Inhaltsverzeichnis
Aktualisiert von Anne am 15. Mai 2025
Veröffentlicht von Carina am 12. August 2020
Zusammenfassung
- Die Taschenfederkernmatratze gehört zur großen Familie der Federkernmatratzen
- Sie trägt ihren Namen aufgrund kleiner Stofftaschen, in die die einzelnen Metallfedern in ihrem Innern eingenäht werden
- Zu den typischen Qualitätsmerkmalen zählen unter anderem die Anzahl der Federn und die Anzahl der Federwindungen
Was ist eine Taschenfederkernmatratze?
Die Taschenfederkernmatratze trägt ihren Namen aufgrund kleiner Stofftaschen, in denen jede einzelne Stahlfeder steckt. Die Herstellung einer Matratze mit punktelastischem Taschenfederkern ist deutlich aufwendiger als die eines einfachen, flächenelastischen Bonellfederkerns, dessen Federn wie ein großes Metallgeflecht direkt miteinander verdrahtet werden: Für eine einzige Taschenfederkernmatratze müssen Hersteller Hunderte zylinderförmige Stahlfedern Stück um Stück einnähen, was zusätzliche Lohnkosten verursacht. Um eine durchgängige Fläche in Matratzengröße zu erhalten, werden für einen Taschenfederkern viele Reihen aus Stofftäschchen mit bereits darin eingenähten Federn nebeneinandergelegt und durch Klammern oder Klebstoff fest miteinander verbunden. Auch dieser Vorgang ist arbeitsintensiv, sodass der Endpreis der meisten Taschenfederkernmatratzen höher ist als der Preis einfacher aufgebauter, flächenelastischer Federkernmatratzen.
Einordnung des Matratzentyps
Die Taschenfederkernmatratze zählt zur großen Gruppe der Federkernmatratzen, die sich durch ihre spezielle Funktion und Bauweise klar von Schaumstoffmatratzen unterscheidet. Neben den drei Hauptarten – Bonell-, Taschen- und Tonnentaschenfederkernmatratzen – gibt es viele Misch- und Hybridmatratzen, die einen oder mehrere Federkerne mit Latex, Viscoschaum, Gelschaum oder Kaltschaum kombinieren. Solche Modelle verbinden die Stützleistung der Federn mit den Komforteigenschaften moderner Schäume, um das Liegegefühl gezielt zu optimieren.
Einen kompakten Überblick über alle Matratzengattungen, ihre Merkmale, ihre Vor- und Nachteile sowie ihre Eignung für die unterschiedlichen Schlaftypen findest du in unserem großen Matratzenarten-Vergleich.
Entstehungsgeschichte der Taschenfederkernmatratze
Thomas Sheraton, seinerzeit unter King George III für das royale Möbeldesign zuständig, baute bereits im 18. Jahrhundert gewundene Metallfedern in die Sitzflächen von Polstermöbeln ein. Zu dieser Zeit gab es noch keine flexiblen Schaumstoffe, weshalb Sheratons Federkern als bahnbrechende Erfindung für bequemes Sitzen gilt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienen dann die ersten Federkernmatratzen. Um die Metallfedern stabil zu machen, verband man sie flächig mit Draht. So entstand die erste elastische Matratze, die jedoch nicht punktgenau, sondern flächenelastisch nachgab. Dieses Konstruktionsprinzip kennt man bis heute als Bonellfederkern.
Der mangelnde Liegekomfort brachte Erfinder rasch auf neue Ideen. Besonders der englische Ingenieur James Marshall revolutionierte das Matratzen-Design. Als seine Frau erkrankte, entwickelte er 1899 die erste punktelastische Taschenfederkernmatratze. Er verpackte jede einzelne Feder in Baumwolltaschen und polsterte sie mit Rosshaar. So blieb jede Feder frei beweglich und reagierte gezielt auf Druck. Marshalls Idee setzte sich schnell durch. Bis heute nutzen Hersteller das Grundprinzip der Taschenfederkernmatratze, auch wenn sie heute modernere Materialien und effizientere Fertigungsmethoden einsetzen.
Aufbau von Matratzen mit Taschenfederkern
Alle Federkernmatratzen haben eines gemeinsam: einen Kern aus feuerverzinkten Stahlfedern. Je nach Bauart sehen die Federn unterschiedlich aus und lassen sich auf verschiedene Weise verbinden. Der Aufbau und die Anordnung der Federn bestimmen, ob die Matratze punktelastisch oder flächenelastisch reagiert. Auch die Materialqualität und die Verarbeitung spielen eine entscheidende Rolle für den Schlafkomfort und den Preis.
