Wäsche waschen zwischen den Jahren

Aktualisiert am 24. August 2023
Veröffentlicht am 2. Dezember 2022

⏰ Das Wichtigste in Kürze 

  • Manche Menschen waschen rund um Weihnachten & Silvester keine Wäsche
  • Grund hierfür ist ein alter Aberglaube aus der nordischen Mythologie
  • Wer Unheil vermeiden will, lässt Schmutzwäsche demnach bis ins neue Jahr liegen

Deshalb soll man zwischen Weihnachten und Neujahr nicht waschen

Endlich Weihnachten: Zeit der Familie, Besinnlichkeit und Entspannung! Dich lockt die gemütliche Couch viel stärker als Deine vorwurfsvoll dreinschauenden Wäscheberge? Gönn Dir ruhig mal eine Pause − wir liefern Dir gleich die perfekte Ausrede dazu. Denn wer kann schon meckern, wenn Du traditionellem Brauchtum folgst, um Deine Lieblingsmenschen vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren?!

Elektrischer Wäschetrockner hin oder her: In vielen Regionen halten sich Menschen selbst heute noch an die überlieferte Warnung vorm Waschen zur Weihnachtszeit. Jetzt Kleidung oder Hauswäsche in die Maschine zu stecken, aufzuhängen, zu bügeln und zu falten, kommt für sie keinesfalls in Frage. Dabei wissen viele gar nicht so genau, woher diese alte Regel stammt. Forschende vermuten den Ursprung des Wäsche-Aberglaubens im heidnischen Brauchtum.

Der Aberglaube rund um die Raunächte

Viele Menschen bezeichnen die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag als sogenannte Raunächte. Deren spirituelle Sonderstellung geht wahrscheinlich auf den Wechsel vom römischen Mond- zum julianischen Sonnenkalender vor mehr als 2000 Jahren zurück: Dauerte ein Jahr vorher 354 Tage, waren es plötzlich 365. Die Differenz von 12 Tagen empfanden damals viele Menschen wie ein Loch in der Zeit, durch welches sich dunkle Mächte ihren Weg ins Diesseits bahnen konnten.

Die Raunächte (auch Rauh-, Rauch-, Wolfs-, Zwölf-, Weihe-, Zwischen- oder Losnächte genannt) wurden ursprünglich durch die Wintersonnenwende am 21. Dezember eingeleitet. Die zunehmende Orientierung am christlichen Brauchtum bewirkte eine Verschiebung auf die Zeitspanne zwischen erstem Weihnachts-Feiertag (25. Dezember) und Dreikönigstag (06. Januar). In jedem Fall markieren die Raunächte die dunkelste, unwirtlichste Phase des Jahres.

Während der unheimlich düsteren Raunächte − elektrisches Licht gab es noch nicht − schienen die gewohnten Naturgesetze nicht zu gelten: Der Winter rückte nah ans Haus, Holz knarrte unter der Schneelast, und draußen pfiff der Wind besonders laut. Unserer Vorfahr*innen glaubten, Hexen, Dämonen, Frau Holle, die Seelen Verstorbener oder gar nordische Götter wie Thor oder Wotan samt ihren wilden Reiterscharen zu hören.

Um das Übel nicht unnötig anzuziehen, hielt man sich während dieser Zeit an mannigfaltige Regeln und Vorschriften. Nähen, Spinnen oder Dreschen waren genauso verboten wie das Ausmisten des Stalls. Vielmehr sollte alle Arbeit erledigt und die Behausung ordentlich aufgeräumt sein. Auch Schulden mussten zum Beginn der Raunächte zurückgezahlt sein. Nach Einbruch der Dunkelheit blieb man möglichst drinnen, hielt innere Einkehr und orakelte über die Zukunft.

Obwohl wir nach Sonnenuntergang längst nicht mehr im Dunkeln sitzen müssen, haben sich manche Bräuche in die Neuzeit herübergerettet. Das Bleigießen in der Silvesternacht gehört genauso dazu wie die Weigerung mancher Leute, zwischen den Jahren Wäsche zu waschen. Denn früher befürchtete man, dass dunkle Mächte Bettlaken von der Leine reißen könnten, um diese im kommenden Jahr als Leichentücher für Nahestehende zu verwenden.

Andernorts hatten die Menschen Angst, verirrte Seelen oder Dämonen könnten sich in der zum Trocknen aufgehängten Wäsche verfangen − und mit dieser Unheil ins Haus bringen. Vor allem weiße Leintücher galten daher als Todessymbol. Die Wäsche drinnen aufzuhängen war auch keine Lösung: Hier hätte sie die heulenden Reiterhorden und deren böse Flüche sogar ins schützende Heim eingeladen.

Du gibst nichts auf Aberglauben? Vermutlich hast Du recht, und die Hausfrauen und Mägde von früher waren einfach nur sehr clever. Vor der Erfindung der Waschmaschine wurde Wäsche nur relativ selten gewaschen − verursachte dann aber unglaublich viel körperliche Schwerstarbeit. „Drohende Verderbnis“ bot die perfekte Ausrede, um keinen dieser aufwendigen Großwaschtage ausgerechnet im dunkelsten, kältesten Winter veranstalten zu müssen.

FAQ

Der Brauch, zwischen Weihnachten und Dreikönigstag keine Wäsche zu waschen, hat sich mancherorts bis heute gehalten. Angeblich soll das Tor zur Geisterwelt dann besonders durchlässig sein. Umherirrende Fabelwesen könnten demnach in die aufgehängte Wäsche fahren und Unheil über deren Besitzer bringen.

Die Dauer des Waschverbots kann sich je nach regionalem Brauchtum unterscheiden. In manchen Gegenden wird an den 12 Tagen zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige bis heute keine Schmutzwäsche gewaschen − anderswo sammelt man die Schmutzwäsche nur bis zum Neujahrstag.

Die Überlieferung besagt, dass das Wäschewaschen rund um den Jahreswechsel böse Geister und Dämonen anlockt. Wer nicht abergläubisch ist, kann Textilien aber auch an Neujahr völlig unbesorgt in die Maschine stecken.

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