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Aktualisiert von Laura am 21. Mai 2025
Veröffentlicht von Laura am 21. Mai 2025
Zusammenfassung
Was ist Samt?
Samt ist ein Gewebe, das sich durch seinen kurzen, dichten und aufrechten Flor auszeichnet. Dieser Flor, auch Pol genannt, entsteht durch zusätzliche Fäden, die in das Grundgewebe eingewebt werden. Diese zusätzlichen Fäden bilden Schlaufen, die nach dem Weben aufgeschnitten werden, wodurch die charakteristisch weiche, samtartige Oberfläche entsteht. Die Art der verwendeten Fasern (z.B. Baumwolle, Seide, Viskose, Polyester) und die Webtechnik beeinflussen die Eigenschaften und das Aussehen des Samts erheblich. Echter Samt wurde traditionell aus Seide gefertigt, während heute auch viele andere Materialien zum Einsatz kommen, um unterschiedliche Qualitäten und Preisklassen zu ermöglichen. Die Dichte und Länge des Flors bestimmen die Weichheit und den Glanz des Samts.
Geschichte und Herkunft
Die Ursprünge des Samts lassen sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen, wo bereits um 2000 v. Chr. samtähnliche Gewebe hergestellt wurden. Seine Blütezeit erlebte Samt jedoch im Mittelalter und der Renaissance in Italien, insbesondere in Städten wie Venedig, Florenz und Genua. Hier entwickelten sich fortschrittliche Webtechniken und Samt wurde zu einem Symbol für Reichtum und Adel. Von Italien aus verbreitete sich die Samtherstellung in andere europäische Länder wie Frankreich und Spanien. Im 17. und 18. Jahrhundert war Samt ein fester Bestandteil der höfischen Mode und wurde für prächtige Gewänder und luxuriöse Einrichtungsgegenstände verwendet. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde die Samtproduktion mechanisiert, was ihn einem breiteren Publikum zugänglich machte, ohne seinen luxuriösen Charakter vollständig zu verlieren.
Funfact
- Im 14. Jahrhundert war die Samtherstellung in Venedig so bedeutend, dass Zünfte strenge Qualitätsstandards festlegten und versuchten, die Geheimnisse der Samtweberei vor der Konkurrenz zu schützen. Samt war ein wichtiger Handelsartikel und trug maßgeblich zum Reichtum der Stadt bei.
- Früher galt Samt als so wertvoll, dass er teilweise nur vom Adel oder der Kirche getragen werden durfte. Im mittelalterlichen Florenz war Samt sogar zeitweise gesetzlich den höheren Ständen vorbehalten, um die soziale Hierarchie sichtbar zu machen – wer unerlaubt Samt trug, musste mit Strafen rechnen!
Samt-Herstellung
Die Herstellung von Samt ist komplex und technisch anspruchsvoll. Zunächst wird ein Grundgewebe gewebt, meist in Lein- oder Köperbindung. Dann wird ein zusätzliches Fadensystem für den Flor eingewoben. Dabei entstehen zwei übereinanderliegende Stoffbahnen, die durch die Florfäden miteinander verbunden sind. Diese Stoffbahnen werden anschließend mit einer Rasierklinge oder einem Messer durchtrennt, wodurch der samtige Flor entsteht.
Die zwei Hauptarten der Samtherstellung
- Kettsamt: Bei der Kettsamt-Herstellung werden zusätzliche Kettfäden (die in Längsrichtung verlaufen) in Schlingen über Drähte gewebt, die quer zur Webrichtung verlaufen. Nach dem Weben werden diese Drähte entweder entfernt, wodurch Schlingen entstehen (Schlingensamt oder Velours) oder die Schlingen werden mit einem Messer aufgeschnitten, wodurch der typische aufrechte Flor des Schnittsamts entsteht.
- Schusssamt: Beim Schusssamt werden zusätzliche Schussfäden (die in Querrichtung verlaufen) in das Grundgewebe eingewebt und bilden so lange Flottierungen auf der Oberfläche. Diese Flottierungen werden anschließend aufgeschnitten, um den samtigen Flor zu erzeugen.
