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Aktualisiert von Laura am 2. Juni 2025
Veröffentlicht von Petra am 2. Juni 2025
Kurz und knapp: Gelschaum im Überblick
- Weitere Bezeichnungen: Gel-Schaumstoff, Gel-Schaum, PUR-Gel-Schaum, gel foam.
- Eigenschaften: Anpassungsfähig, druckentlastend, atmungsaktiv, temperaturregulierend, aber hinsichtlich Nachhaltigkeit umstritten.
- Typische Einsatzbereiche: Matratzen, Polster, Kissen, medizinische Hilfsmittel.
Was ist Gelschaum?
Gelschaum ist ein punktelastischer Spezialschaumstoff, der auch als Gel-Schaumstoff, (PUR-)Gel-Schaum oder gel foam (engl. für Gelschaum) bezeichnet wird. Er besteht aus einer Kombination von Gel und Schaumstoff (meist Kaltschaum). Konzipiert wurde er in den frühen 2000er Jahren als Weiterentwicklung von viskoelastischem Schaumstoff (Memory Foam) für die Matratzen- und Polsterindustrie.
Herkunft der Bestandteile
Gelschaum basiert auf Polyurethan-Schaumstoffen (kurz PU- oder PUR-Schaum). In der Regel ist es Kaltschaum, dem während des Herstellungsprozesses Gel beigemischt wird, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen. Manchmal wird auch Viscoschaum zur Produktion von Gelschäumen verwendet. Gelschaum auf Kaltschaumbasis weist eine stärkere Stützkraft auf, während Visco-Gelschaum besonders druckentlastend wirkt und etwas träger reagiert.
Überblick: Zentrale Komponenten
- Polyurethan-Schaumstoffe: Synthetisch hergestellt aus petrochemischen Ausgangsstoffen.
- Polymer-Gele oder Silikon-Gel: Ebenfalls aus Mineralöl gewonnen; Viskosität und thermische Eigenschaften variieren je nach Zusammensetzung.
- Stabilisatoren und Emulgatoren: Zusatzstoffe, z. B. für die gleichmäßige Verteilung der Gelpartikel und eine längere Haltbarkeit
Nach Angaben des FSK (Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e. V.) beeinflussen unterschiedliche Gel-Varianten die mechanisch-physikalischen Eigenschaften des Gelschaums (u.a. Druckentlastung, Wärmeleitfähigkeit). Die oben aufgeführten Bestandteile werden in zahlreichen Ländern mit starker chemischer Industrie produziert. In der Regel stammen sie aus Europa, Nordamerika oder Asien.
Herstellung von Gelschaum
Gelschaum entsteht durch ein komplexes mehrstufiges Verfahren. Ziel dieses Prozesses ist stets, Gelkomponenten mit Trägerschäumen zu verbinden. Dadurch entsteht ein Material mit genau festgelegten mechanischen und thermischen Eigenschaften − anpassbar je nach geplantem Einsatzbereich.
Die Herstellung von Gelschaum umfasst folgende Schritte:
- Schaumproduktion: Zunächst wird die Grundmasse für PU-Schaum (meist für Kaltschaum) hergestellt − sie bildet die Basis des Schaums.
- Zugabe von Gel: Entweder jetzt (vorm Schäumen) oder in einer späteren Phase wird der Kaltschaum-Masse eine bestimmte Menge flüssigen bis zähflüssigen Gels beigemischt.
- Aufschäumung: Der Mix wird in einer Gussform bei Hitze und ggf. Unterdruck geschäumt.
- Aushärtung: Der Gelschaum härtet in der Form zum dauerelastischen Material aus.
- Zuschnitt und Konfektionierung: Der ausgehärtete Schaum wird in die gewünschte Form und Größe zugeschnitten, erhält ggf. Belüftungskanäle oder Formschnitte zur Komfortverbesserung, wird bezogen und versandfertig verpackt.
Eigenschaften von Gelschaum
Gelschaum zeichnet sich durch eine Kombination physikalischer und funktionaler Merkmale aus, die ihn von anderen Schaumstoffarten unterscheiden. Diese Eigenschaften ergeben sich aus seiner speziellen Materialzusammensetzung und Herstellungsweise.
Charakteristische Merkmale von Gelschaum sind
- Hohe Punktelastizität: Passt sich exakt an Körperkonturen an.
- Gute Thermoregulation: Nimmt Körperwärme auf und gibt sie zeitverzögert wieder ab.
- Druckentlastung: Ideal zur Vorbeugung von Druckstellen, z. B. bei Dekubitus.
- Hohe Rückstellkraft: Kehrt anders als Viscoschaum rasch wieder zur ursprünglichen Form zurück, passt sich veränderten Bedingungen schnell und flexibel an.