In einer Taschenfederkernmatratze stecken zylindrische Stahlfedern, die einzeln in kleine Stofftaschen eingenäht werden. Diese Taschen sorgen dafür, dass die Federn nicht direkt aneinanderstoßen. Stattdessen verbinden sich die Stofftaschen zu einem geschlossenen Federkern. Eine Schutzschicht aus Vlies oder Filz ummantelt den Kern und schützt ihn vor äußeren Einflüssen.
Darüber liegt eine Polsterschicht, die je nach Modell aus verschiedenen Schaumstoffen bestehen kann. Sie macht die Matratze weicher und anpassungsfähiger und verhindert bei guter Qualität, dass du die Metallfedern beim Liegen spürst. Den Abschluss bildet der Matratzenbezug. Er besteht aus einem elastischen, strapazierfähigen und möglichst dichten Stoff, der die gesamte Konstruktion schützt und zusammenhält.
Tipp
Die Taschenfederkernmatratze ist preislich im Durchschnitt höher angesiedelt als etwa die vergleichsweise simpel aufgebaute Bonellfederkernmatratze. Zum Teil liegt dies am hohen Produktionsaufwand des Taschenfederkerns, doch oft steckt auch Marketingpsychologie dahinter: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher bewerten eine Matratze unbewusst nach ihrem Preis und halten teure Modelle für hochwertiger. Du solltest daher bei Taschenfederkernmatratzen unbedingt auf deren charakteristische Qualitätsmerkmale achten.
Merkmale und Eigenschaften von Taschenfederkernmatratzen
Im Gegensatz zu den taillierten Bonellfedern, die auch seitlich nachgeben, besitzen Taschenfederkerne zylindrische Stahlfedern, die ihre Sprungkraft gezielt nach oben und unten abgeben. Jede Feder steckt einzeln in einer Stofftasche und bleibt dadurch unabhängig beweglich. Weil es keine Drahtverbindung zwischen den Federn gibt, gibt die Matratze nur dort nach, wo tatsächlich Druck entsteht. Diese Punktelastizität sorgt dafür, dass sich die Matratze präzise an deine Körperform anpasst. Becken und Schultern sinken ausreichend tief ein, während leichtere Zonen wie Taille und Nacken angenehm gestützt bleiben. So entlastet die Matratze deine Muskulatur und fördert eine ergonomische Liegeposition.
Die gute Luftzirkulation im Taschenfederkern sorgt für ein angenehm kühles Schlafklima. Gleichzeitig schützt die Trennung der Federn durch Stofftaschen vor Abrieb und Verschleiß, was die Formstabilität und Lebensdauer erhöht. Da sich die Federn nicht direkt berühren, bleibt die Matratze selbst nach Jahren ruhig und geräuscharm. Taschenfederkernmatratzen funktionieren auch auf verstellbaren Lattenrosten, allerdings nur bei kleinen Verstellungen von Kopf oder Füßen. Für eine aufrechte Sitzposition sind sie zu unflexibel. Hier reicht oft schon ein einfacher Lattenrost oder Rollrost, der die Matratze flach trägt.
Vorteile (Liste)
Vorteile
- Atmungsaktiv & dampfdurchlässig, luftiges Schlafklima
- Hohe Punktelastizität
- Für die meisten Schlaftypen (Rücken-, Seiten- und Bauchschläfer) geeignet
- Stofftaschen reduzieren Geräuschentwicklung gegenüber einfachen Federnkernmatratzen
- Je nach Ausstattung teils sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Bei fachgerechter Fertigung auch für schwere Personen geeignet
- Kaum anfällig gegen Schimmel
- Meist lange Lebensdauer
- Schlichte Rollroste & Lattenroste ohne Verstellmöglichkeit genügen als Unterbau
Nachteile (Liste)
- Luftiges Schlafklima wird oft als zu kühl empfunden
- Starr, daher kaum für verstellbare Lattenroste geeignet & schwierig zu transportieren
- Schlechte AllergikerInnen-Eignung: Hohlräume anfällig gegen Hausstaubmilben
- Eigengewicht steigt mit zunehmender Qualität (mehr Stahlfedern)
- Hohes Gewicht erschwert Handhabung beim Drehen & Wenden
- Geräuschbildung durch Stahlfedern nicht völlig ausgeschlossen
- Gesundheitliche Nachteile durch ihren Metallkern werden diskutiert
Für wen eignen sich Taschenfederkernmatratzen?
