Fernseher im Schlafzimmer

Fernseher im Schlafzimmer

Aktualisiert am 24. August 2023
Veröffentlicht am 11. Januar 2022

Das Wichtigste in Kürze 

  • Wissenschaftlich ist nicht eindeutig belegt, ob ein Fernseher im Schlafzimmer per se gut oder schlecht ist 
  • Lässt Dich Fernsehen zur Ruhe kommen, kann das TV-Gerät Dir beim Einschlafen helfen 
  • Wühlen Serien und Filme Dich vor dem Schlafengehen auf, solltest Du sie lieber nicht im Bett ansehen
  • Du möchtest Elektrosmog im Schlafzimmer reduzieren? Dann empfiehlt es sich eher auf das TV-Gerät zu verzichten ▷ weitere Tipps findest Du in unserem Artikel zum Thema Schlafhygiene

Fernseher im Schlafzimmer: Ja oder Nein?

Ein Fernseher im Schlafzimmer? Eigentlich kein Problem, oder? Da das Fernsehen ja heute in Farbe stattfindet, wollen wir bei diesem Thema Schwarz-Weiß-Antworten vermeiden. Denn tatsächlich gibt es Vor- und Nachteile, wenn es um den TV-Konsum in den Schlafgemächern geht. Eins aber gleich vorweg: Wo nichts mehr läuft, läuft Fernsehen – diese vermeintliche Volksweisheit ist nun wirklich nicht wahr. Meistens jedenfalls nicht.

Tatort Schlafzimmer: Ist Fernsehen ein Schlafkiller?

Eigentlich eine schöne Vorstellung: Was getan werden musste, ist getan, jetzt kann man es sich im Bett gemütlich machen. Mit Chips oder Snack-Möhren und voller Vorfreude auf die nächste Folge der Lieblingsserie. Haus des Geldes, Bridgerton oder Narcos? Das volle Programm wartet. Wenn man dann müde wird, einfach den Fernseher ausschalten und in den Schlaf finden. Und der womöglich stressige Alltag ist auch auf Knopfdruck ausgeschaltet. So weit, so gut. Doch nicht immer ist der Fernsehkonsum gut für den Schlaf. Schauen wir uns an, warum das so ist. Ohne Spielverderber zu sein, sondern mehr das informative Sandmännchen bzw. -weibchen.

Wetten, dass – schlafen gar nicht so einfach ist

Eigentlich ist schlafen ja ganz einfach – wir alle können es. Kaum, dass wir auf der Welt sind, fallen uns gleich wieder die Augen zu. Umso erschreckender ist, dass lt. RKI ca. 25 % der Erwachsenen an Schlafstörungen leiden, und über 10 % ihren Schlaf häufig oder dauerhaft als nicht erholsam erleben. Bemerkenswert ist, dass nur bei einem vergleichsweise geringen Anteil derer, die unter Schlafstörungen oder nicht erholsamem Schlaf leiden, spezifische schlafmedizinische Erkrankungen vorliegen. Den meisten Betroffenen kann ohne großen medizinischen Aufwand nachhaltig geholfen werden.

Schlafen ist also doch nicht kinderleicht. Was vielen von uns Probleme bereitet, geht auf etwas sehr grundlegendes zurück: Die Schlaf- und Wach-Hormone. Und die stehen auch auf dem Programm, wenn wir den Fernseher im Schlafzimmer einschalten.

Stranger Things – Die Macht der Hormone: Macht Fernsehen uns wach? 

Hormone sorgen für die Regulation der verschiedenen Körperfunktionen. Endokrinologie nennt sich die Wissenschaft von der Bildung und Regulation von Hormonen. Sie ist zuständig für die Behandlung der betreffenden Krankheitsbilder. Ein weites Feld. Sehr kompliziert und bei weitem nicht so erschöpfend erforscht, dass alle Fragen geklärt wären.

Was uns jetzt aber nur interessiert: Wenn unser Körper auf die nächtliche Ruhephase vorbereitet wird, dann sind auch hier Hormone mit im Spiel. Man könnte von einem Schlafhormon-Orchester sprechen. Am bekanntesten ist sicher das Melatonin. Es wird bei Dunkelheit gebildet, senkt unsere Körpertemperatur und macht uns müde. Doch am Schlaf-Wach-Rhythmus sind zahlreiche weitere Hormone beteiligt wie z.B. Cortisol, Serotonin, Leptin oder Ghrelin. Um nun im oben genannten Bild zu bleiben: Spielt das Hormon-Orchester harmonisch zusammen, finden wir gut in den Schlaf. Umgekehrt, umgekehrt.

