Zum Weltbienentag haben wir uns gefragt: Wie schlafen eigentlich Bienen?

Aktualisiert am 24. August 2023
Veröffentlicht am 20. Mai 2021

Bienen brauchen Schlaf genauso wie wir Menschen. “Zu Bett” gehen die Honigbienen in ihrem Bienenstock. Honigbienen sind gewissermaßen der Inbegriff der sozialen Insekten. Sie leben in einem Staat, in dem klar geregelt ist, wer was macht. Die unterschiedlichen Lebens- und Aufgaben-Abschnitte der Bienen regeln auch, wo, wann und wie eine Biene schläft.

Wie schlafen Bienen?

Als Blütenbestäuber sind Bienen im wahrsten Sinne des Wortes fruchtbare Zeitgenossen. Ihre Bedeutung für Biodiversität und Ernährungssicherheit ist nicht zu bezweifeln. Auch deswegen hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 20. Mai als Weltbienentag ausgerufen. Die Wichtigkeit der Bienen wird damit unterstrichen. Zugleich ist das ein Appell an den dringenden Schutz der Bienen. Wir nehmen den Weltbienentag zum Anlass, um der Frage nach zu gehen, ob und wie Bienen schlafen. Begeben wir uns also auf die Spuren von Maja und Willi und all die anderen fleißigen Honigbienen.

Allgemeines zur Biene

Weltweit gibt es etwa 20 000 Bienenarten. Wir können die Bienen in vier Gruppen unterteilen: Solitärbienen, Hummeln, stachellose Bienen und Honigbienen. Wildbienen leben in der Regel als Einsiedler. Honigbienen leben hingegen in Bienenstöcken. Dort kann ein einzelnes Volk bis zu 50 000 Exemplare umfassen. Drei verschiedene Typen von Bienen finden wir in einem solchen Bienenvolk vor: die Königin (legt Eier), die Arbeiterinnen (sammeln Nektar und schützen das Nest) und die männlichen Drohnen (dienen der Fortpflanzung).

Warum Bienen wichtig sind

Das Erste, was uns in Bezug auf die Bienen in den Sinn kommt, ist wahrscheinlich der Honig. Immerhin soll der/die Deutsche durchschnittlich 1,1 kg pro Jahr verzehren. Eine süße Zahl, die weltweit einen Spitzenplatz einnimmt. Dahinter gerät bisweilen in Vergessenheit, dass Bienen unsere drittwichtigsten Nutztiere sind. Nutzen meint in diesem Fall die Bestäubungsleistung der Bienen. Nehmen sie Nahrung auf in Form von Nektar und Pollen tragen sie Pollen von Blüte zu Blüte und sichern so die Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen. Das ermöglicht eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln. Im Obstbau beispielsweise wird der Ertrag durch die fleißigen Bienen und ihre Bestäubung sogar um einiges gesteigert. Wild- und Kulturpflanzen vermehren sich nicht nur durch die Bestäubung, sondern verbessern auch ihre Früchte, also Gewicht, Gestalt oder den Zucker-Säure Gehalt. Nicht wenige Obst- und Gemüsesorten gäbe es ohne die Bienen in Deutschland überhaupt nicht.

Nett, wie die Biene ist, kommt sie aber nicht am Monatsende mit einer Rechnung zu uns geflattert und bittet um die entsprechende Gegenleistung. Schon das sollte uns dazu motivieren, der Biene mit Respekt und der angemessenen ökologischen Nachhaltigkeit zu begegnen. Immerhin verarbeiten wir fast alle Produkte, die die Biene hervorbringt in irgendeiner Art und Weise. So nutzen wir nicht nur den Honig, sondern auch das Propolis. Dieses Bienenharz findet sich etwa in Hustensaft oder verschiedenen Lippenpflegestiften oder Hautcremes. Bienenwachs hingegen kennen wir zum Beispiel von Kerzen. Im Fokus der Wissenschaft befindet sich auch das Gelée Royale, das von den Bienen zur Fütterung ihrer Königin verwendet wird. Da es sich aus Aminosäuren, Proteinen und verschiedenen Vitaminen und Mineralien zusammensetzt, soll es der Vitalität und dem geistigen Wohlbefinden sehr zuträglich sein. Bei so viel fleißiger Aktivität stellt sich natürlich die Frage, ob die Bienen sich auch erholen. Um das herauszufinden, sind Wissenschaftler auf eine naheliegende Idee gekommen.

Dem Schlaf der Biene auf der Spur

Um belastbare Daten über das Bienenleben zu gewinnen, haben Wissenschaftler Bienenstöcke verschiedener Unterarten der Westlichen Honigbiene eingerichtet.

Mikrofone, Wärmebildkameras, Thermometer und weitere Messgeräte zeichneten dann die Aktivitäten im Bienenstock auf. Das Resultat war ein umfangreicher Datensatz über das Bienenverhalten. Wann, wie und welche Bienen-Gruppen im Stock schlafen, konnte so ermittelt werden. Die umfangreiche Studie kannst Du hier nachlesen.

Der Bienenstock – ganz in Ordnung

Im Bienenstock geht es drunter und drüber. Könnte man denken. Tatsächlich herrscht dort eine strikte Arbeitsteilung. Das wird bereits deutlich, wenn man sich den “Karriereweg” der weiblichen Arbeitsbienen betrachtet. Sie schlüpfen nach 21 Tagen aus einem von der Königin befruchteten Ei. Gleich danach geht es frisch ans Werk. Was die Arbeitsbiene gerade so macht, hängt im Wesentlichen von ihrem Alter ab. Kaum geschlüpft, säubert sie als erstes die Wabenzellen. Nach etwa 6 Tagen füttert sie Larven und die Königin, um nach einigen weiteren Tagen beim Bau der Bienenwaben behilflich zu sein. Danach bewacht und verteidigt unser fleißiges Bienchen den Bienenstock. Schlussendlich verbringt die Arbeitsbiene ihr restliches Leben als Sammlerin von Pollen, Nektar und Wasser sowie als Honigproduzentin.

