Wildseide

goldene wildseide

Aktualisiert von Laura am 29. Mai 2025
Veröffentlicht von Laura am 29. Mai 2025

Zusammenfassung

  • Wildseide ist eine natürliche, tierische Faser.
  • Sie wird nicht gezüchtet, sondern in der Natur gesammelt.
  • Wie echte Seide gilt sie als sehr luxuriös.

Was ist Wildseide?

Wildseide ist eine natürliche tierische Faser, die aus den Kokons von freilebenden Seidenspinnerarten gewonnen wird. Im Gegensatz zur kultivierten Maulbeerseide, die aus der Zucht des Maulbeerspinners stammt, wird Wildseide von wildlebenden Schmetterlingsarten wie Tussah-, Eri- oder Muga-Seidenspinnern produziert. Die Kokons der Wildseidenspinner werden in der Natur gesammelt. Dies führt zu Fasern mit unterschiedlichen Eigenschaften in Bezug auf Farbe, Textur und Länge. Sie zeichnet sich durch ihre unregelmäßige Struktur, matte Optik und hohe Festigkeit aus.

Geschichte der Wildseide

Die Geschichte der Wildseidengewinnung beginnt schon in der Antike. Archäologische Funde und historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass in verschiedenen Regionen Asiens, insbesondere in Indien und China, schon früh die Kokons wildlebender Seidenspinner gesammelt und zu Textilien verarbeitet wurden. Die Tussah-Seide hat ihre Ursprünge in Indien, wo sie seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der Textilherstellung spielt. Auch in anderen südostasiatischen Ländern wie Thailand und Indonesien wird Tussah-Seide gewonnen. Die Eri-Seide stammt ebenfalls hauptsächlich aus Indien, insbesondere aus der Region Assam, und wird dort traditionell für die Herstellung von Schals und anderen Kleidungsstücken verwendet. Die Muga-Seide ist eine exklusive Spezialität aus Assam und wird für ihre goldene Farbe und ihren Glanz geschätzt. Im Laufe der Zeit verbreitete sich das Wissen um die Wildseidengewinnung in andere Teile der Welt, blieb aber im Vergleich zur Maulbeerseidenproduktion stets ein Nischenmarkt. Noch heute wird die Gewinnung von Wildseide oft mit indigenen Völkern in Verbindung gebracht.

Funfact

Die Muga-Seide, eine seltene Form der Wildseide aus Assam (Indien), ist so robust und farbbeständig, dass sie früher als Familienschatz über Generationen weitergegeben wurde. Ihre natürliche goldene Farbe wird mit jedem Waschen intensiver – ein echter Luxusstoff der Natur!

Gewinnung

Die Gewinnung von Wildseide unterscheidet sich maßgeblich von der gezüchteter Seide. Denn die Kokons werden in der Natur gesammelt, wodurch der Prozess oft arbeitsintensiver und weniger standardisiert ist. Die Raupen der Wildseidenspinner spinnen ihre Kokons an Bäumen und Sträuchern. Diese werden nach dem Schlüpfen der Larven aufgesammelt. Anschließend werden die Kokons gekocht oder gedämpft, um die Sericin genannte natürliche Gummierung zu lösen, die die Seidenfasern zusammenhält. Dieser Prozess erleichtert das Abhaspeln der Fasern. Im Gegensatz zur Maulbeerseide, bei der ein langer, kontinuierlicher Faden abgewickelt werden kann, sind die Fasern der Wildseide aufgrund des Schlüpfens der Motten oder der Beschaffenheit des Kokons oft kürzer und weniger gleichmäßig. Die Gewinnung erfolgt nicht mehr nur in asiatischen Ländern, auch in Afrika und Südamerika gibt es verschiedene Wildseidenarten wie die Rothschildia Seide in Argentinien oder die Epiphora Seide in Westafrika.