Du ahnst es – jetzt stellt sich die Frage, wie der TV-Konsum im Schlafzimmer auf unser Hormon-Orchester einwirkt. Stimmt er ein in die harmonische Vorbereitung auf den Schlaf oder setzt er womöglich sogar einen Kontrapunkt und macht uns wach?

Cliffhanger: Zu spannend, um gut zu schlafen? 

Netflix, Prime Video, Apple TV, Sky, Disney+, etc. – Streaming Dienste sind erfolgreich und haben die Medienlandschaft aufgewühlt. Ein Grund: Die große Beliebtheit von Serien, die spannende Geschichten erzählen und damit auch immer wieder zum Talk-of-the-Town werden, also zu jenem Gesprächsstoff, der Kantinen, Schulhöfe, Stammtische und andere soziale Orte bestimmt. Da möchte der Mensch mitreden und nicht erst den Mörder kennen, wenn die anderen schon dem nächsten Killer auf der Spur sind. Vor allem die amerikanische Filmindustrie hat das serielle Erzählen derart perfektioniert, dass bisweilen ein regelrechtes Suchtpotenzial entsteht. Denken wir nur an Game of Thrones und andere Erfolgsformate. Filmschaffende anderer Länder ziehen nach. Alleine 111 Millionen Netflix-Accounts haben Squid Game, eine Serie aus Südkorea, seit dem Erscheinen eingeschaltet.

Dass wir bei diesen tollen Produktionen so gerne am Ball bleiben, liegt auch daran, dass sie raffinierte Spannungsbögen aufbauen. So werden gerne zum Ende einer Folge sog. Cliffhanger eingebaut (also Klippenhänger), die einen großen Reiz ausüben, unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht.

Nur, was machen solche Spannungsbögen mit unserem Körper, wenn er es sich im Bett gemütlich gemacht hat und eigentlich demnächst einschlafen will?

Breaking Bad: Störung der Einschlafruhe?

Unser Schlafhormon-Orchester hatten wir schon angesprochen. Die Körpertemperatur sinkt, wir werden müde, blitzartig finden wir in den Schlaf, den Schlafhormonen sei Dank. Diese Schlafhormone haben allerdings auch Gegenspieler. Cortisol zum Beispiel, eines der Hormone, die uns wieder wach werden lassen. Cortisol ist ein Stresshormon, das u.a. auch den Stoffwechsel anregt.

Wenn wir jetzt also spannende Inhalte auf dem Fernseher im Schlafzimmer konsumieren und im wahrsten Sinne des Wortes mitfiebern, dann kann es passieren, dass vermehrt Cortisol freigesetzt wird. Viele Serien haben viel mehr mit unserem Leben zu tun als es auf den ersten Blick erscheint. Das haben Studien ergeben. Das kann nun auch noch bedeuten, dass das Kopfkino einsetzt, und wir uns auf einem Gedankenkarussell wiederfinden, dass die Einschlafphase nicht beschleunigt, sondern behindert.

Exkurs: Schlechter schlafen durch Blaues Licht?

Handydisplays, Tablets oder Flachbildfernseher strahlen blaues Licht ab. Das wirkt sich auf den Hormonhaushalt aus. Auch wenn umfassende Studien fehlen, kann man davon ausgehen, dass das im blauen Spektralbereich liegende Licht die Bildung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt. Melatonin ist aber wichtig, um müde zu werden. Es ist also zu empfehlen, das Smartphone oder Tablet rechtzeitig vor dem Schlafengehen aus der Hand zu legen.

Fernsehen im Schlafzimmer also lieber nicht? Wir listen die Vor- und Nachteile im Folgenden auf:

Fernseher im Schlafzimmer: Vorteile & Nachteile (Liste)

Wer auf den Fernseher im Schlafzimmer nicht verzichten will, sollte sich das folgende Pro und Contra noch einmal vor Augen führen:

TV im Schlafzimmer – die Vorteile

  • Oftmals gehen uns vor dem Schlafengehen noch die Gedanken des Tages durch den Kopf und sorgen für eine gewisse Aufgewühltheit. Ein wenig fernsehen kann ablenken und müde machen.
  • Lieber beiläufig berieseln lassen, statt einen packenden Film zu schauen. Dann klappt es auch mit dem Einschlafen.
  • Auch am frühen Morgen kann der TV für Lebendigkeit sorgen und das Aufstehen leichter machen.
  • Viele TV-Geräte verfügen mittlerweile über einen Sleeptimer. Dort stellt man die gewünschte Zeitspanne ein und der TV schaltet automatisch ab.