Besonders geeignet für
- Alle Schlaftypen, darunter auch Seiten-, Bauch- und Wechselschläfer
- Personen, die zu Nachtschweiß, Hitzewallungen etc. neigen
- SchläferInnen mit Vorliebe für ein festes, straffes Liegegefühl
- Personen mit einem Körpergewicht über 90kg
- Paare und junge Familien (als große Doppelbettmatratze & fürs Boxspringbett)
- Menschen, denen das Handling einer sperrigen Matratze keine Mühemacht
- Übernachtungsgäste
- VerbraucherInnen, die sich nicht an Metallteilen im Schlafbereich stören
- NutzerInnen eines unverstellbaren Roll- oder Lattenrosts
Weniger gut geeignet für
- Personen, die im Bett zum Frieren neigen
- Einzelschläfer mit schmalem Singlebett
- Menschen mit Vorliebe für ein gemütliches, anschmiegsames Liegegefühl
- Babys & Kleinkinder (aus Hygienegründen)
- NutzerInnen eines verstellbaren (Motor-)Lattenrosts
- Personen, die oft umziehen
- Hausstaub-AllergikerInnen
Qualitätsmerkmale bei Taschenfederkernmatratzen
Anzahl der Federn
Viele Anbieter bewerben ihre Taschenfederkernmatratzen mit einer hohen Anzahl an Federn. Diese Angabe bezieht sich in der Regel auf das Standardmaß 100 x 200 cm. Ein sogenannter 1.000er Taschenfederkern enthält also etwa 500 Federn pro Quadratmeter – das gilt als gutes Qualitätsmerkmal. Als grobe Orientierung gilt: Je mehr Federn, desto besser passt sich die Matratze an deinen Körper an.
Doch eine hohe Zahl allein sagt noch nichts über die tatsächliche Qualität aus. Manche Hersteller setzen auf Microfedern, die viel kleiner sind und deshalb mehr Federn auf gleicher Fläche unterbringen. Das klingt beeindruckend, bringt aber kaum echten Komfortgewinn. Im Gegenteil: Microfedern bestehen meist aus dünnerem Draht, nutzen sich schneller ab und bieten weniger Stützkraft, vor allem bei schwereren Körperzonen.
Auch das hohe Gewicht kann ein Nachteil sein. Je mehr Federn verbaut sind, desto schwerer wird die Matratze. Das erschwert das Beziehen und Wenden im Alltag spürbar. Hochwertige Taschenfederkernmatratzen zählen ohnehin zu den schwereren Matratzentypen – nur Latex- oder Tonnentaschenfederkernmatratzen bringen meist noch mehr Gewicht auf die Waage.
Anzahl der Federwindungen
Die sogenannte Gangzahl der verbauten Taschenfedern gilt ebenfalls als Kriterium zur Qualitätsbeurteilung von Federkernmatratzen. Sie gibt an, wie viele Windungen jede einzelne Feder aufweist. Stahlfedern mit einer hohen Anzahl an Windungen verbessern tatsächlich den Schlafkomfort, da sich die Liegefläche aufgrund ihrer gesteigerte Elastizität besser an Belastungen anpassen kann. Zudem sind Federn mit hoher Gangzahl besonders robust und können die Lebensdauer des Taschenfederkerns verlängern.
Tabelle: Feder-Gangzahl & Matratzen-Qualität
Anzahl Windungen | Qualität |
---|---|
3 | minderwertig, nicht zu empfehlen |
4 | ausreichend, zur gelegentlichen Nutzung (z.B. im Gästebett) |
5 | gut |
6 oder 6,5 | sehr gut |
7 oder mehr | hervorragend |
Raumgewicht
Abgesehen von den Federn hat auch das Material der Polsterung oberhalb des Taschenfederkerns bedeutenden Einfluss auf den Schlafkomfort: Eine Schicht aus punktelastischem Latex oder Kaltschaum mit hohem Raumgewicht bringt die Wirkung eines guten Federkerns viel besser zur Geltung als eine Abdeckung aus unelastischem Filz oder kurzlebigem Billigschaumstoff. Deshalb solltest Du Dich in Deiner Kaufentscheidung nicht ausschließlich von der Anzahl der Federn leiten lassen.
Das Raumgewicht ist normalerweise als wichtigstes Qualitätsmerkmal von Schaumstoffmatratzen bekannt. Bei Taschenfederkernmatratzen hingegen sagen die meisten Herstellerangaben etwas über die Metallfedern aus. Dennoch spielt das Raumgewicht auch hier eine entscheidende Rolle, da ein Taschenfederkern nach außen durch eine oder mehrere zusätzliche Schaumstoffschicht(en) gepolstert ist.
Da ein Taschenfederkern oft erst nach vielen Jahren Ausfallerscheinungen zeigt, hängt die Lebensdauer einer Taschenfederkernmatratze vor allem von der Qualität der Außenschicht ab. Taschenfederkernmatratzen sollten daher wie alle Federkernmatratzen mit sehr dichten Schäumen mit hohem Raumgewicht bzw. RG-Wert ausgestattet sein. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die innenliegenden harten Metallfedern auch nach längerer Nutzung nicht von außen spürbar werden.