Nach dem Weben wird der Stoff gefärbt, gewaschen und gebügelt oder geprägt, um Muster und Texturen zu erzeugen.
Verwendung
Samt findet in zahlreichen Bereichen Anwendung. In der Mode wird er für elegante Abendkleider, Jacken, Hosen und Accessoires verwendet und verleiht jedem Outfit eine luxuriöse Note. Im Bereich der Inneneinrichtung ist Samt ein beliebtes Material für Polstermöbel wie Sofas und Sessel, für Vorhänge, Kissen und andere Dekorationselemente, da er Gemütlichkeit und Eleganz ausstrahlt. Auch im Theater und bei Veranstaltungen spielt Samt eine wichtige Rolle für Bühnenvorhänge und Kostüme. Darüber hinaus findet Samt in speziellen Anwendungen Verwendung, beispielsweise als Poliertuch für empfindliche Oberflächen oder in der Schmuckindustrie zur Auskleidung von Schatullen.
Tipp
Beim Kauf von Samtprodukten sollte man auf die Fasermischung achten. Reiner Baumwollsamt ist atmungsaktiver, während Kunstfasersamt pflegeleichter ist. Für festliche Kleidung empfiehlt sich Viskosesamt, da er weich fällt und intensiven Glanz bietet.
Eigenschaften von Samt
Die Wahl des Materials beeinflusst die Eigenschaften des Endprodukts. Je nach Faserart unterscheidet man Seidensamt, der besonders glänzend und weich dabei aber eher teuer ist, Baumwollsamt, welcher robuster, ist und einen matten Glanz hat und Kunstfasersamt aus Polyester oder Viskose), welcher pflegeleicht, kostengünstig und vielseitig ist. Verallgemeinernd lassen sich aber einige Vor- und Nachteile des Materials festhalten.
Vorteile (Liste)
Vorteile
- Luxuriöse Optik und Haptik: Der weiche Flor und der edle Glanz verleihen Samt eine besonders ansprechende Wirkung.
- Angenehmes Gefühl: Samt fühlt sich weich und angenehm auf der Haut an.
- Gute Drapierfähigkeit: Samt fällt schön und erzeugt elegante Falten.
- Wärmend: Je nach Material kann Samt eine wärmende Wirkung haben.
- Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Von Kleidung bis zur Inneneinrichtung ist Samt vielseitig einsetzbar.
Nachteile (Liste)
Nachteile
- Empfindlichkeit: Samt kann anfällig für Druckstellen und Flecken sein.
- Pflegeaufwand: Die Reinigung von Samt kann schwierig sein und erfordert oft spezielle Methoden.
- Kann schwer sein: Je nach Material und Verarbeitung kann Samt ein relativ schweres Gewebe sein.
- Lichtempfindlichkeit: Einige Samtarten können unter direkter Sonneneinstrahlung ausbleichen.
- Preis: Echter Seidensamt ist besonders teuer.
FAQ
Velours ist eine Art von Samt, bei dem die Schlingen des zusätzlichen Fadens nicht aufgeschnitten, sondern belassen werden. Dadurch entsteht eine schlingenartige, samtige Oberfläche. Schnittsamt hingegen hat einen aufgeschnittenen Flor, der weicher und oft glänzender wirkt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe jedoch oft synonym verwendet.
Traditionell wurde Samt aus Seide hergestellt, was ihn besonders luxuriös und teuer machte. Heute wird Samt aus einer Vielzahl von Materialien gefertigt, darunter Baumwolle (strapazierfähiger), Viskose (guter Fall und Glanz), Polyester (pflegeleicht und preisgünstig) und Mischgeweben. Die Wahl des Materials beeinflusst die Eigenschaften, den Preis und die Pflege des Samts.
Der Glanz entsteht durch den Flor, der Licht in verschiedene Richtungen reflektiert. Die gewählte Faserart beeinflusst den Glanz ebenso.