Interessant ist nun, dass die Honigbienen nach Berufsgruppen getrennt schlafen. Das haben Forscher am Biozentrum der Uni Würzburg in der bereits genannten Studie herausgefunden.

Der Schlaf der Bienen

Ohne Fleiß kein Honig – die Honigbiene übt im Laufe ihres Lebens quasi verschiedene Berufe aus. Dazu gehört Waben säubern, Brut und Königin füttern, Wachs herstellen, Waben bauen, vor dem Stock wachen, Nektar und Pollen sammeln. Braucht sie da nicht auch Schlaf- und Ruhephasen? Die Forscher der Universität Würzburg hat nun interessiert, ob sich das Bienenvolk auch beim Schlafverhalten “berufsspezifisch” verhält. Und ja, tatsächlich, so ist es.

Die jungen Bienen, die zunächst im Inneren des Stocks beschäftigt sind, schlafen in leeren Zellen meistens in der Nähe des Brutbereichs. Mehrere Schlafphasen verteilen sich bei ihnen auf Tag und Nacht. Der Leiter der Studie, Prof. Dr. Jürgen Tautz erklärt: „Je älter die Bienen werden, desto weniger schlafen sie. Als Sammelbienen zeigen sie einen deutlichen Tag-Nacht-Rhythmus im Schlafverhalten. Sie schlafen dann generell außerhalb von Zellen und näher am Rand der Waben. Dort dürften sie in der Nacht weitgehend ungestört sein.“

Mit zunehmender Dauer der Studie haben sich immer mehr Parallelen zwischen dem Schlaf der Bienen und dem der Menschen ergeben. Offenbar haben auch Bienen unterschiedlich tiefe Schlafphasen. Ähnlich wie beim Menschen sorgt auch bei den Bienen Schlafentzug für eine Verminderung der Lern- und Kommunikationsfähigkeiten. Darüber hinaus haben die Forscher entdeckt, wie die Schlafhaltung der Bienen aussieht. Zwischen zwei Waben drücken die Bienen ihren Kopf und ihren Hinterleib. Dabei lassen sie Beine und Fühler entspannt baumeln. Bis zu 30 Minuten können sie in dieser Position verbleiben. Ansonsten lässt sich der Schlaf der Bienen daran erkennen, dass sie auf einer Stelle verharren, ihre Beine einknicken und ihre Antennen herunterhängen lassen.

Ohne Schlaf geht’s nicht, das gilt auch für das Bienenvolk. Allerdings bleiben auch beim Schlaf der Insekten viele Fragen offen. Ist der Schlaf eine reine Energiesparmaßnahme, findet er statt wegen der Regeneration oder werden im Schlaf wichtige von unwichtigen Informationen getrennt? Es existieren einige Hypothesen über die biologische Funktion des Schlafes, allgemein anerkannt und wissenschaftlich nachgewiesen ist aber keine. Die „Honeybee Online Studies“ bleiben den Fragen auf der Spur.

Fazit

Fleiß und Schlaf schließen sich nicht aus. Bester Beweis sind die emsigen Honigbienen. Auch sie brauchen Schlaf. Wenn er fehlt, werden sie unkonzentriert. Wissenschaftliche Versuche haben ergeben, dass sich Bienen schlechter an einen neu gelernten Weg erinnern, wenn sie nicht genügend geschlafen hatten. Auch der Schwänzeltanz, mit dem die Bienen kommunizieren, leidet bei Schlafentzug. Wie für uns Menschen auch ist der Schlaf für Bienen lebenswichtig.

FAQ

Bei schlechtem Wetter, wenn es sehr heiß ist oder auch eben auch nachts sind Wildbienen meistens inaktiv. Dann ruhen sie in ihren Nestern, graben sich ein oder suchen sich sonstige Hohlräume. Einige Wildbienen hängen sich oft gemeinsam mit Artgenossen*innen unter die Körbchen von Kardengewächsen oder Korbblütlern.

Nachtaktive Bienen haben wesentlich empfindlichere Augen als Honigbienen. Besonders die nachtaktive Biene Megalopta genalis, die in Panama lebt, kann unter schlechten Lichtbedingungen auf Futtersuche gehen. Sie besitzt spezielle Sehzellen im Gehirn, die Lichtsignale sammeln und intensivieren.

Die Aufgabe im Bienenvolk und das Alter bestimmen, wann Honigbienen schlafen. Jüngere Bienen, die die Waben reinigen und die Brut pflegen schlafen unregelmäßig am Tag und in der Nacht. Die älteren Honigbienen schlafen überwiegend in der Nacht in einem Schlaf-Wach-Rhythmus, wie wir ihn von uns Menschen kennen. Sammelbienen machen auch mal am helllichten Tag ein Nickerchen.

Bei den meisten Insekten kann man nicht wirklich von einem Schlafverhalten sprechen.

Eher sind es nächtliche Ruhepausen, da sie in der Regel in der Nacht gar nicht oder nur eingeschränkt sehen können. Durch die nächtlichen kühleren Temperaturen befinden sie sich in einer Art Starre. Bienen unterscheiden sich also in ihrem Schlafverhalten von den meisten anderen Insekten.

 

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