Matratzenbezug
Damit eine Taschenfederkernmatratze ihr punktgenaues Liegeverhalten voll entfalten kann, sollte der Bezug leicht elastisch sein. Ein flexibler Oberstoff verhindert, dass der Bezug die Anpassungsfähigkeit der Federn einschränkt. Gleichzeitig braucht der Stoff strapazierfähige Nähte und ein dichtes Gewebe, da die Kombination aus Metall und Polsterschichten den Bezug mechanisch stark beansprucht.
Ein abnehmbarer Bezug mit Reißverschluss ist aus Pflegegründen unverzichtbar. Er lässt sich einfach reinigen, schützt die Matratze vor Schmutz und Milben und eignet sich besonders für Allergikerinnen und Allergiker. Achte auf eine Synthetik-Beimischung, die den Bezug formstabil hält. Wichtig ist auch, dass du ihn bei mindestens 60 Grad waschen kannst, um Bakterien und allergieauslösende Stoffe zuverlässig zu entfernen.
Liegezonen
Mehrere Liegezonen sollen bei Matratzen die passende Stützung für unterschiedlich schwere Körperregionen wie Beine, Becken, Taille, Schultern und Nacken bewirken. Im Bereich der Taschenfederkernmatratzen gibt es Modelle mit 3, 5, 7 oder 9 Liegezonen, welche meistens von der Matratzenmitte aus symmetrisch angeordnet sind.
Die Ergebnisse unabhängiger Matratzentests konnten wiederholt belegen, dass Liegezonen nicht unbedingt ein Garant für besseren Schlaf sind. So berichtete die Stiftung Warentest wiederholt, dass die angeblich vorhandenen Zonen im Labor oft gar nicht nachweisbar seien. Bei anderen Modellen wären die Unterschiede zwischen den Zonen viel zu gering, um überhaupt eine messbare Schlafverbesserung zu erreichen.
Selbst wenn sich eine Taschenfederkernmatratze in allen Körperzonen wie vorgesehen verhält, gibt es ein weiteres Problem: Sobald du Dich im Schlaf bewegst und womöglich leicht schräg, etwas höher oder etwas tiefer als üblich liegst, gelangt die Wirkung der unterschiedlichen Zonen nicht mehr zuverlässig an die dafür vorgesehenen Körperpartien. Daher ist eine 7-Zonen-Taschenfederkern-Matratze nur selten besser als eine unzonierte, wird aber häufig viel teurer angeboten als gleichwertige Matratzen ohne Liegezonen.
Probeschlafen, Garantie & Prüfsiegel
Dein Körper braucht oft mehrere Wochen, um sich an eine neue Matratze zu gewöhnen. Deshalb zählt auch bei Taschenfederkernmatratzen ein unverbindliches Probeschlafen zu den wichtigsten Qualitätsmerkmalen. Zuhause im eigenen Bett, auf der ausgepackten Matratze und über einen längeren Zeitraum kannst du wirklich herausfinden, ob die Matratze zu dir passt. Diese Möglichkeit bietet dir mehr Sicherheit als das kurze Probeliegen im Geschäft. Seriöse Anbieter räumen dir ein großzügiges Rückgaberecht ein, wenn dir die Matratze nicht zusagt – meist ohne aufwendige Begründung.
Viele Hersteller bieten auf hochwertige Taschenfederkernmatratzen eine Garantie von bis zu 10 Jahren. Diese gilt in der Regel nur für den Federkern und nur bei richtiger Nutzung. Prüfe die Garantiebedingungen genau: Häufig erlischt der Anspruch, wenn du die Matratze auf einem verstellbaren Lattenrost nutzt, der nicht empfohlen wird.
Achte außerdem auf anerkannte Prüfsiegel wie den STANDARD 100 by OEKO-TEX®. Dieses Siegel bestätigt, dass das Produkt frei von Schadstoffen ist. Matratzen aus deutscher Produktion überzeugen zusätzlich durch kurze Transportwege und bessere Umweltstandards. Billige Importware aus Fernost kommt oft nicht nur von weit her, sondern enthält auch mindere Materialien, die weniger langlebig und ökologisch bedenklich sind.
FAQ
Leichte Verstellungen sind möglich. Für häufiges oder starkes Verstellen eignen sich flexiblere Matratzen wie Kaltschaum besser.
Zwischen 500 und 1.000 Federn pro Quadratmeter sorgen für eine gute Punktelastizität.
Ja, ein Topper kann die Oberfläche weicher machen oder das Liegegefühl anpassen, ohne die Vorteile des Federkerns zu verlieren.