: Viscoschaum, Memory Foam, Tempur®, Shock Absorbing Foam oder auch Astronautenschaum. Trotz verschiedener Namen ähneln sich die Eigenschaften stark. Die Unterschiede liegen meist nur in kleinen Details der Rezeptur. Viele Marken nutzen die Vielfalt der Begriffe hauptsächlich zu Werbezwecken.
Geschichte von Viscoschaum
Die Viscoschaummatratze geht auf eine Entwicklung der NASA aus den 1970er Jahren zurück. Für den Start ins All brauchten Astronauten Polster, die hohen Druck gleichmäßig abfedern. Ein spezieller Schaum aus thermoelastischen Polymeren auf Polyurethan-Basis erfüllte diese Aufgabe. Die genaue Rezeptur blieb zunächst geheim.
Anfang der 1980er Jahre gab die NASA das Material für zivile Zwecke frei. Die Matratzenindustrie erkannte schnell das Potenzial. Anfangs blieb der Einsatz teuer und auf medizinische Bereiche beschränkt – etwa zur Dekubitus-Vorbeugung bei bettlägerigen Menschen.
1991 begann mit Tempur® die erste große Serienproduktion. Seitdem bieten viele Hersteller Matratzen und Topper mit Memory-Effekt in verschiedenen Größen an – von 80×200 bis 180×200. Heute nutzen sowohl Privatpersonen als auch Kliniken, Reha-Zentren und Pflegeheime die Vorteile dieser Technologie.
Unterschied zwischen Viscoschaum und Gelschaum
Manche Anbieter bewerben Matratzen oder Topper aus thermoelastischem Viscoschaum mit dem Namenszusatz Gel. Echter Gelschaum ist jedoch anders als der sogenannte Visco-Gelschaum oder Viscose-Gelschaum nicht von der Umgebungstemperatur oder Körperwärme abhängig, sondern funktioniert in einer großen Temperaturspanne stets gleichbleibend punktelastisch und ohne zeitliche Verzögerung. Beim Liegen bildet Gelschaum daher genau wie ein hochwertiger Kaltschaum keinerlei Senke, die Deine nächtlichen Umdreh-Bewegungen störend erschweren könnte.
Eigenschaften von Viscoschaummatratzen
Viscoschaum reagiert punktgenau auf Druck, aber nur mit Verzögerung. Wenn du dich hinlegst, sinkt dein Körper langsam und gedämpft in die Matratze ein. Das sorgt für eine sehr hohe Druckentlastung. Allerdings fehlt es an Gegendruck. Deshalb stützt Viscoschaum deine Muskulatur weniger gut als Latex oder hochwertiger Kaltschaum.
Der Memory-Schaum verändert seine Form nur durch gleichzeitige Einwirkung von Druck und Körperwärme. Besonders in kühlen Räumen bleibt der Schaum anfangs hart. Viele Modelle funktionieren erst ab 16 bis 18 Grad Celsius wie vorgesehen. Bei idealer Temperatur passt sich die Liegefläche innerhalb weniger Sekunden exakt an deinen Körper an. Ist das Schlafzimmer kühler, erhärtet der Schaum rund um den Körper. Dadurch fühlst du dich wie in einer Mulde – das erschwert das Umdrehen im Schlaf und kann dich sogar aufwecken.
Weil Viscoschaum sich so präzise anpasst, entstehen unter deinem Körper keine Hohlräume. Die Luft zirkuliert kaum noch. Wärme und Feuchtigkeit stauen sich leichter – besonders in warmen Nächten. Wenn du nachts schnell frierst, kann dir diese Wärme-Isolierung gefallen. Wer dagegen leicht schwitzt, empfindet sie oft als unangenehm.
Tipp
Wenn du dich für eine Viscoschaummatratze interessierst, achte besonders auf das Raumklima in deinem Schlafzimmer. Da Viscoschaum auf Körperwärme reagiert, entfaltet er seine volle Anpassungsfähigkeit erst ab etwa 18 °C. In kühlen Räumen kann der Schaum hart bleiben und das Liegegefühl deutlich verschlechtern. Nutze die Matratze daher idealerweise in gut beheizten Schlafzimmern – oder kombiniere sie mit einer wärmespeichernden Auflage.