- Hohes Gewicht: Sehr dichtes Material, schwer zu transportieren und zu beziehen.
Typen von Gelschaum
Je nach Produkttyp wird Gelschaum als Block, in Schichten oder als Einspritzung in Kammern verarbeitet. Strenggenommen liegt echter Gelschaum nur dann vor, wenn Gel direkt in den Trägerschaum eingearbeitet wird. Dennoch wird die Bezeichnung oft auch für andere gelhaltige Matratzen, Topper oder Kissen benutzt. Die Eigenschaften der verschiedenen Spielarten können sich stark voneinander unterscheiden.
Gelschaum-Varianten: Herstellung und Eigenschaften
- Integrierter Gelschaum: „Echter“ Gelschaum, bei dem Gel direkt im Schaum eingearbeitet ist; homogene Materialstruktur mit gleichmäßiger, sehr guter Druckentlastung.
- Gelauflagen-Schaum: Gel liegt als Schicht auf dem Schaumkern; besonders kühlend, punktuell druckentlastend, Ursprung im medizinischen Bereich (Anti-Dekubitus).
- Eingespritzter Gelschaum: Gel wird in Kammern im Schaumkern eingespritzt; präzise Druckentlastung bestimmter Körperregionen, aufgrund der Hohlräume oft verbesserte Luftzirkulation, teils leichter und preisgünstiger als „echter“ Gelschaum.
Verwendung und Anwendungsbereiche
Eigenschaften wie gleichmäßige Druckverteilung, hohe Atmungsaktivität und körpernahe Formanpassung machen Gelschaum besonders geeignet für die Verwendung in Schlaf- und Komfortprodukten wie Matratzen oder Polstern. Bei Matratzen wird Gelschaum häufig in Kombination mit Kaltschaum oder Taschenfederkernen verwendet, um gezielte Liegezonen zu schaffen und das Schlafklima zu verbessern.
- Matratzen: Meist Kombimatratzen mit Gelschaum-Liegefläche.
- Matratzentopper: Als zusätzliche Komfortschicht auf vorhandenen Matratzen
- Sitz- und Rückenpolster: In Bürostühlen, Rollstühlen, Autositzen etc.
- Separate Kopfkissen: Für Personen, die viel sitzen
- Kopfkissen: Ergonomische Nackenstützen, oft mit kühlendem Effekt
- Medizinische Hilfsmittel: Lagerungskissen, Anti-Dekubitus-Unterlagen, OP-Matten
- Spezialschuhe oder Einlagen: Integrierte Gelschaum-Komponenten zur Stoßdämpfung
Umwelt- und Gesundheitsaspekte
Gesichtspunkte wie Inhaltsstoffe, Produktionsbedingungen und Entsorgung sind für die Umweltverträglichkeit von Schaumstoffen entscheidend. Statistisch wird Gelschaum derzeit nicht separat von anderen PU-haltigen Schaumstoffen erfasst und bewertet. Innerhalb der EU fachgerecht produzierte und geprüfte Produkte können nach aktuellem Kenntnisstand jedoch als weitgehend unbedenklich gelten.
Mögliche Kritikpunkte an Komfortschaum sind
- Rohstoffgewinnung: Hauptsächlich erdölbasierte Substanzen, begrenzte Vorkommen.
- Energieaufwand: Teils energieintensive Produktion der synthetischen Bestandteile
- Emissionen: Mögliches Austreten atemwegsreizender Gase (VOC) in den ersten Tagen.
- Giftige Dämpfe: Im Brandfall können Blausäuredämpfe entwickeln.
- Entsorgung: Recycling zu komplex; meist thermische Verwertung (Verbrennung).
Orientierung beim Kauf können Labels wie CertiPUR, OEKO-TEX® Standard 100 oder Blauer Engel sowie ausführliche, transparente Herstellerangaben bieten. Gelschaum eignet sich auch für Menschen mit Hausstauballergie, da er aufgrund seiner Zellstruktur weitestgehend resistent gegen Milbenbefall ist.
FAQ
Das kommt auf den Einzelfall an. Gelschaum bietet eine bessere Druckentlastung und Temperaturregulierung, während Kaltschaum meist stützender, langlebiger und preiswerter ist.
Ja, wenn der Schaum schadstoffgeprüft ist und ein entsprechendes Siegel (z. B. OEKO-TEX®) trägt.
Im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre, abhängig von Nutzung und Qualität.
Nein, im Gegenteil – Gelschaum hat eher eine kühlende Wirkung und ist temperaturausgleichend.
Aktuell nur sehr eingeschränkt in wenigen Forschungsprojekten; Gelschaum gilt wie viele synthetische Schaumstoffe als schwer recycelbar.
Ja, da Gelschaum sehr flexibel ist.