TV im Schlafzimmer – die Nachteile

  • Wenn man schläft, während der Fernseher noch läuft, so stört das die Schlaftiefe. Der Schlaf ist dann weniger erholsam.
  • Spannende Filme oder Serien machen eher wach als müde. So bekommt man evtl. nicht genügend Schlaf.
  • Wenn man sich lieber dem TV-Gerät zuwendet als dem/der Partner*in, kann das zu Beziehungsproblemen führen.
  • Das Schlafzimmer ist zum Schlafen da. Wer daraus einen gemütlichen Fernsehraum macht, läuft Gefahr den Schlaf-Fokus zu verlieren.

TV-Gerät im Schlafzimmer: Unsere Tipps

Schon im Grundgesetz steht in Art. 13: “Die Wohnung ist unverletzlich.” Was ein Mensch also in seiner Wohnung und in seinem Schlafzimmer macht, ist natürlich Privatsache. Wir wollen hier einfach nur Anregungen liefern.

TV als Einschlafhilfe

Wer sich vor dem Einschlafen gerne noch etwas berieseln lässt, etwa durch eine wenig aufwühlende Talk-Show, eine relativ langweilige Dokumentation oder eine entspannende Meditationsanleitung, den wird das TV-Gerät im Schlafzimmer nicht stören. Es kann sogar als Einschlafritual nützlich sein. Hauptsache, die nötige Müdigkeit stellt sich ein.

TV als Schlafräuber

Wer regelrecht mitfiebert bei seiner Lieblingsserie oder beim Finalspiel seiner Fußballmannschaft, sollte das vielleicht lieber im Wohnzimmer tun, um danach ein heißes Bad zu nehmen, einen kurzen Spaziergang zu machen oder ein Glas heiße Milch mit Honig zu trinken. Einfach, um runter zu kommen und das aufwühlende Erlebnis nicht mit ins Bett zu nehmen.

Und die elektromagnetische Strahlung? Wirklich erforscht ist der Elektrosmog von Fernseher, Tablet, Handy und Co. noch nicht. Wer sich darum sorgt, lässt die elektronischen Geräte im Schlafzimmer außen vor oder zieht den Stecker.

Weitere Tipps zum Thema elektrische Geräte im Schlafzimmer findest Du in unserem Blog Artikel über Schlafhygiene

Fazit: Fernseher im Schlafzimmer – ja oder nein?

Es ist nicht von vorneherein schlecht für die Schlafqualität, einen Fernseher im Schlafzimmer zu haben. Vielmehr kommt es darauf an, wie man ihn benutzt. Wer seine eigene Ermüdung verstärkt und mit dem TV gute Erfahrungen gemacht hat, bitteschön. Wer den aufregenden Serienmarathon im Bett startet und plötzlich aufgedreht und hellwach ist, untergräbt die eigene Schlafqualität. Dann lieber nicht.

Grundsätzlich sollte das Schlafzimmer nur zum Schlafen und Lieben da sein und von keinerlei Ablenkungen geziert sein. Wer sich diesen “Luxus” erlauben kann, sollte es tun. Das ist gut für den Schlaf. Gemütlich fernsehen kann man schließlich auch im Wohnzimmer.

FAQ

Vor dem Einschlafen kommt der Körper zur Ruhe. Schlafhormone werden gebildet und lassen uns müde werden. Wer jetzt etwas Aufwühlendes im Fernsehen sieht, unterbricht diesen Vorgang und kann evtl. schlechter einschlafen.

Schädlich ist ein Fernseher im Schlafzimmer per se nicht. Es kommt darauf an, wie man ihn benutzt. Am besten vor dem Schlafengehen Inhalte gucken, die beruhigen und einen leicht schläfrig machen. Da haben wir alle so unsere Vorlieben. 

Laut Quotenmeter haben rund drei Millionen Deutsche ein TV-Gerät in ihrem Schlafzimmer, das sind etwa 8,8 Prozent der Haushalte. Auch in der Küche und im Esszimmer wird gerne ferngesehen.

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