Aufbau von Matratzen aus Visco– bzw. Memoryschaum
Viscoschaummatratzen gehören zur Kategorie der Schaumstoffmatratzen. Sie unterscheiden sich in Aufbau und Liegeeigenschaften deutlich von Federkernmatratzen. Neben Viscoschaum verwenden Hersteller auch Kaltschaum, Komfortschaum, Gelschaum und Latex für Matratzenkerne. Kaltschaummatratzen gehören zu den beliebtesten Modellen in Deutschland.
Mehr Infos zu allen Matratzenarten findest du im großen Matratzenarten-Vergleich – mit praktischen Tipps und Empfehlungen für unterschiedliche Schlaftypen.
Fast keine Viscomatratze besteht komplett aus Viscoschaum. Die meisten Modelle kombinieren eine dünne Viscoschicht mit einem tragenden Kern aus Kaltschaum oder Komfortschaum. Wenn nur eine Seite viscoelastisch ist, fällt die Schicht meist dicker aus. Bei beidseitiger Verarbeitung bleibt sie dünner.
Reiner Viscoschaum gibt zu stark nach. Er stützt den Körper nicht ausreichend. Deshalb sorgt ein fester Basisschaum für Stabilität und Halt. Einige Hersteller nutzen zusätzlich Taschenfederkerne, meist in Hybridmodellen.
Die Qualität der Viscoschicht und die Eigenschaften des Trägerschaums bestimmen den Liegekomfort. Auch der Bezug spielt eine wichtige Rolle. Er sollte weich und elastisch sein. Ein zu straffer Stoff hemmt die Anpassungsfähigkeit des Schaums – und damit den typischen Memory-Effekt.
Vorteile (Liste)
Vorteile
- Genaue Körperanpassung
- Durch hohe Druckentlastung ideal für bettlägerige Patienten
- Gute Isolierwirkung bewirkt besonders warmes Schlafklima
- Lange Lebensdauer
- Allergikerfreundlich
Nachteile (Liste)
Nachteile
- Eingeschränkte nächtliche Bewegungsfreiheit durch Senkenbildung
- Schlechte Stützung durch mangelnde Rückstellkraft (kaum Gegendruck)
- Eingeschränkte Elastizität bei Raumtemperaturen unter 16° C
- Neigung zu Hitzestau durch schlechte Belüftung & unzureichendes Schlafklima
- Tendenziell teuer in der Anschaffung
Für wen eignen sich Viscoschaummatratzen?
Überblick
- Rücken- und Seitenschläfer
- Personen, die gern tief in die Liegefläche einsinken
- Ruhig Schlafende mit wenig Bewegungsdrang
- Asthmatiker & Allergiker
- Menschen, denen nachts eher kalt ist
- Personen mit Rücken- / Gelenkbeschwerden, Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen
- Bettlägerige Patienten
Darauf solltest du bei einer Viscoschaummatratze achten
Matratzenbezug
Aus hygienischen Gründen sollte jeder Matratzenbezug mit einem Rundum-Reißverschluss ausgestattet sein: So lässt er sich bei Verunreinigungen oder Flecken einfach abnehmen und in die Waschmaschine stecken, und AllergikerInnen können Staub und Milben regelmäßig entfernen. Eine Synthetik-Beimischung sorgt für die bessere Formstabilität des Bezugsstoffs. Waschtemperaturen bis 60° C sollten heutzutage schon aus Hygienegründen für jeden Matratzenbezug zugelassen sein. Der Bezugsstoff sollte nicht allzu stramm sitzen, um die Nachgiebigkeit des Memoryschaums nicht zu behindern.
7-Zonen-Viscoschaummatratze
Die Stiftung Warentest prüft Matratzen regelmäßig auf ihre technischen und ergonomischen Eigenschaften. Dabei zeigt sich immer wieder: Liegezonen bringen oft weniger, als Hersteller versprechen. Unabhängig vom Matratzentyp bleibt der spürbare Effekt meist gering. Sobald du dich im Schlaf drehst oder deine Lage leicht veränderst, treffen die Zonen kaum noch gezielt die vorgesehenen Körperbereiche. Die versprochene Unterstützung verpufft – und damit auch der beworbene Vorteil. Eine 7-Zonen-Viscoschaum-Matratze ist daher meist nicht besser als eine unzonierte Matratze, wird jedoch häufig teurer angeboten.
