Die Snooze Funktion vom Wecker – Fluch oder Segen?

Aktualisiert am 24. August 2023
Veröffentlicht am 14. Juni 2021

Die Snooze- bzw. Schlummertaste ist wohl der schönste Knopf beim Wecker. Sie erfreut sich großer Beliebtheit. Allerdings stört die Weck-Unterbrechung auch den Aufwach-Modus des Körpers. Kommt nach dem Signal AUFSTEHEN gleich wieder die Botschaft WEITERSCHLAFEN und umgekehrt, versetzt man sich selbst in eine unnötige Stress-Situation. Darunter kann die Schlafqualität leiden.

Einführung: Ist Snoozen gut oder schlecht? Der Druck auf die Schlafqualität

Na, bist Du heute morgen gleich aufgestanden, als der Wecker geklingelt hat oder hast Du noch einmal die Snooze-Taste gedrückt? Das kurzzeitige Unterbrechen des Weckers weckt bei Menschen wahre Glücksgefühle. Vor allem, wenn sie schwer aus dem Bett kommen. Noch ein bisschen liegenbleiben, noch einmal wegdösen – wie schön. Einige wiederholen das Ritual sogar mehrmals. Da stellt sich die Frage, ob das eigentlich gut für uns ist? Schadet das Snoozen womöglich unserem Schlaf? Wir drücken die magische Taste und wollen betrachten, was es mit dem Snoozen auf sich hat.

Was ist Snoozen überhaupt?

Das Wort snooze kommt aus der englischen Sprache. Übersetzt bedeutet es “ein Nickerchen machen” oder “dösen”. Snooze finden wir heute vor allem in Verbindung mit dem Wecker oder Smartphone. Damit wird eine spezielle Funktion bezeichnet. Im Snooze-Modus wird das Wecksignal in der Regel für 9 Minuten unterbrochen. Diese Unterbrechung lässt sich beliebig oft wiederholen. Der Snooze-Modus wird auch als Schlummertaste bzw. “zzz” gekennzeichnet.

Warum dauert das Snoozen 9 Minuten?

Sind 9 Minuten die perfekte Zeitspanne zum Snoozen? Einer schlafmedizinischen Analyse ist dieses Zeitvolumen nicht geschuldet. Begeben wir uns in die 50er Jahre zum Unternehmen General Electric Telechron. Das hat voller Stolz 1956 den Wecker 7H241 auf den Markt gebracht. Und gleich mächtig die Werbetrommel gerührt:

The new General Electric-Telechron Snooz-Alarm is the world’s most humane alarm clock.  When the alarm sounds you just tap the control bar. The Snooz-Alarm will be silent and lets you sleep–but only for a few minutes. Then the alarm will sound again.

Hier wird deutlich, dass sich dieser Wecker den Widerspruch von Sehnsucht und Realität zunutze macht. Eigentlich MUSS man aufstehen, sehr eigentlich WILL man aber gerne noch etwas weiterschlafen. Da kommen die 9 Minuten wie gerufen. Beinahe lustig ist, dass die Schlummertaste an den Minutenzeiger gebunden war, und die Uhrwerke damals wohl technisch auf nicht mehr als neun Minuten eingestellt werden konnten. So sind im Laufe der Zeit diese 9 Minuten quasi zu einer Art Snooze-Tradition geworden. Auch wenn heute rein technisch gesehen natürlich auch andere Zeitspannen eingestellt werden können.

Um zu verstehen, was beim Snoozen passiert, müssen wir uns jetzt kurz den Schlaf-Wach-Rhythmus ansehen.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus

Auch wer sich noch nicht mit der Chronobiologie beschäftigt hat, wird bemerken, dass es so etwas wie eine innere Uhr gibt. Zum Beispiel am Wochenende. Samstag wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, Sonntag dementsprechend lange ausgeschlafen, so daß sich am Abend (nach dem dem Tatort;) nicht wirklich eine Bettschwere einstellen will, und das Aufstehen am Montagmorgen besonders schwer fällt. Irgendetwas ist aus dem Takt geraten. Und tatsächlich: Unser Leben wird durch zeitliche Rhythmen bestimmt. Bereits vor dem Aufwachen steigt die Körpertemperatur an. Auch im Hinblick auf die Konzentrationsfähigkeit, den Stoffwechsel und den Muskeltonus sind tagesrhythmische Schwankungen zu verzeichnen. Nur, wer gibt hier eigentlich den Takt vor?

Lange waren die Wissenschaftler überzeugt, daß unsere Tagesrhythmen eine Reaktion auf die Signale der Umwelt sind. Der Max-Planck-Forscher Jürgen Aschoff führte deshalb Mitte der 1960er Jahre ein Experiment durch, das es wohl heute aus ethischen Gründen nicht mehr geben würde. Es ließ Versuchspersonen über mehrere Wochen völlig getrennt vom natürlichen Tageslauf in einem Bunker wohnen. Fernsehen, Radio, Zeitung? Fehlanzeige. Ganz zu schweigen von einer Uhr, an der sich die Probanden hätten orientieren können.