Vorteile von Wildseide (Liste)

Vorteile

  • Nachhaltigkeit: Wildseide wird ohne Massenzucht gewonnen, was sie ökologisch attraktiver macht.
  • Tierschutz: Da die Seidenspinner nicht getötet werden, ist die Gewinnung tierfreundlicher.
  • Tragekomfort: Wildseide ist atmungsaktiv, temperaturregulierend und hautfreundlich.
  • Einzigartig und natürlich: Jede Faser hat eine individuelle Textur und Farbnuance, was zu besonderen Stoffbildern führt. Teilweise müssen die Fasern wie die der goldenen Muga-Seide durch ihre natürliche goldene Färbung nicht künstlich eingefärbt werden.
  • Robustheit und Strapazierfähigkeit: Viele Wildseidenarten sind widerstandsfähiger und strapazierfähiger als Maulbeerseide.

Nachteile von Wildseide (Liste)

Nachteile

  • Unregelmäßige Qualität: Die Fäden sind kürzer und weniger homogen als bei Maulbeerseide.
  • Schwierige Verarbeitung: Die Verarbeitung ist aufwendiger und kostenintensiver.
  • Eingeschränkte Farbaufnahme: Wildseide nimmt Farbe weniger intensiv auf und zeigt eher gedeckte Töne.
  • Hoher Preis: Aufgrund der aufwendigen Gewinnung ist Wildseide oft teuer.

Verarbeitung von Wildseide

Die Verarbeitung von Wildseide erfordert spezielle Techniken, die den unterschiedlichen Eigenschaften der Fasern Rechnung tragen. Aufgrund ihrer kürzeren Länge und unregelmäßigeren Textur wird Wildseide häufiger zu Garnen versponnen als zu endlosen Fäden verarbeitet. Das Spinnen kann von Hand oder maschinell erfolgen. Die Garne weisen oft eine rustikalere Optik und eine gröbere Haptik auf als Maulbeerseidengarne. Das Färben von Wildseide kann aufgrund ihrer unterschiedlichen Faserstruktur variieren, wobei einige Wildseidenarten eine besondere Affinität zu bestimmten Farbstoffen aufweisen. Die Weiterverarbeitung zu Stoffen erfolgt durch Weben oder Stricken. Die resultierenden Textilien zeichnen sich durch ihre einzigartige Textur, ihre Robustheit und oft durch ihre natürlichen Farbtöne aus.

Verwendung

Wildseide findet in verschiedenen Bereichen Anwendung. Ihre besondere Textur und ihr natürlicher Glanz machen sie für hochwertige Schals, Tücher und Krawatten beliebt. Im Bereich der Heimtextilien findet Wildseide Verwendung für Vorhänge, Kissenbezüge und Polsterstoffe, die eine natürliche und elegante Note verleihen. Darüber hinaus wird Wildseide auch im Kunsthandwerk und in der Weberei für die Herstellung einzigartiger Textilkunstwerke eingesetzt. Die Eri-Seide, die aus den Kokons des Rizinusspinner gewonnen wird, ist besonders für ihre weiche Textur und ihre gute Wärmeisolierung bekannt und wird daher oft für Babykleidung und Decken verwendet.

Tipp

Wildseidene Kleidung sollte mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Am besten wäscht man sie per Hand mit einem milden Seidenwaschmittel in lauwarmem Wasser. Direktes Sonnenlicht, starke Reibung und aggressive Reinigungsmittel sollten vermieden werden, um die empfindliche Faser zu schützen.

FAQ

Woher kommt Wildseide?

Hauptsächlich kommt Wildseide aus Indien, China, Thailand und Japan. Besonders bekannt für die Gewinnung ist Indien mit Tussah-, Eri- und Muga-Seide.

Wildseide hat eine matte Oberfläche, kürzere Fasern, wird aus geschlüpften Kokons gewonnen und gilt daher als tierfreundlicher. Maulbeerseide dagegen  ist glänzend, sehr glatt, aus gezüchteten Kokons und bei der Gewinnung wird die Raupe oft getötet.

Die Kokons werden nach dem Schlüpfen der Schmetterlinge gesammelt, eingeweicht und anschließend versponnen. Die Fasern sind kürzer und unregelmäßiger als bei Maulbeerseide.

Nein. Obwohl die Tiere beim Schlüpfen nicht getötet werden, handelt es sich um ein tierisches Produkt und ist somit nicht vegan.

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