Raumgewicht
Ein hoher Raumgewichtswert (RG-Wert) zeigt dir die Qualität einer Viscoschaummatratze. Er beschreibt, wie viel Schaumstoff pro Kubikmeter verarbeitet wurde – je höher dieser Wert, desto langlebiger und formstabiler ist die Matratze. Während die Angabe von Härtegraden oft uneinheitlich ausfällt, kannst du das Raumgewicht genau berechnen und problemlos mit anderen Modellen vergleichen.
Bei Viscoschaummatratzen beginnt ein guter RG-Wert bei etwa 45 kg/m³. Hochwertige Modelle erreichen in der Visco-Schicht sogar Werte von 80 kg/m³ oder mehr. Achte auch auf das Raumgewicht des Trägerschaums – ob Kaltschaum oder Komfortschaum, er sollte ebenfalls möglichst dicht und stabil sein.
Ein höheres Raumgewicht bedeutet: mehr Material, besserer Liegekomfort, längere Haltbarkeit. Allerdings steigt mit der Dichte auch das Gewicht der Matratze – dadurch wird sie schwerer zu wenden oder zu transportieren. Dafür profitierst du aber von einer spürbar besseren Schlafqualität über viele Jahre hinweg.
Visco-Topper als Ergänzung einer Matratze
Kunden, die sich mehr Schlafkomfort wünschen, ihre bisherige Matratze aber noch nicht austauschen wollen oder können, wird oft zu Visco-Matratzenauflagen geraten. Ist eine Matratze zu nachgiebig oder bereits durchgelegen, kann jedoch auch die beste Visco-Auflage nichts dagegen ausrichten. Sinnvoll kann ein hochwertiger Topper aus weichem Memoryschaum hingegen sein, um eine zu harte oder unnachgiebige Matratze im Nachhinein weicher und komfortabler zu gestalten: Dieses Prinzip wird bei Boxspringbetten im amerikanischen Stil sogar standardmäßig angewendet.
Probeschlafen, Garantie & Prüfsiegel
Wenn du eine Viscoschaummatratze suchst, die du dauerhaft nutzen möchtest, solltest du nur bei Anbietern kaufen, die dir ein ausgiebiges Probeschlafen ermöglichen. So kannst du die Matratze in Ruhe zuhause testen – im Unterschied zum kurzen Probeliegen im Geschäft. Falls sie dir nicht zusagt, lässt sie sich in der Regel unkompliziert zurückgeben.
Viscoschaummatratzen halten lange. Trotzdem unterscheiden sich die Modelle stark in Qualität und Verarbeitung. Achte darauf, dass der Hersteller dir mindestens 10 Jahre Garantie auf den Matratzenkern gibt. Zum Vergleich: Auch hochwertige Kaltschaummatratzen halten oft genauso lange, obwohl sie meist günstiger sind.
Vertraue auf anerkannte Prüfsiegel wie den STANDARD 100 by OEKO-TEX®. Sie zeigen dir, dass keine schädlichen Stoffe enthalten sind. Besser sind Matratzen aus deutscher Herstellung – sie stammen aus regionaler Produktion, sind umweltfreundlicher und meist schadstofffrei. Viele Billigmatratzen aus Fernost legen lange Transportwege zurück und bestehen oft aus minderwertigem Material.
FAQ
Die viscoelastische Komfortschicht sollte idealerweise zwischen 4 und 7 cm stark sein. Dünnere Schichten bieten weniger Entlastung, dickere können die Bewegungsfreiheit einschränken.
Ja, bei niedrigen Raumtemperaturen kann Viscoschaum anfangs härter wirken. Erst durch deine Körperwärme wird er weicher und passt sich an. Ideale Schlaftemperaturen liegen bei mindestens 18 Grad.
Hochwertige Modelle mit hohem Raumgewicht (ab ca. 45 kg/m³) halten in der Regel 8 bis 12 Jahre – vorausgesetzt, sie werden sachgemäß genutzt und regelmäßig gepflegt.