Trotz aller entkoppelten äußeren Zeitgeber hatten die Teilnehmer*innen weiter eine tagesrhythmische Aktivität. Sie schliefen regelmäßig sieben bis acht Stunden. Auch ihre Körpertemperatur zeigte tagesperiodische Werte. Jürgen Aschoff bilanzierte das Experiment so: “Das Ergebnis (der Versuche) lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Alle unter natürlichen Bedingungen beobachtbaren tagesperiodischen Prozesse bleiben erhalten.”

Wir Menschen verfügen also über eine innere Uhr. Nicht nur das Schlafverhalten wird durch sie beeinflusst, sondern auch zahlreiche andere Körperfunktionen. Das heißt aber auch, dass wir einen inneren Wecker haben, der mit dem äußeren auf dem Nachttisch gewissermaßen konkurriert. Und so kommt wieder das Snoozen ins Spiel.

Schlafzyklus und Hormonsystem

Eigentlich sind wir Menschen dafür geschaffen, nicht durch einen schrillen Alarm, sondern eher langsam wach zu werden. Unser Schlaf durchläuft mehrere Zyklen. Wenn wir natürlich und in Harmonie mit unserer inneren Uhr aufwachen, sind zum Beispiel die Testosteron- und Cortisolwerte hoch. Das Wachsein wird so auf natürliche Art und Weise unterstützt. Wenn wir die Snooze-Taste verwenden, kann es passieren, dass wir einen neuen Schlafzyklus einleiten. Die Cortisol- und Testosteronwerte gehen zurück, obwohl sie gerade dabei waren, das optimale Volumen für das Wachwerden zu erreichen. Stellen wir uns dieses hormonelle Miteinander, bei dem noch viele weitere Botenstoffe beteiligt sind, wie ein Orchester vor, dann wäre der Druck auf die Snooze-Taste quasi ein Missklang.

Snoozen – eine müde Angelegenheit

Beim Snoozen sorgt also das Wieder-Einschlafen für eine erneute Produktion des Schlaf-Hormons Melatonin, während das Alarmsignal des Weckers den Körper durch Adrenalinausschüttung in Aktionsbereitschaft versetzt. So entsteht ein ungünstiges Wechselspiel aus künstlicher Erregung und kurzfristiger Entspannung. So schön es auch ist, dem Körper zu suggerieren, dass er weiterschlafen kann, so sehr geht es letztlich an der Realität vorbei. Denn aufstehen müssen wir ja.

You snooze, you lose?

Der US-amerikanische Schlafforscher Robert Rosenberg geht sogar so weit, das Snoozen für ungesund zu erklären. Er vertritt die Auffassung, dass der ständige Wechsel zwischen Aufwachen und Wieder-Einschlafen dem Körper schadet. Denn: Wer immer wieder wegdöst, bringt sich um seinen gesunden Schlaf-Rhythmus. Ähnlich sieht es Dr. Ingo Fietze, Schlafforscher und Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité in Berlin. Er meint, das Problem beim Schlummern sei das häufige Wecken. Denn dann schüttet der Körper Adrenalin aus, eine künstliche Erregung, die man eigentlich vermeiden sollte. Und ja letztlich auch ganz einfach dadurch vermeiden kann, dass man nur einmal aufwacht.

Fazit

Nicht nur bei verregneten ungemütlichen Herbsttagen kann das warme, kuschelige Bett auch nach dem Klingeln des Weckers noch eine magische Anziehungskraft ausüben. Wer das Aufstehen hinauszögert und die Schlummertaste drückt, bringt seinen Körper allerdings in ein Wechselspiel aus Schlafen und Wachen, das mehr Stress verursacht als Erholung. Die Schlaf-Zugabe, besonders, wenn sie mehrfach durchgeführt wird, geht auf Kosten der Regeneration, und der Schlaf-Wach-Rhythmus gerät durcheinander. Snoozen ist also nicht unbedingt empfehlenswert.

Wer das Snoozen liebgewonnen hat, der braucht darauf nicht zu verzichten. Zunächst ist wichtig, dass die Schlummerzeit nicht von der nötigen Gesamtmenge Schlaf abgezogen wird. Dann kann man die 9 Minuten Bett-Zugabe dazu nutzen, sich langsam in den Tag hinein zu begeben, etwa als Bestandteil der Morgen- und Aufwach-Routine. Noch einmal wegschlummern oder einnicken – das sollte man allerdings aus den genannten Gründen lieber nicht. Besonders nach mehrmaligem Betätigen der Weckwiederholung ist man schlussendlich mehr gerädert als erholt. Das sollte ja nicht der Sinn des Schlafens sein.

FAQ

Snoozen bedeutet, dass man die Weckfunktion des Weckers kurzzeitig unterbricht, um noch etwas weiter zu schlummern, bevor man aufsteht. Diese Weck-Unterbrechung nutzen viele Menschen morgens, um nicht gleich aufstehen zu müssen.

Das (mehrmalige) Wechselspiel aus Aufwachen und Wieder-Einschlafen stresst den Körper. Der Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers kann durcheinander geraten, weil Schlaf- und Wach-Hormone in einer ungünstigen Abfolge produziert werden.

Der Schlummer-Modus ist nicht wirklich erholsam. Daher den Wecker später stellen als üblich, dann bleibt keine Zeit für das Snoozen. Vor allem darauf achten, dass man auf die individuell notwendige Menge Schlaf kommt (im Durchschnitt ca. 7 Stunden).

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